Dünndarmmukosa-Resurfacing senkt den HbA1c-Wert

Die Blutzuckerkontrolle von Typ-2-Diabetikern lässt sich möglicherweise mit einem endoskopischen Eingriff verbessern: Das Duodenal Mucosal Resurfacing führt auch im Placebovergleich zu einer HbA1c-Reduktion. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Beim Duodenal Mucosal Resurfacing (DMR) wird die Schleimhaut im Duodenum mit einem speziellen Katheter durch Hitze reversibel zerstört. Das Ziel ist eine Erneuerung der Mukosa und dadurch eine Normalisierung der Hormonproduktion und der Insulinsensitivität. Die Idee für den endoskopischen Eingriff ist aus der bariatrischen Chirurgie abgeleitet. Nach Anlage eines Magenbypasses, bei dem der Speisebrei am Duodenum vorbeigeleitet wird, kommt es noch vor dem Gewichtsverlust zu einer anhaltenden Verbesserung des Blutzuckerspiegels. Dass dieser Effekt mittels DMR imitiert werden kann, ist in der offenen Studie REVITA-1 bei Typ-2-Diabetikern gezeigt worden. Mit der REVITA-2-Studie gibt es nun erstmals auch Ergebnisse aus einer randomisierten Untersuchung mit einer Scheinintervention als Kontrolle: Die neuen Daten sprechen dafür, dass die DMR tatsächlich eine HbA1c-Senkung bewirken und zudem auch günstige Effekte auf eine Fettleber haben kann. Allerdings sind die Resultate nicht durchgehend positiv. Signifikante HbA1c-Reduktion bei europäischen Patienten An der Multicenterstudie waren 108 langjährige Typ-2-Diabetiker aus Europa und Brasilien beteiligt, alle waren übergewichtig und unter einer oralen Therapie schlecht eingestellt (HbA1c 59–86 mmol/mol), die Mehrheit hatte außerdem eine nicht alkoholische Fettleber. 56 Patienten wurden der DMR und 52 der Scheinintervention zugeteilt. 24 Wochen nach dem Eingriff war der HbA1c in der DMR-Gruppe um 10,4 und in der Placebogruppe um 7,1 mmol/mol zurückgegangen, die Differenz war statistisch allerdings nicht signifikant. Eine signifikante Wirkung der DMR zeigte sich jedoch, wenn nur die 75 europäischen Patienten betrachtet wurden: Bei ihnen betrug der HbA1c-Rückgang 6,6 mmol/mol, gegenüber 3,3 mmol/mol in der Placebogruppe. Bei den brasilianischen Patienten waren die Unterschiede dagegen statistisch irrelevant (–20,5 vs. –17,2 mmoml/mol); die unerwartet hohen HbA1c-Reduktionen in Verum- und Placebogruppe dürften aber ein Hinweis darauf sein, dass mit Studienbeginn auch andere Maßnahmen (Ernährung, orale Therapie) intensiver als zuvor befolgt wurden und dadurch ein potenzieller Effekt der DMR überdeckt wurde. Vollständige Mukosaregeneration Ein ähnliches Bild ergab sich hinsichtlich der Veränderung des Leberfettanteils nach zwölf Wochen: Auch hier fand sich nur in der europäischen Kohorte ein signifikanter Effekt der DMR, per MRT wurde ein Rückgang um 5,4% ermittelt, mit der Scheinintervention waren es –2,2%. Die Nebenwirkungen der DMR waren meistens leicht und vorübergehend, am häufigsten waren abdominale Schmerzen, Diarrhö, Hyper- und Hypoglykämien. Schwere oder unerwartete Komplikationen als Folge der Ablation wurden in Europa nicht beobachtet, in Brasilien wurden eine Hämatochezie und eine Jejunumperforation mit dem Eingriff in Zusammenhang gebracht. Folgeendoskopien bei den DMR-Patienten zeigten durchgängig eine normale und vollständige Mukosaheilung. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt das Duodenal Mucosa Resurfacing (DMR) im Vergleich zu einer Scheinprozedur auf HbA1c und Leberfettanteil? Antwort: In einer Studie in Europa und Brasilien wurde nur bei den europäischen Teilnehmern mit dem DMR eine signifikante Reduktion von HbA1c und Leberfettanteil erzielt. Bedeutung: Mittels DMR lässt sich möglicherweise die Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetikern nichtmedikamentös verbessern. Einschränkung: Extrem hohe HbA1c-Reduktionen in den brasilianischen DMR- und Placebogruppen vermutlich durch Intensivierung anderer Therapiemaßnahmen.

Springer Medizin

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