Erschienen in:
01.01.2013 | Originalien
Trospiumchlorid als Einmalgabe bei überaktiver Blase
Ergebnisse einer multizentrischen Beobachtungsstudie
verfasst von:
Dr. H.-J. Notz, B. Hautumm, D. Werdier, R. Groves, K.P. Odenthal
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 1/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Seit kurzem ist Trospiumchlorid auch als langsam freisetzende Formulierung (Urivesc 60 mg Retardkapseln ®) zur einmal täglichen Gabe bei überaktiver Blase (OAB) zugelassen. In einer multizentrischen Beobachtungsstudie sollten unter klinischen Alltagsbedingungen Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie Auswirkungen auf die Lebensqualität bei Patienten mit OAB untersucht werden.
Patienten und Methoden
Insgesamt wurden 305 Patienten mit OAB (durchschnittliche Alter 60 Jahre, 79% weiblich) in die prospektive, nicht-interventionelle Beobachtungsstudie eingeschlossen. Alle Patienten erhielten Trospiumchlorid als Einmalgabe (Urivesc® 60 mg Retardkapseln) entsprechend der Fachinformation. Zu Beginn der Therapie und nach einer medianen Behandlungsdauer von 4 und 13 Wochen wurde neben urologischen Zielparametern auch die Lebensqualität ermittelt. Die Verträglichkeit wurde durch die Dokumentation aller unerwünschten Ereignisse innerhalb des Beobachtungszeitraumes evaluiert.
Ergebnisse
Die durchschnittliche tägliche Miktionsfrequenz sank im Behandlungsverlauf unter Trospiumchlorid signifikant von 11,7 ± 4,3 auf 7,7 ± 2,9 (p<0,0001). Gleichzeitig stieg das durchschnittliche Miktionsvolumen signifikant von 169,3 ± 79,8 ml auf 238,4 ± 122,0 ml pro Entleerung an (p<0,0001). Der Anteil der Patienten mit Harninkontinenz sank von 36,7% zu Studienbeginn auf 20,3% zum Studienende. Auch die Anzahl verwendeter Vorlagen reduzierte sich von durchschnittlich 3 auf 1. 39,3% der Patienten mit initialer Harninkontinenz kamen sogar ohne Vorlagen aus. Die Lebensqualität verbesserte sich signifikant in allen abgefragten Bereichen (Alltag, Familienleben, Schlafqualität, Selbstwertgefühl, Reisefähigkeit). Die Verträglichkeit von Urivesc 60 mg Retardkapseln war gut und insbesondere Mundtrockenheit war mit 1,0% selten. ZNS-assoziierte Nebenwirkungen oder andere schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf.
Schlussfolgerung
Unter praktischen Alltagsbedingungen konnte die Wirksamkeit und Verträglichkeit der neuen Retardformulierung von Trospiumchlorid als Einmalgabe zur Behandlung des Syndroms der OAB eindrucksvoll bestätigt werden. Die Einmalgabe von Trospiumchlorid 60 mg Retardkapseln führt zu einer signifikanten Verbesserung von Miktionsfrequenz, Nykturie, Inkontinenzepisoden und Vorlagenverbrauch und trug in dieser Patientenkohorte maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Ursache für das hier beobachtete gute Verträglichkeitsprofils – u. a. die niedrige Inzidenz an Mundtrockenheit- ist vermutlich die gleichmäßige Freisetzung des Wirkstoffs durch die retardierte Galenik und geringer ausgeprägte Wirkstoffspitze im Plasma der Patienten. Die Einmalgabe mit modifizierter Wirksofffreisetzung und die damit verbundene verbesserte Verträglichkeit fördern die Compliance. Die bekannte geringe ZNS-Gängigkeit und fehlende Verstoffwechselung durch CYP 450 sind weitere Merkmale von Trospiumchlorid. Verminderte Beeinträchtigung der Kognition und der Wechselwirkung mit therapeutisch notwendiger Komedikation lassen sich davon ableiten. Insbesondere ältere multimorbide Patienten mit OAB könnten aus der Summe dieser Wirkstoffeigenschaften besonders profitieren.