Nutzen der BZ-Selbstmessung bei Typ-2-Diabetes unterschätzt?

Typ-2-Diabetiker, die kein Insulin spritzen, können derzeit nur in besonderen Situationen Blutzuckerteststreifen auf Kassenrezept erhalten. Laut einer neuen Metaanalyse könnten die Vorteile der Selbstmessung aber darüber hinausgehen. Der Wert der Blutzuckerselbstmessung (BZSM) für nicht insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Gemäß der letzten Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2012 wird zwar die glykämische Kontrolle innerhalb von sechs Monaten geringfügig verbessert, der Effekt geht aber nach zwölf Monaten verloren. Da seit dieser Analyse weitere randomisierte kontrollierte Studien (RCT) mit unterschiedlichen Resultaten veröffentlicht wurden, haben Wissenschaftler aus China und Großbritannien nun eine weitere Metaanalyse unternommen – und kommen zu einer günstigeren Beurteilung. Danach hilft die BZSM Typ-2-Diabetikern nicht nur kurz-, sondern auch längerfristig, ihren HbA1C etwas besser zu kontrollieren. Allerdings bleibt die mittlere HbA1C-Reduktion unter der als klinisch relevant geltenden Schwelle zurück. HbA1c um 0,33 Prozentpunkte reduziert In die Metaanalyse wurden 15 RCTs mit zusammen 3383 Patienten einbezogen. In der BZSM-Gruppe lag der HbA1C im Mittel um 0,33 Prozentpunkte niedriger als in der Kontrollgruppe ohne BZSM. Als klinisch relevant gilt laut den Studienautoren um Hongmei Zhu (Universität Macau) allerdings erst ein Unterschied von 0,5 Prozentpunkten. BMI, Gesamtcholesterin und Taillenumfang waren ebenfalls reduziert. Keinen Einfluss hatte die BZSM dagegen auf Nüchternblutzucker, Blutdruck, HDL- und LDL-Cholesterin und Triglyzeride. Kurz- und Langzeitnutzen Die zusätzliche HbA1C-Senkung durch die BZSM wurde in allen untersuchten Subgruppen bestätigt: Europäer und Nordamerikaner profitierten ebenso wie Asiaten, und der Effekt war sowohl innerhalb von sechs Monaten als auch über zwölf Monate hinaus vorhanden. Allerdings war die Intervention bei Patienten mit einem Ausgangs-HbA1C < 8% effektiver als bei Patienten mit höheren Werten. Eine klinisch signifikante Langzeitverbesserung wurde nur bei Patienten mit neu diagnostiziertem Diabetes und HbA1C-Werten < 8% beobachtet. Nebenwirkungen der BZSM waren in sieben Studien erfasst worden. Dort hatten die BZSM-Patienten eine höhere Hypoglykämieinzidenz, die Kontrollpatienten aber eine höhere Rate an Hypoglykämieepsioden pro Patient. Die Qualität der Evidenz für die HbA1C-Senkung durch die BZSM wird als mittelgradig bewertet, mit einer deutlichen Heterogenität zwischen den einzelnen, teilweise kleinen Studien.

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