Erneuerung der Dünndarmschleimhaut zur Diabetestherapie?

Schlecht eingestellte Typ-2-Diabetiker profitieren möglicherweise von einem duodenalen Mukosa-Resurfacing. In einer Studie kam es nach dem endoskopischen Eingriff zu anhaltenden Verbesserungen im Glukosestoffwechsel. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Der Zwölffingerdarm besitzt eine Schlüsselfunktion bei der Blutzuckerregulation. Darauf weisen unter anderem die Erfolge der bariatrischen Chirurgie hin: Wenn bei Typ-2-Diabetikern die Passage des Speisebreis durch das Duodenum verhindert oder reduziert wird, bessert sich unabhängig vom Gewichtsverlust ihre Blutzuckereinstellung. Den zugrunde liegenden Mechanismus versucht man seit einiger Zeit mit einer weniger invasiven Behandlung zu imitieren: dem duodenalen Mukosa-Resurfacing (DMR). Bei dem endoskopischen Eingriff mit einem speziellen Katheter wird die Duodenalschleimhaut durch Hitze reversibel zerstört. Bei der nachfolgenden Regeneration der Mukosa soll sich die Hormonproduktion des Duodenums normalisieren. Eine erste Bestätigung des Konzepts hat nun eine internationale Phase-2-Studie erbracht, in der Typ-2-Diabetiker nach einem DMR ein Jahr lang nachbeobachtet wurden. HbA1c um 0,9 Prozentpunkte niedriger Studienteilnehmer waren 46 Typ-2-Diabetiker, die trotz oraler Antidiabetika einen zu hohen HbA1c hatten (7,5–10,0%). Bei 37 von ihnen (80%) gelang eine vollständige DMR, bei der die Duodenalschleimhaut distal von der Papilla Vateri auf einer Länge von 9–10 cm thermoablativ behandelt wurde. Obwohl die orale antidiabetische Therapie nicht verändert werden durfte, lag der HbA1c nach 24 Wochen um durchschnittlich 0,9 Prozentpunkte unter dem Ausgangs-HbA1c; die niedrigeren Werte blieben während der Beobachtungszeit von einem Jahr erhalten. Zu beiden Zeitpunkten wurden außerdem eine verbesserte Insulinsensitivität (HOMA-IR –2,9 bzw. –3,3) und ein reduziertes Körpergewicht festgestellt (–2,5 bzw. –2,4 kg). Häufig gastrointestinale Beschwerden Unerwünschte Wirkungen in Zusammenhang mit dem Eingriff wurden bei der Hälfte der Patienten dokumentiert. Dabei handelte es sich meistens um gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Schmerzen und Übelkeit. Nur in einem Fall wurden die Nebenwirkungen als schwerwiegend eingestuft: Der Patienten fühlte sich insgesamt schlecht, hatte vorübergehend leichtes Fieber und erhöhte CRP-Werte. Aufgrund ihrer Beobachtungen sehen die Studienautoren im DMR „eine machbare und sichere Prozedur, die bei suboptimal kontrolliertem Typ-2-Diabetes eine dauerhafte Besserung des Blutzuckers hervorruft“. Der HbA1c-Effekt des DMR entspreche von der Größenordnung her der Wirkung, die bei Hinzunahme eines zweiten oder dritten oralen Antidiabetikums zu erwarten sei, so die Ärzte um Annieke van Baar von der Universität in Amsterdam. Natürlich müsse die Wirkung des DMR noch in kontrollierten Studien bestätigt werden; die vorliegende offene Phase-2-Studie liefere aber „ein solides Fundament“ für die weitere Forschung. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie sicher und wirksam ist das duodenale Mukosa-Resurfacing (DMR) bei schlecht eingestellten Typ-2-Diabetikern? Antwort: Mit einem einmaligen DMR wurde eine Verbesserung von HbA1c und Insulinsensitivität erzielt, die über die Beobachtungsdauer von einem Jahr Bestand hatte. Es gab keine unerwarteten Nebenwirkungen, die meisten betrafen den Magen-Darm-Trakt. Bedeutung: Das DMR ist ein möglicher Ansatz, um bei schlecht eingestellten Typ-2-Diabetikern die Stoffwechselkontrolle langfristig zu verbessern. Einschränkung: Offene Phase-2-Studie.

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