Erschienen in:
02.08.2018 | Nierentransplantation | Leitthema
Organspende in Deutschland: Wollen wir nicht? Können wir nicht? Oder dürfen wir nicht?
verfasst von:
Dr. K. Weigand
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 9/2018
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Zusammenfassung
Die Organspende hat in Deutschland einen neuen Tiefstand erreicht. So sank die Zahl an Organspenden von 1296 in 2010 auf gerade 797 Organspenden in 2017. Das entspricht einem Rückgang von 916 Nierentransplantationen in den letzten 6 Jahren. Damit steht Deutschland mit der Zahl an Organspender je 1 Mio. Einwohner an vorletzter Stelle im Eurotransplant(ET)-Verbund. Weniger hat nur Luxemburg, was in dem hohen Ausländeranteil von 47,5% in 2015 an der Bevölkerung begründet liegt, von denen viele zwar in Luxemburg gemeldet sind, aber in den benachbarten eropäischen Ländern leben. Deutschland steht aber nicht nur im ET-Verbund mit der Zahl an Organspendern weit hinten, sondern auch im Vergleich mit den anderen europäischen Ländern mit vergleichbaren politischen, ethischen, religiösen und sozialen Strukturen ist Deutschland das Schlusslicht, sind wir so anders als unsere europäischen Nachbarn? Deutschland – das Land mit einem der besten Gesundheitssysteme der Welt, aber nicht im Bereich der Organspende. Im internationalen Vergleich der Organspende stehen sogar Schwellenländer weit besser da als Deutschland. Wir sollten uns langsam fragen, ob nicht ein Fehler im System zu diesem Organspendermangel führt. Was aber ist die Ursache dafür und wie kann man das ändern. Eine alleinige und generelle Lösung für diesen Missstand gibt es nicht. Es sind viele unterschiedliche Punkte, die man bedenken und anpacken sollte. Dazu gehören die Aufklärung der Bevölkerung, die Fixierung des Willens zur Organspende oder deren Ablehnung, die Fortbildung von Ärzten zur Erkennung von potentiellen Organspendern, die Stärkung der Transplantationsbeauftragten und vieles mehr. Besonders aber sollte auch über die Widerspruchslösung nachgedacht werden. Es wird Zeit das System der Organspende in Deutschland zu hinterfragen und darüber objektiv mit offenem Ausgang zu diskutieren.