Erschienen in:
09.09.2016 | Harnblasenkarzinom | Hauptreferate: Aktuelle Habilitationen
Tumorgenese aus pathologischer Sicht
Tumorausbreitung und epigenetisch regulierte Gene beim Harnblasenkarzinom
verfasst von:
Dr. Dr. N. T. Gaisa
Erschienen in:
Die Pathologie
|
Sonderheft 2/2016
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit betrachtet die Tumorgenese des Harnblasenkarzinoms auf drei dem Pathologen zugänglichen Ebenen: morphologisch, molekular- und epigenetisch. „Feldkanzerisierung“ und intraurotheliale Migration/Tumorzellseeding sind die wissenschaftlichen Haupthypothesen, welche das syn- und metachrone Auftreten multipler Tumoren im gesamten Harntrakt erklären sollen. In ausführlichen Zystektomiekartierungsstudien fanden wir in fast zwei Drittel aller Präparate ein unifokales Tumorgeschehen umgeben von einem tumornahen präinvasiven Carcinoma in situ. Weitere Untersuchungen mithilfe der TP53-Mutations- und Loss-of-heterozygosity-Analyse an ausgewählten Fällen sprechen für eine klonale Verwandtschaft der Tumorläsionen. In-situ-lineage-tracing via Cytochrom-C-Oxidase/Succinatdehydrogenase-Enzymhistochemie mit nachgeschalteter mitochondrialer DNA-Mutationsanalyse zum definitiven Klonalitätsnachweis blieb bei Harnblasentumoren inkonklusiv. Insgesamt fanden sich Hinweise auf beide Ausbreitungstheorien, wobei jedoch die intraurotheliale Migration/Tumorzellseeding den mengenmäßig größeren Anteil darstellt.
Ein weiterer Tumorgenesemechanismus ist die Inaktivierung von Genen durch epigenetische DNA-Methylierung. Wir analysierten die DNA-Methylierung von verschiedenen Genen, welche in RNA-Expressionsanalysen des Harnblasenkarzinoms herabreguliert waren. Dabei war insbesondere epigenetisch inaktiviertes ITIH5 mit einem frühen Rezidiv in pT1 High grade-Tumoren vergesellschaftet und zeigte funktionell einen forcierten invasiv-metastatischen Phänotyp, was eine initial tumorsuppressive Rolle nahelegt. Die epigenetische Gen-Inaktivierung stellt damit einen weiteren Tumorgenesemechanismus v. a. in der Progression der Erkrankung dar.