Sorgen und Stress treiben HbA1c-Wert hoch

Sind junge Typ-1-Diabetiker mit ihrer Behandlung unzufrieden oder machen sie sich Sorgen wegen ihrer Erkrankung, leidet darunter auch die Blutzuckerkontrolle. Dies ist vor allem bei Frauen und gesundheitlich angeschlagenen Patienten der Fall. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Junge Erwachse mit Typ-1-Diabetes kommen häufig nicht mit der Vorstellung zurecht, den Rest ihres Lebens krankheitsbedingte Einschränkungen ertragen zu müssen. Dies kann zu emotionalem Stress und psychosozialen Problemen führen, die wiederum das Diabetesmanagement beeinträchtigen, geben Epidemiologen und Diabetologen um Anna Stahl-Pehe vom Deutsche Diabeteszentrum in Leipzig zu bedenken. Psychologische Interventionen könnten helfen, den Stress zu lindern und damit auch die Diabetestherapie zu verbessern. Allerdings sei noch weitgehend unklar, wie häufig junge Typ-1-Diabetiker gestresst sind und welche Patienten in besonderem Maße Unterstützung benötigen. Anhand einer Analyse von zwei deutschen Diabeteskohorten kommen die Forscher um Stahl-Pehe zu dem Schluss, dass vor allem Frauen sowie Patienten in einem schlechten physischen und psychischen Zustand unter krankheitsbezogenen Sorgen leiden. Solche Patienten haben aktuell und einige Jahre später deutlich schlechtere HbA1c-Werte als weniger besorgte Diabetiker. Für ihre Analyse werteten die Forscher zunächst Querschnittsdaten der beiden Kohorten mit zusammen 584 Patienten aus. Alle hatten bereits in den ersten fünf Lebensjahren einen Typ-1-Diabetes entwickelt und waren zum Zeitpunkt der Befragung im Schnitt rund 21 Jahre alt. Rund 60% waren Frauen, der HbA1c-Wert betrug im Mittel 64 mmol/mol (8,0%), etwas mehr als die Hälfte benötigte eine Insulinpumpentherapie, weniger als 40% beteiligten sich an einem DMP. Jeder Siebte durch die Krankheit gestresst Um den krankheitsbezogenen Stress zu ermitteln, füllten die Teilnehmer den Fragebogen „Problem Areas In Diabetes (PAID)“ aus. Dieser besteht aus 20 Fragen wie „Ist es derzeit ein Problem, dass keine eindeutigen und klaren Ziele ihrer Diabetesbehandlung bestehen?/ dass Sie der Gedanke ängstigt, mit dem Diabetes leben zu müssen?/dass Sie sich Sorgen über Unterzuckerung machen?“. Daraus lässt sich ein Score mit maximal 100 Punkten berechnen; Werte ab 40 Punkte deuten auf bedeutsamen diabetesbezogenen Stress. Im Schnitt lag der PAID-Score bei rund 20 Punkten, etwas jeder siebte Befragte wies Werte von 40 und mehr Punkten auf – der Anteil sei damit deutlich geringer als bei Patienten mit späterer Manifestation eines Typ-1-Diabetes, berichten Stahl-Pehe und Mitarbeiter. In ihrer Querschnittsanalyse stellten die Forscher fest, dass der HbA1c-Wert klar mit dem PAID-Score korrelierte: Für jede HbA1c-Erhöhung um 1 mmol/mol ließ sich ein 0,28 Punkte höherer PAID-Wert berechnen – unter Berücksichtigung von Begleitfaktoren wie Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status. Ein höherer PAID-Score ging zudem mit einer geringeren Therapiezufriedenheit und einem niedrigeren sozioökonomischen Status einher, betraf öfter Frauen als Männer, Patienten mit Depressionen sowie solche in einem schlechten physischen oder psychischen Zustand. Ein Teil der Patienten ist drei Jahre später erneut befragt und untersucht worden. Je höher der PAID-Score bei der ersten Untersuchung war, umso höher lag der HbA1c-Wert bei der zweiten Analyse. Pro 10 Punkte beim PAID-Score ließ sich ein 1,82 mmol/mol höherer HbA1c drei Jahre später berechnen. Die Forscher um Stahl-Pehe schließen aus ihrer Analyse, dass krankheitsbedingter Stress bei jungen Diabetikern die Blutzuckerkontrolle beeinträchtigt. Achten sollten Ärzte besonders auf Frauen, Patienten mit geringem sozioökonomischem Status und/oder in einem gesundheitlich schlechten Zustand. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Einfluss haben krankheitsbezogene Ängste auf die Blutzuckerkontrolle junger Typ-1-Diabetiker? Antwort: Je mehr Ängste und Sorgen, umso schlechter die aktuellen und künftigen HbA1c-Werte. Bedeutung: Junge Patienten mit krankheitsbezogenen Sorgen könnten von einer psychologischen Betreuung besonders profitieren. Einschränkung: Nur ein geringer Teil der beiden Studienkohorten nahm an den Befragungen teil – die Resultate sind möglicherweise wenig repräsentativ.

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