Erschienen in:
27.03.2019 | Burn-out | Leitthema
Übertherapie – eine Belastung für Behandler und Angehörige
verfasst von:
Dr. phil. Dipl.-Psych. D. Schwarzkopf
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 3/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ethisch herausfordernde Entscheidungen sowie die Wahrnehmung unangemessener Versorgung können eine Belastung für Behandler und Patientenangehörige auf der Intensivtherapiestation (ITS) darstellen.
Ziel der Arbeit
Es wird eine Übersicht über Vorkommen, Ursachen und Konsequenzen von Wahrnehmung von unangemessener Versorgung sowie mögliche Interventionsstrategien gegeben.
Material und Methoden
Narratives Review
Ergebnisse und Diskussion
Die Wahrnehmung von Übertherapie ist ein subjektives Werturteil. Beinahe alle Behandler nehmen auf der ITS regelmäßig Übertherapie wahr. Es gibt klare Belege, dass häufige Wahrnehmung von Übertherapie bei Behandlern mit Burn-out und erhöhter Kündigungsabsicht verbunden ist. Für Angehörige ist vor allem die Beteiligung an Therapiebegrenzungsentscheidungen ein Belastungsfaktor. Behandler sehen in den Wünschen von Angehörigen einen häufigen Grund für die Fortführung nicht indizierter Therapie. Ein gutes ethisches Klima und eine gute Arzt-Pflege-Kooperation sind mit seltenerer Wahrnehmung von Übertherapie und Verkürzung der Zeit bis zu Therapielimitierungen assoziiert. Strukturierte Gesprächsstrategien für die Therapieplanung unter Einbeziehung von Angehörigen könnten die Wahrnehmung von Übertherapie verringern und zusammen mit unterstützenden Maßnahmen für die Mitarbeiter auch protektiv bezüglich Burn-out sein. Angehörige scheinen vor allem von einer verbesserten Gesprächsführung durch entscheidungsverantwortliche Intensivmediziner zu profitieren. Mitbehandelnde Chirurgen sollten in Zukunft stärker in Interventionsstrategien einbezogen werden.