16.02.2017 | Diabetes mellitus | Leitthema
Kommissar Wallanders Krankengeschichte
Metabolisches Syndrom mit Diabetes mellitus Typ 2
Erschienen in: Die Diabetologie | Ausgabe 4/2017
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Hintergrund
Literatur kann bei Krankheiten einen Beitrag zur Heilung leisten. In angelsächsischen Ländern sind medizinische Analysen literarischer Texte („humanities“) fester Bestandteil der curricularen Ausbildung von Medizinstudenten.
Henning Mankells Wallander
In den von Henning Mankell (1948–2015) verfassten Romanen mit dem schwedischen Kommissar Kurt Wallander erfährt der Leser nicht nur etwas über dessen Fälle und seinen kriminalistischen Spürsinn, sondern erlebt auch seine Krankengeschichte mit. Von Beginn an werden sein regelmäßiger Alkoholkonsum und sein Kampf gegen das Übergewicht thematisiert, später auch eine depressive Episode. Im 7. Band werden erstmals Symptome des Diabetes mellitus und im letzten Band progrediente psychische und kognitive Einschränkungen durch die Alzheimer-Erkrankung des Kommissars geschildert.
Kurt Wallanders Diabeteserkrankung
In den Büchern wird der Diabetestyp nicht spezifiziert. Anhand des Krankheitsverlaufs, der erwähnten Komorbiditäten und der Therapie lässt sich auf einen Diabetes mellitus Typ 2 schließen. Entsprechend der mangelnden Compliance sind die in den Büchern erwähnten Plasmaglukosespiegel nicht zufriedenstellend, es kommt zu mehreren Hypoglykämieepisoden. Kurt Wallander leidet an metabolischem Syndrom, bezüglich der Diagnose weiterer Folgeerkrankungen liegen in den Romanen zu wenige Daten vor, möglich sind koronare Herzkrankheit, beginnende periphere Neuro- und diabetische Retinopathie.
Resümee
Insgesamt spiegelt die Geschichte des Kurt Wallander einen typischen, mit seiner Erkrankung überforderten Risikopatienten wider. Die Beschäftigung mit literarischen Figuren mit spezifischen Erkrankungen könnte Ärzte in Anamnese- und Diagnosefähigkeiten schulen, aber auch wieder zur gesamtheitlichen Betrachtung ihrer Patienten führen.
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