Flash-Glukose-Monitoring senkt Hypoglykämierisiko

Ein neuartiges System zur Messung der interstitiellen Glukose erlaubt das Abrufen der Werte über einen Scanner und schützt dadurch vor Unterzuckerung. In einer Studie konnten Typ-1-Diabetiker die Zeit mit Hypoglykämien um 38% reduzieren. Eine strenge Blutzuckerkontrolle bei Typ-1-Diabetikern erfordert, damit es nicht zu Hypoglykämien kommt, eine engmaschige Überwachung des Glukosespiegels. Bei der Verwendung herkömmlicher Blutzuckermessgeräte müssen sich die Patienten dafür mehrmals täglich piksen. Bei der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) muss dies nur jeweils einmal zur Kalibrierung eines neuen Sensors gemacht werden. Beim Flash-Glukose-Monitoring entfällt die Blutzuckermessung ganz, weil der Sensor vorkalibriert ist. Der Sensor, der den Glukosespiegel in der Gewebsflüssigkeit misst, wird mit einer Setzhilfe am Oberarm platziert und verbleibt dort für 14 Tage. Um den aktuellen Wert und auch die Entwicklung des Glukosespiegels in Erfahrung zu bringen, wird ein kleines Lesegerät für eine Sekunde in die Nähe des Sensors gehalten. Durch die simple und schnelle Kontrollmöglichkeit werden häufigere Überprüfungen erleichtert: In einer randomisierten Studie bei gut kontrollierten Typ-1-Diabetikern resultierte daraus eine Reduktion von Dauer und Zahl der Hypoglykämien, die nicht mit einer Verschlechterung der Stoffwechselkontrolle einherging. Täglich 1,2 Stunden weniger in der Hypoglykämie Studienteilnehmer waren 241 erwachsene Typ-1-Diabetiker mit einem HbA1c ≤ 7,5%; Patienten mit gestörter Hypoglykämiewahrnehmung waren ausgeschlossen. Zunächst wurden alle Patienten 14 Tage lang mit dem Flash-Glukose-Monitoring-System (Freestyle Libre von Abbott) ausgestattet, ohne dass sie es auslesen konnten, um die Stoffwechsellage vor der Intervention zu erfassen. Danach wurden 120 Patienten der Gewebsglukosemessung der sensorbasierten Messung und 121 der konventionellen Blutzuckerselbstmessung zugeteilt. In der Kontrollgruppe wurde der Glukosespiegel 14 Tage vor Abschluss der sechsmonatigen Studie zusätzlich verblindet mit dem Sensor erfasst. Das Ergebnis: In der Interventionsgruppe reduzierte sich die tägliche Hypoglykämiezeit mit Glukosespiegeln < 70 mg/dl von 3,38 auf 2,01 Stunden, in der Kontrollgruppe von 3,44 auf 3,27 Stunden. Die adjustierte Differenz von 1,24 Stunden war hochsignifikant. Sie entspricht einer Reduktion der Hypoglykämiedauer um 38%; Unterschiede ab 30% gelten als klinisch relevant. Eine relevante Verbesserung hatten bei Studienende 77 Patienten (65%) mit dem Flash-Glukose-Monitoring und 39 (33%) mit Blutzuckerteststreifen erreicht. Hyperglykämiezeiten auch verkürzt Auch wenn der Vergleich auf ausgeprägtere Hypoglykämien ( 240 mg/dl) waren mit der Sensor-Technologie ebenfalls geringer, und zwar um 19%. Der HbA1c war bei Studienende zwar geringfügig höher als zu Beginn (6,94 vs. 6,79), aber ohne Unterschied zur Kontrollgruppe. Erwartungsgemäß hatten die Teilnehmer mit dem Flash-Glukose-Monitoring ihren Glukosespiegel häufiger überprüft: im Mittel 15,1-mal am Tag gegenüber 5,6-mal in der Vergleichsgruppe. Sie gaben außerdem eine höhere Therapiezufriedenheit zu Protokoll als die konventionell messenden Patienten. Bei der Angst vor Hypoglykämien zeigte sich jedoch kein Unterschied. Für wen geeignet? Schwere Nebenwirkungen gab es keine. In Zusammenhang mit der sensorbasierten Messung wurden aber 13 unerwünschte Ereignisse registriert (allergische Reaktionen: 4, Juckreiz: 1, Rash: 1, Symptome an der Einstichstelle: 4, Erytheme: 2, Ödem: 1). Hypoglykämien, die die Hilfe Dritter oder eine Krankenhauseinweisung notwendig machten, ereigneten sich zwei bei Patienten mit Sensor und vier bei Blutzuckerselbstmessung. Die Studienautoren um Jan Bolinder vom Stockholmer Karolinska-Institut erachten das Flash-Glukose-Monitoring als „vielversprechende Alternative“ zur konventionellen Blutzuckerselbstmessung. Weil das System keine Alarmfunktion hat, sei es aber möglicherweise nicht ideal für Patienten mit gestörter Hypoglykämiewahrnehmung.

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