Sport verlängert die Schonfrist

Patienten mit frisch diagnostiziertem Typ-1-Diabetes profitieren erheblich von sportlicher Betätigung. Die Schonfrist, in der sie nur wenig Insulin benötigen, verlängert sich dadurch erheblich. Bei sechs von zehn Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes kommt es kurz nach der Diagnose zu einer Art partieller Remission, in der sie nur geringe Insulindosen spritzen müssen und dennoch eine gute Kontrolle der Glykämie erreichen. Diese im Englischen als „Honeymoon“ bezeichnete Schonfrist bedeutete ursprünglich ein Insulinerfordernis von maximal 0,5 Einheiten pro Kilogramm und Tag bei einem HbA1c von höchstens 7,5%. Heute findet sie ihren Ausdruck im „Insulindosis-adjustierten A1c“ (IDAA1c). Gemeint ist damit die Summe aus dem HbA1c-Wert in Prozent und dem Vierfachen der Insulindosis in Einheiten je Kilogramm und Tag. Die Schonfrist währt, solange der Wert des IDAA1c nicht mehr als 9 beträgt. Sportler versus Nichtsportler Britische Diabetologen um Madhurima Chetan von der Universität Birmingham haben in einer kleinen Studie untersucht, ob sich besagte Schonfrist von Typ-1-Diabetkern durch sportliche Aktivität verlängern lässt. Teilnehmer waren 16 Männer mit neu diagnostiziertem Diabetes Typ 1 im Durchschnittsalter von 26 Jahren, die nach eigenen Angaben ausgiebig Sport betrieben. Zwar wurde der genaue Umfang nicht erhoben. Doch allein die erwähnten Sportarten – darunter Triathlon, Marathon und Rudern – lassen vermuten, dass das Trainingsprogramm relevante Ausmaße annahm. Den 16 Männern wurden jeweils zwei passende Kontrollen gegenübergestellt. Schon zu Beginn der Studie war zu bemerken, dass die Rate an Ketoazidosen in der Kontrollgruppe signifikant höher war als bei den Sportlern (34% vs. 13%). Noch weitaus deutlicher fiel jedoch die Differenz in der Dauer der Schonfrist aus. Sie betrug bei den Kontrollen im Durchschnitt sechs Monate. Die Sportler blieben dagegen ganze 33 Monate, also gut fünfmal länger, in diesem Zustand, in dem sich die glykämische Kontrolle mit geringem Insulineinsatz behalten lässt. Weniger mikrovaskuläre Komplikationen Chetan und Kollegen nehmen an, dass Sport die Schonfrist über eine erhöhte Insulinsensitivität und eine verbesserte Funktion der Betazellen verlängert. So oder so haben Patienten mit Typ-1-Diabetes, die einen solchen „Honeymoon“ erfahren, seltener mit mikrovaskulären Komplikationen zu kämpfen, und zwar auch auf längere Sicht. Ob körperliche Aktivität die Phase der Schonfrist von Typ-1-Diabetikern verlängert, will das Team um Chetan nun in einer randomisierten und kontrollierten Studie untersuchen. Dabei soll es auch darum gehen herauszufinden, welche Mechanismen diesem Effekt zugrunde liegen.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Sport verlängert die Schonfrist

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft