01.06.2015 | Originalien
Überfüllung der Notaufnahmen
Gründe und populationsbezogene Einflussfaktoren
verfasst von:
Dr. J. Searle, R. Muller, A. Slagman, C. Schäfer, T. Lindner, R. Somasundaram, U. Frei, M. Möckel
Erschienen in:
Notfall + Rettungsmedizin
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Ausgabe 4/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Aus Notaufnahmen in Deutschland wird eine zunehmende Überfüllung berichtet, die die Prozesse belastet.
Ziel
Ziel der Studie ist es, Gründe für die Überfüllung der Notaufnahmen sowie populationsbezogene Einflussfaktoren zu erfassen und so eine Datengrundlage für evidenzbasierte Forschungs- und Lösungsstrategien zu entwickeln.
Methode
Dies ist eine „Mixed-methods“-Studie, die an zwei universitären Notaufnahmen mit soziodemographisch unterschiedlichen Einzugsgebieten durchgeführt wurde (Notaufnahme Nord mit durchschnittlich niedrigem Sozialstatus der Bevölkerung und Notaufnahme Süd mit höherem Sozialstatus). Die Methodik umfasst quantitative deskriptive Analysen eines Sekundärdatensatzes von 34.333 Notfallpatienten und qualitative Fokusgruppeninterviews an beiden beteiligten Einrichtungen.
Ergebnisse
Obwohl die Patienten der Notaufnahme Süd deutlich älter waren und häufiger stationär aufgenommen wurden, waren die Morbidität und Krankenhausmortalität der Notaufnahme Nord höher. Die vom Personal genannten Gründe waren an beiden Einrichtungen sehr ähnlich und zeigten insbesondere externe und patientenbezogene Faktoren, die ein erhöhtes Patientenaufkommen sowie einen erschwerten Patientenabfluss bedingen, auf. Es ergaben sich jedoch deutlich unterschiedliche Diskussionsschwerpunkte, die sich anhand der Patientenpopulation nachvollziehen lassen. In beiden Einrichtungen wurde ein erhöhtes Maß an „Sicherheitsmedizin“ als Grund für die Überfüllung genannt.
Diskussion
Die wahrgenommenen Gründe für die Überfüllung der Notaufnahmen liegen zu einem überwiegenden Teil außerhalb des Einflussbereichs der Notaufnahmen und werden von den Charakteristika ihrer Patientenpopulation mit beeinflusst. Eine Lösung des Problems erfordert daher Maßnahmen, die über Prozessoptimierungen in den Notaufnahmen selbst hinausgehen und im Sozial- bzw. dem Gesundheitssystem eingreifen.