Erschienen in:
13.08.2021 | Typ-1-Diabetes | Leitthema
Neue Wege zur Prävention des Typ-1-Diabetes bei Kindern
Chancen und Risiken
verfasst von:
Prof. Dr. O. Kordonouri, T. Danne, K. Lange
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 10/2021
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Zusammenfassung
Innerhalb des klinischen Phänotyps Typ-1-Diabetes besteht eine beträchtliche Heterogenität: Die genetische Anfälligkeit ist komplex, die Progressionsraten unterscheiden sich deutlich, ebenso wie die Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen. Neue Präventionsstrategien sollen mithilfe von Biomarkern zu personalisierten Kombinationstherapien in Analogie zum Vorgehen in der Kinderonkologie führen. Bekanntlich beginnt der Typ-1-Diabetes mit der Autoimmunität, dem Nachweis von 2 oder mehr persistierenden diabetesassoziierten Antikörpern (Stadium 1). Eine zusätzliche subklinische Dysglykämie wird als Stadium 2 bezeichnet, der manifeste Typ-1-Diabetes als Stadium 3. Sowohl genetische wie immunologische Parameter ermöglichen eine Früherkennung von Kindern und Jugendlichen. Da 9 von 10 betroffenen Kindern aus Familien ohne andere Familienmitglieder mit Typ-1-Diabetes stammen, sind bevölkerungsbezogene Screeningstrategien zur Prävention des Typ-1-Diabetes erforderlich. Untersuchungen zur psychologischen Belastung durch Screeningprozeduren zeigten, dass die große Mehrheit der Familien mit dem Wissen um das erhöhte Diabetesrisiko ihres Kindes nach kurzer Zeit relativ unbelastet leben konnte. Im Forschungsnetzwerk Globale Plattform zur Prävention des Autoimmunen Diabetes (GPPAD) werden Primärprävention mit oralem Insulin (POINT-Studie) oder Probiotika (S1NTIA-Studie) untersucht. Das europäische Forschungsnetzwerk „An innovative approach towards understanding and arresting Type 1 diabetes“ (INNODIA) entwickelt ein einheitliches Studienprotokoll („Masterprotokoll“), um ab dem Patientenalter von 5 Jahren die Untersuchung neuer Einzelsubstanzen und Kombinationstherapien zu beschleunigen. Sekundäre Präventionsansätze zeigen in ersten Pilotstudien vielversprechende Ergebnisse zu Verlängerung der Remissionsphase oder Verzögerung des Krankheitsbeginns bei Risikopopulationen.