Harnblasenkarzinom: Spiegelung verfälscht die Zytologie

Die Uringewinnung per Zystoskop bei Makrohämaturie kann das Testergebnis bei Verdacht auf ein Harnblasenkarzinom verfälschen, wie jetzt eine niederländische Studie bestätigt. Die Anwendung des Tests auf Cytokeratin 20 bei Verwendung von Spontanurin kann die Sensitivität erhöhen, ohne die Spezifität zu schmälern. In internationalen Leitlinien gibt es keine klaren Empfehlungen über die Verwendung von Spontanurin oder Harnblasenspiegelung zur zellulären Untersuchung des Urins. In Deutschland gibt es zudem noch immer keine Leitlinie zum Harnblasenkarzinom. Es gibt Hinweise, dass durch die Instrumentation die Zahl von Urothelzellen, von Zellen mit vergrößerten Zellkernen sowie der Palisadenzellen des Zylinderepithels deutlich erhöht wird. Ein Grund mehr für niederländische Urologen, Pathologen und Epidemiologen, den Effekt einer Spiegelung auf die diagnostische Genauigkeit während der Routinezytologie bei Patienten mit Makrohämaturie zu überprüfen. Zudem versuchten sie zu klären, ob sich durch die Instrumentation ausgelöste Atypien durch einen Test auf Cytokeratin 20 (CK-20) von malignen Zellen unterscheiden lassen. Zusätzliche CK-20-Analyse erhöht die Sensitivität Für die Studie ließen sich die Befunde bei 160 Urinproben von 80 Patienten mit Makrohämaturie im Alter von durchschnittlich 65,8 Jahren auswerten. Je zur Hälfte waren die Proben bei den Untersuchungen zwischen 2012 und 2014 spontan oder während der Blasenspiegelung gewonnen worden. Der Spontanurin wurde jeweils eine Stunde vor der Spiegelung gesammelt. Bei insgesamt 37 Patienten (46,3%) wurde wegen verdächtiger Läsionen eine transurethrale Resektion oder eine endoskopische Untersuchung der Harnleiter vorgenommen. Zwar hatten die Patienten zusätzliche pathologische Veränderungen, etwa eine BPH (17,5%), einen Harnwegsinfekt (15%), Nierensteine (15%) oder ein Prostatakarzinom (7,5%). Nach Angaben von Dr. Olivier Wegelin vom St. Antonius Krankenhaus in Nieuwegein/Utrecht und seinen Kollegen beeinflussten sie jedoch das Ergebnis der Urinanalyse nur unwesentlich. Bei den meisten Patienten (91,2%) wurde eine CT-Urografie vorgenommen, nur bei sechs Patienten eine sonografische Untersuchung der Nieren und der Blase. Bei 26 Patienten (32,5%) gab es durch die Bildgebung einen Verdacht auf ein Malignom. Insgesamt 30 Patienten (37,5%) hatten ein histologisch nachgewiesenes Harnblasenkarzinom, das bei vier Patienten muskelinvasiv war. Anhand der Kriterien in den EAU-Leitlinien stuften die Ärzte das Karzinom bei 17 Patienten (21,3%) als Hochrisikomalignom ein (Stadium T1G3, multifokal oder rasch rezidivierend oder ein Carcinoma in situ), bei zwölf Patienten (15%) als intermediär (Ta-T1, G1-2, multifokal, ˃ 3 cm Durchmesser) und nur bei einem Patienten als Niedrigrisikokarzinom (nicht invasiv, Ta G1, < 3 cm Durchmesser). Den Berechnungen zufolge hatte die Routinezytologie mit Spontanurin eine signifikant höhere Spezifität als mit während der Spiegelung gesammeltem Urin (94% versus 72%). Die Sensitivität der Zytologie – also mit richtig positivem Testergebnis – war in beiden Fällen deutlich niedriger. Die Werte unterschieden sich aber nicht signifikant (40% versus 53%). Durch die Anwendung der CK-20-Analyse ließ sich die Sensitivität bei der Untersuchung des Spontanurins allerdings deutlich erhöhen, sodass der Unterschied zur Sensitivität in der Vergleichsgruppe mit alleiniger Zytologie signifikant wurde (67% versus 40%; p = 0,03). Keinen signifikanten Unterschied brachte der Test jedoch bei der Verwendung von Urin, der während der Spiegelung gewonnen wurde (67% versus 53%; p = 0,30). Die Spezifität ließ sich jeweils durch die CK-20-Analyse nicht wesentlich verbessern.

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