Therapie des Typ-2-Diabetes: Das sollten Sie wissen!

Die Therapie des Typ-2-Diabetes hat sich gewandelt. Ging es früher hauptsächlich um die Blutzuckerkontrolle, steht heute auch die Prävention von Herz und Niere im Fokus. Ein Überblick über aktuelle Optionen. Im Zuge der Diabetestherapie gehe es nicht nur um das glykämische Management, sondern auch darum, Komplikationen zu vermeiden, erläuterte PD Dr. med. Stefan Kopf, Universitätsklinikum Heidelberg, bei einem Webinar der DIAD-Initiative. Daher stehen u.a. auch die kardiorenale Protektion, das Management von kardiovaskulären Risikofaktoren und das Gewichtsmanagement im Fokus. Empfehlung der Redaktion Fortbildung zu Prävention, Therapie und Folgeerkrankungen DIAD – Die Initiative gegen Diabetes und Adipositas von Springer Medizin Live-Webinare und aktuelle Fortbildungsartikel sind das Herzstück von DIAD – der Initiative gegen Typ-2-Diabetes und Adipositas von Springer Medizin, gemeinsam mit Gesundheitspartnern. Die interprofessionelle Zusammenarbeit steht dabei im Fokus. Wir halten Sie zu Prävention, neuen Therapien und optimierter Patientenversorgung informiert! Zur glykämischen Kontrolle bei Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes haben GLP-1-Rezeptoagonisten (GLP-1-RA) und Insulin den höchsten Empfehlungsgrad erhalten, um eine schnelle Blutzuckerkontrolle zu erreichen. Metformin, SGLT2-Inhibitoren, Sulfonylharnstoffe und Thiazolidinedione schließen sich daran an. „Der DPP-4-Inhibitor landet in den Empfehlungen ganz unten, weil seine blutzuckerkontrollierende Wirkung nicht wirklich stark ausgeprägt ist“, so Kopf. Die Gewichtsreduktion sei ein wichtiger Teil der Diabetes-Therapie: „Es geht hier um die Reduktion von Fettleber, kardiovaskulären Erkrankungen und obstruktiver Schlafapnoe, aber auch um die Reduktion der kardiovaskulären Sterblichkeit, Herzinsuffizienz oder sogar Diabetes-Remission“, betonte Kopf. Man spreche hier von Maßnahmen, die das Gewicht um mehr als 15 % reduzieren. „Das ist mit einer konventionellen Diät kaum zu schaffen. Hier muss man entweder medikamentös nachhelfen oder den Chirurgen rufen.“ Zum Schutz des Herzens Bei kardiovaskulärem Risiko empfehlen die Fachgesellschaften den Einsatz von GLP-1-RA und/oder SGLT2-Inhibitoren, falls das HbA1c-Ziel nicht erreicht wird – und zwar unabhängig von einer Metformintherapie und unabhängig vom Baseline-HbA1c. Einer Metaanalyse zufolge reduzieren GLP-1-RA das Risiko für kardiorenale Ereignisse [1]. So wurde der 3-Point MACE, kardiovaskulärer Tod, Hospitalisation aufgrund von Herzinsuffizienz und ein zusammengesetzter renaler Endpunkt inkl. Makroalbuminurie positiv beeinflusst. Auch wisse man aus den Studien zu SGLT2-Inhibitoren, dass diese das Risiko signifikant reduzieren. Bei Typ-2-Diabetes und Herzinsuffizienz, „aber auch mittlerweile bei Herzinsuffizienz ohne Diabetes gehörten SGLT2-Inhibitoren zum Standard“, berichtete Kopf. Das gelte sogar für Patientinnen und Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion. Aus Studien und einer Metaanalyse geht eine deutliche Risikoreduktion hervor [2]. Zum Schutz der Nieren „Die Niereninsuffizienz ist ein eigenständiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen“, erinnerte der Referent. So haben Personen ohne Typ-2-Diabetes und ohne chronische Niereninsuffizienz (CKD) ein Zehn-Jahres-Risiko für die Entstehung einer kardiovaskulären Erkrankung von 3,4 %. Für Patientinnen und Patienten mit Typ-2-Diabetes liegt es bei 6,7 % und für diejenigen mit CKD bei 9,9 %. Liegt beides vor – also Typ-2-Diabetes und CKD – so steigt es auf 19,6 %. Lesen Sie auch die anderen Beiträge zum Webinar: Von SAID bis MARD – fünf Cluster für Diabetes Prädiabetes: Neue Subtypen mit unterschiedlichem Risiko Personen mit CKD sollten bevorzugt SGLT2-Inhibitoren erhalten oder GLP-1-RA, falls SGLT-2-Inhibitoren nicht vertragen werden. Wird der HbA1c-Zielwert nicht erreicht, kann man eine Kombination in Betracht ziehen. Insgesamt erfolge die Therapie bei Diabetes mit Niereninsuffizienz aber multimodal – angefangen bei Lebensstilinterventionen bis hin zur pharmakologischen Therapie, glykämischen und Blutdruckkontrolle sowie dem Lipidmanagement. In Deutschland sind bisher drei SGLT2-Inhibitoren auf dem Markt: Empagliflozin, Dapagliflozin und Ertugliflozin. Letzteres wird laut Kopf in der Praxis häufig eingesetzt, „wahrscheinlich, weil es einfach günstiger ist als die beiden anderen Produkte.“ Allerdings sei es nicht zugelassen bei Herz- und Niereninsuffizienz. Ab einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (GFR) von < 45 ml/min/1,73m2 dürfe man es nicht mehr einsetzen. Für Dapagliflozin und Empagliflozin liegen die Schwellenwerte bei < 25 ml/min/1,73m2 und < 20 ml/min/1,73m2. Empagliflozin sei extrabudgetär verordenbar. Neue Substanzen Finerenon, das selektiv den Mineral-Corticoid-Rezeptor blockieret, rückt vermehrt in den Fokus. Zugelassen ist es bei Typ-2-Diabetes mit CKD. In der FIDELITY-Studie verringerte sich bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und CKD das Risiko für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität um 14 % gegenüber Placebo [3]. Das Risiko für eine CKD-Progression wurde um 23 % gesenkt. Neue Studiendaten für Finerenon zeigen, dass sich die Substanz auch bei Patientinnen und Patienten mit erhaltener Ejektionsfraktion unabhängig vom Diabetes positiv auswirkt. Neu auf dem Markt sind auch die Aldosteronsynthase-Hemmer, die laut Kopf ebenfalls an Bedeutung gewinnen werden. basierend auf dem Webinar „Diabetes in der Praxis: was man zu Subtypen und Therapie jetzt wissen muss“ vom 11.12.2024. Sehen Sie hier noch einmal die Videoaufzeichnung vom 11.12.2024

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