Später Autoimmundiabetes schadet vor allem Frauenherzen

Im Vergleich zu erwachsenen Typ-2-Diabetikern haben Erwachsene, die an einem Autoimmundiabetes (AIDA) erkranken, ein deutlich besseres metabolisches Profil. Paradoxerweise ist das Herzinfarktrisiko bei AIDA-Patienten aber nicht geringer, zumindest wenn sie weiblich sind. Erkranken Erwachsene an Diabetes, muss es sich dabei nicht immer um einen Typ-2-Diabetes handeln. Auch eine Autoimmunreaktion kann Auslöser der Stoffwechselstörung sein, wobei man nochmal zwischen dem sogenannten Latent Autoimmun Diabetes with onset in Adults (LADA) und der klassischen Form des Typ-1-Diabetes differenziert. Beiden ist gemein, dass sich Antikörper gegen Beta-Zell assoziierte Antigene, wie etwa gegen Glutamat-Decarboxylase (GAD), im Blut nachweisen lassen. Welche langfristigen Gesundheitsrisiken AIDA-Patienten drohen, ist noch relativ unklar. Eine erste große prospektive Studie aus Norwegen bescheinigte eine ebenso hohe kardiovaskuläre Mortalität wie bei Typ-2-Diabetes, und das obwohl das metabolische Profil der AIDA-Patienten im Durchschnitt deutlich günstiger ausfiel. Dieselbe Forschergruppe legt nun eine neue Studie vor, in der sie anhand der Daten der Nord-Trøndelag-Health-(HUNT)-Studie das Herzinfarktrisiko von Typ-2-Diabetikern und Patienten mit AIDA verglichen hat. In der Auswertung berücksichtigt haben Lars Erik Laugsand von der Universitätsklinik in Trondheim und seine Kollegen 62.995 Teilnehmer, von denen 207 an einem AIDA erkrankt waren und 2322 als Typ-2-Diabetiker identifiziert wurden. Als AIDA-Kriterium galt eine Diabetesmanifestation nach dem 34. Lebensjahr in Kombination mit einem positiven Anti-GAD-Titer, eine Manifestation nach dem 34. Lebensjahr ohne positiven Titer sprach für einen Typ-2-Diabetes. Von den insgesamt 62.995 Teilnehmern hatten innerhalb des Untersuchungszeitraums von durchschnittlich 11,8 Jahren 2614 einen Herzinfarkt erlitten. Wie erwartet stieg mit einer Diabeteserkrankung das Herzinfarktrisiko. Etwa doppelt so hoch wie bei Gesunden war es, wenn ein Diabetes Typ 2 vorlag. Das galt für Frauen (HR 2,39, 95%-KI 1,98−2,89) und Männer (HR 1,92, 95%-KI 1,62−2,26) gleichermaßen. Anders bei AIDA: Während im Vergleich zu gesunden Frauen AIDA-Patientinnen ein fast viermal so hohes Herzinfarktrisiko in Kauf nehmen mussten (HR 3,63, 95%-KI 2,21−5,96), blieb das Risiko für männliche AIDA-Patienten im Vergleich zu ihren stoffwechselgesunden Geschlechtsgenossen unverändert (HR 1,30, 95%-KI 0,70−2,42). Während bei Gesunden und Typ-2-Diabetikern mehr Männer als Frauen einen Herzinfarkt erlitten, hat sich bei den AIDA-Probanden dieses Geschlechterverhältnis umgekehrt. Die Herzinfarktrate lag mit 14,6 pro 1000 Personenjahre bei AIDA-Patientinnen deutlich höher als bei ihren männlichen Leidensgenossen (10,3 pro 1000 Personenjahre) und erreichte damit fast das Niveau Diabetes-Typ-2-kranker Männer. Insgesamt hatten AIDA-Patienten ein deutlich besseres metabolisches Profil als Typ-2-Diabetiker, bei der glykämischen Kontrolle schnitten sie aber schlechter ab Frauen klar im Nachteil! Eine autoimmun bedingte Diabeteserkrankung im Erwachsenenalter lässt das Herzinfarktrisiko bei Frauen sprunghaft ansteigen. Im Vergleich zu Gesunden liegt es fast viermal höher, wie Laugsand und Kollegen betonen. AIDA-Patientinnen sind somit deutlich herzinfarktgefährdeter als Männer mit AIDA sowie Frauen und Männer mit Diabetes Typ 2. Diese Assoziation lasse sich weder mit dem Lebensstil noch mit den Folgen eines metabolischen Syndroms, einer familiären Vorbelastung oder sozioökonomischen Faktoren erklären. Als auffallend beschreiben die Studienautoren allerdings die nur unzureichende Blutzuckereinstellung der AIDA-Patientinnen. Sie plädieren daher für eine aggressivere Therapiestrategie bei diesen Patientinnen und fordern intensive Forschungsbemühungen, um die Ursache dieser Geschlechterdifferenz zu evaluieren.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Später Autoimmundiabetes schadet vor allem Frauenherzen

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft