Papierfolie erleichtert Trommelfellheilung

Einfach abwarten oder per Patch behandeln? Eine unkomplizierte Trommelfellperforation verheilt etwas besser nach einer Abdeckung mit Papierfolie. Dafür spricht eine Auswertung von sechs Studien. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Liegen bei einer einfachen Trommelfellperforation keine Hinweise auf eine Schädigung der Gehörknöchelchenkette vor, verheilt der Defekt meist von selbst. Die Tympanoplastik sollte erst zum Zuge kommen, wenn dies nicht der Fall ist, erinnern HNO-Ärzte um Dr. Liam Simani vom Sourasky Medical Center in Tel Aviv. Oft wird aber auch versucht, die Heilung mit einer kleinen Papierfolie als Gerüst und Orientierungshilfe für das Trommelfellepithel zu erleichtern und zu beschleunigen. Ein solcher Eingriff, bei dem der Defekt mit einer Folie aus dünnem Papier abgedeckt wird, gelingt mit wenig Aufwand unter Lokalanästhesie. Allerdings sei der Nutzen gegenüber dem Abwarten bislang nicht klar belegt, so die Spezialisten um Simani. Sie hofften, über eine kleine Metaanalyse der vorhandenen Literatur mehr Klarheit zu erlangen. Nach diesen Resultaten scheint sich ein „Paper Patch“ durchaus zu lohnen. Um 12% höhere Verschlussrate Die Ärzte um Simani fanden insgesamt sechs Studien zu traumatisch bedingten Trommelfellperforationen, in denen eine Behandlung mit Papierfolie gegen reines Abwarten verglichen wurde. Darunter befanden sich drei Fallserien aus der Türkei sowie drei randomisiert-kontrollierte Studien aus China, Korea und Schweden. Fünf der Studien wurden seit 2010 publiziert, eine 1987. In drei Studien verwendeten die Ärzte Zigarettenpapier, in den übrigen Reispapier oder Papier zur Linsenreinigung. Eine Studie bezog sich auf Minderjährige mit einem durchschnittlichen Alter von 14 Jahren, in den übrigen Untersuchungen waren die Teilnehmer meist in der dritten und vierten Lebensdekade. Empfehlung der Redaktion Innenohr – Themenseite Erkrankungen des Innenohrs von Otosklerose bis Morbus Méniere, Symptome wie Schwindel, Übelkeit und Tinnitus: aktuelles Wissens gibt´s auf dieser Themenseite. In einigen der Studien verwendeten die Ärzte begleitend topische und/oder orale Antibiotika. Insgesamt nahmen 443 Patienten an den Studien teil. Primärer Endpunkt der Analyse war die Verschlussrate zum Ende der jeweiligen Nachbeobachtungsdauer. Einen Verschluss erreichten 92% in den Gruppen mit Patch und 85% in den Kontrollgruppen – ein absoluter Unterschied von 7% zugunsten der Intervention. Dieser erwies sich jedoch nicht als statistisch signifikant. Schlossen die Ärzte um Simani die älteste Studie aus, die zum einen die wenigsten Teilnehmer und das höchste Bias-Risiko aufwies, zum anderen als einzige Studie auf einen negativen Effekt der Papierfolie deutete, dann kamen sie auf einen statistisch signifikanten Unterschied von 12% zugunsten der Folienabdeckung. Insgesamt verheilt das Trommelfell auch ohne Zutun bei den meisten Patienten ganz gut, mit der Papierfolie aber noch etwas besser, so das Fazit der HNO-Ärzte. Die rasche Abdeckung der Perforation ermöglicht zudem wieder ein weitgehend normales Hören. Kinder scheinen von der Intervention in ähnlicher Weise zu profitieren wie Erwachsene. Ein Problem der Analyse sind die diversen Begleittherapien, die ebenfalls einen Einfluss auf die Heilungsrate gehabt haben könnten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Was bringt die Abdeckung mit Papierfolie bei einer traumatisch bedingten Trommelfellperforation? Antwort: Eine Metaanalyse von sechs Studien deutet auf eine um 12% höhere Verschlussrate. Bedeutung: Das Trommelfell heilt auch ohne Zutun bei den meisten Patienten ganz gut, mit der Papierfolie aber noch etwas besser. Einschränkung: Diverse Begleittherapien könnten das Ergebnis verzerrt haben. Signifikantes Resultat erst nach Ausschluss einer Negativstudie.

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