Erschienen in:
28.08.2017 | Pflege | Übersichten
Moderne Gerinnungstherapie beim blutenden Schwerverletzten
Faktorengabe nach „Point-of-care“
verfasst von:
Prof. Dr. Marc Maegele
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 5/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Unkontrollierte Blutungen einschließlich traumainduzierter Koagulopathie (TIK) sind nach wie vor die häufigste vermeidbare Todesursache beim Schwerverletzten und rasche Diagnostik und Behandlung sind mit verbessertem Outcome assoziiert. Eine an Zielwerten orientierte individualisierte Therapie („goal-directed therapy“) unter Einschluss von „Point-of-care“(POC)-Verfahren ist möglicherweise der empirischen und verhältnisbasierten Therapie mit Blutprodukten vorzuziehen.
Material und Methode
Selektive Literaturübersicht unter Berücksichtigung aktueller Empfehlungen/Expertenmeinungen zur Gerinnungstherapie bei blutenden Schwerverletzten via individualisierter Therapie („goal-directed therapy“) mit POC-viskoelastischer Substitution (ROTEM®) von Gerinnungsfaktoren und Hämostatika.
Ergebnisse
Die Gabe von Fibrinogenkonzentrat beim blutenden Schwerverletzten ist ab ROTEM®-FIBTEM A10 < 10 mm (FIBTEM A5 < 9 mm; FIBTEM MCF < 12 mm) und erniedrigter EXTEM A10 < 45 mm (EXTEM A5 < 35 mm; EXTEM MCF < 55 mm) zu erwägen; die Gabe von Prothrombinkomplexkonzentrat (PPSB) basierend auf einer verzögerten Gerinnselinitiierung (ROTEM®-EXTEM CT > 80 s). Aussagen zum Monitoring eines Faktor(F)-XIII-Defizits oder zur Therapiesteuerung mit FXIII-Konzentraten sind derzeit nicht möglich. Viskoelastische Testverfahren zeichnen sich durch hohe Sensitivität und Spezifität für den Nachweis einer Hyperfibrinolyse mit therapeutischer Gabe eines Antifibrinolytikums aus.
Schlussfolgerungen
Individualisierte Therapiekonzepte auf Grundlage von POC-viskoelastischen Testverfahren (ROTEM®) bieten eine sinnvolle Alternative zu den verhältnisbasierten Konzepten und sind mit reduziertem Transfusionsbedarf und reduzierter Morbidität vergesellschaftet.