Zusammenfassung
Häufigkeit und Bedeutung der Tuberkulose sind so stark zurückgegangen, dass es heute schwierig sein dürfte, Autoren zu finden, die über umfangreiche eigene Erfahrungen zu Tuberkulose in der Schwangerschaft verfügen. Dafür gibt es jedoch immer wieder Einzelfallberichte sowie in erheblichem Umfang Literatur aus der Vorchemotherapiezeit und aus Ländern mit hoher Prävalenz (z. B. Indien). In Deutschland wurden 1996 insgesamt 11 814 Tuberkuloseerkrankungen neu diagnostiziert. Die Inzidenzraten sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich abgefallen (1970: 64 Fälle/100 000 Einwohner, 1995: 15/100 000, 1996: 14,4/100 000, 1997: 13,6/100 000, 1998: 12,7/100 000). Im Jahr 2005 wurden in Deutschland insgesamt 6 045 Tuberkuloseerkrankungen (Vorjahr: 6 542) registriert, was einer Inzidenz von nur mehr 7,3 Neuerkrankungen/100 000 Einwohner entspricht (Vorjahr: 7,9/100 000) (Brodhun et al. 2007). Damit setzte sich auch im Jahr 2005 der in den vorangegangenen Jahren beobachtete rückläufige Trend in Deutschland weiter fort. Bis 2009 sank die Zahl der Fälle in Deutschland mit n = 4 444 sogar unter 5 000 (Robert Koch Institut 2011) Mehr als 56 % der Tuberkulosepatienten waren im Ausland geboren, davon stammten 39 % vom indischen Subkontinent, und 13 % waren schwarzafrikanischen Ursprungs. Im Gegensatz zur weißen Bevölkerung mit Tuberkulose liegt das Durchschnittsalter der Patienten aus nichtweißen Ethnien mit 35 Jahren im Median deutlich niedriger. Im Vergleich dazu liegt der Median deutschstämmiger Tuberkulosekranker bei 56 Jahren. Ähnliche Trends wurden in den USA und in Deutschland beobachtet. Zusätzlich wurde die Veränderung der Tuberkuloseepidemiologie durch das Auftreten der HIV-Infektion verändert: Der Anteil von Patienten mit Tuberkulose auf der Basis einer HIV-bedingten Immunsuppression ist erheblich angestiegen.