QT-Verlängerung nach Hypoglykämie hält noch eine Stunde an

Diabeteskranke entwickeln während einer Hypoglykämie eine deutliche Verlängerung der QT-Zeit. Diese lässt sich auch noch eine Stunden lang nach dem Ende des Blutzuckerabfalls nachweisen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Sowohl Hyper- als auch Hypoglykämien scheinen Studien zufolge Arrhythmien zu begünstigen und könnten damit auch ein Teil des erhöhten Sterberisikos von Typ-1-Diabetikern erklären – etwa Todesfälle, die durch einen plötzlichen Herztod hervorgerufen werden, berichten Forschende um Dr. Christine Andreasen vom Steno Diabetes Center der Universität in Kopenhagen in Dänemark. So sei das Risiko für einen plötzlichen Herztod unter Typ-1-Diabetikern rund zehnfach höher als in der übrigen Bevölkerung. Weshalb das Herz unter der Erkrankung Schaden nimmt, ist jedoch unklar. Andreasen und Mitarbeitende vermuten, dass vor allem Hypoglykämien das Arrhythmierisiko erhöhen. In einer experimentellen Untersuchung konnten sie nun zeigen, dass es während einer Hypoglykämie zu QT-Zeitverlängerungen kommt, und dass diese teilweise noch recht lange nach wiedererlangtem eu- oder hyperglykämischem Zustand persistieren. Sie konnten für ihr Experiment 24 Personen mit Typ-1-Diabetes gewinnen. Diese teilten sie in zwei Gruppen: In der einen stabilisierten sie die Teilnehmenden zunächst für etwa 45 Minuten in einem eu- bis leicht hyperglykämischem Bereich (Glukose-Serumwert von 90-144 mg/dl), dann führten sie diese unter ärztlicher Beobachtung durch Insulingabe für 60 Minuten in eine Hypoglykämie (Zielwert 45 mg/dl), anschließend für eine weitere Stunde in eine Hyperglykämie (360 mg/dl). In der zweiten Gruppe war das Vorgehen ähnlich, nur dass in der Erholungsphase statt der Hyperglykämie wieder die Ursprungswerte angestrebt wurden (euglykämische Gruppe). Einen Monat später wiederholten sie das Experiment und tauschten die Gruppen. Während des Versuchs wurden die Glukosespiegel kontinuierlich überwacht und die Teilnehmenden an ein EKG angeschlossen. Diese waren im Median 52 Jahre alt und hatten einen HbA1C-Wert von 7,4%. Zwei nahmen Betablocker, sieben ACE-Hemmer oder Sartane, zwei Kalziumantagonisten. Alle zeigten zu Beginn der Tests ein normales EKG, die Serumglukosewerte erreichten im Mittel rund 120 mg/dl. QTc-Zeit um rund 27 ms verlängert Das Team um Andreasen konzentrierte sich vor allem auf die frequenzkorrigierte QT-Zeit (QTc). Zu Beginn war diese bei allen Diabeteskranken unauffällig und lag bei etwa 420 ms. Während der Hypoglykämie nahm sie um etwa 27 ms zu und fiel anschließend leicht ab, blieb aber noch immer erhöht, und zwar um 12 ms während der hyperglykämischen sowie um 15 ms während der euglykämischen Erholungsphase. QTc-Peakwerte erhöhten sich in der Hypoglykämie um etwa 45 ms, in der euglykämischen Erholungsphase lagen sie noch um 20 ms und in der hyperglykämischen Phase um 17 ms über den Peak-Werten zu Beginn der Tests. Auch bei anderen Repolarisationsparametern wie der T-Wellen-Amplitude ergaben sich Abweichungen, die in der Erholungsphase anhielten, unabhängig davon, ob die Teilnehmenden in eine Eu- oder Hyperglykämie geführt wurden. Andreasen und Mitarbeitende vermuten, dass Hypoglykämien bei Personen mit Typ-1-Diabetes einen „proarrhythmischen Sturm“ triggern, der zusammen mit anderen Faktoren bei vulnerablen Menschen gefährliche Herzrhythmusstörungen auslösen kann. In ihrer Untersuchung gingen die Hypoglykämien mit fallenden Kalium- und steigenden Adrenalin-Serumwerten einher, vermutlich tragen diese Veränderungen zu den kardialen Effekten bei, scheiben die Studienautoren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Effekte hat eine Hypoglykämie auf kardiale Repolarisationsparameter von Personen mit Typ-1-Diabetes? Antwort: Die QTc-Zeit wurde in einer Studie während einer Hypoglykämie im Mittel um rund 27 ms verlängert und war auch noch eine Stunde später erhöht. Bedeutung: Eine Hypoglykämie führt zu länger anhaltenden Veränderungen der Repolarisation, dies könnte eine Erklärung für das erhöhte Arrhythmierisiko unter Menschen mit Typ-1-Diabetes liefern. Einschränkung: Kleine Studie mit wenigen Teilnehmenden.

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