FAST-Sonografie bei Kindern ohne Vorteil?

Von der Einbindung der FAST-Sonografie in die Erstversorgung von Kindern mit stumpfen Abdominaltraumata erhofft man sich einige Vorteile: neben einer besseren Versorgungsqualität, weniger CT-Untersuchungen und damit eine geringere Strahlenbelastung. Der endgültige Beweis steht aber noch aus. Noch wird die FAST-Sonografie bei der Erstversorgung verunfallter Kinder mit stumpfem abdominalem Trauma nicht routinemäßig eingesetzt. Zwar hat sich die Methode zur Detektion von inneren Blutungen und Verletzungen in Studien bewährt, allerdings ist sie überwiegend an Erwachsenen getestet worden. Ob bei Kindern die FAST-Sonografie ebenso gut abschneidet, haben nun Notfallmediziner und Radiologen der Davis School of Medicine in Sacramento überprüft. Dazu haben die Mediziner insgesamt 925 Kinder, die aufgrund eines stumpfen Traumas am Körperstamm im Davis Medical Center versorgt werden mussten, in zwei Gruppen randomisiert. Die Kinder durften maximal 17 Jahre alt und mussten kreislaufstabil sein. In der einen Gruppe wurde nach dem Standardprotokoll vorgegangen, in der anderen wurde zusätzlich eine FAST-Sonografie durchgeführt. Alle Notfallmediziner, die an der Studie beteiligt waren, hatten sich gemäß der Leitlinie des American College of Emergency Physicians in der FAST-Untersuchungstechnik schulen lassen und waren zertifiziert. Genutzt wurde ein tragbares Ultraschallgerät mit einem 3,5-MHz- und einem 5,0-MHz-Schallkopf (Zonare Z One Ultra, Mindray). Neben der Rate abdominaler CT-Untersuchungen waren übersehene intraabdominale Verletzungen, die Verweildauer in der Notaufnahme sowie die aufgelaufenen Krankenhauskosten als primäre Endpunkte definiert. Eine intraabdominale Verletzung lag bei insgesamt 50 Kindern vor, wovon bei 40 Kindern in der Computertomografie intraperitoneale Flüssigkeit nachgewiesen und neun laparotomiert wurden. FAST enttäuscht Tatsächlich brachte die zusätzliche FAST-Sonografie im Vergleich zum alleinigen Standardprotokoll keine Vorteile. In der FAST-Gruppe wurden ähnlich viele Kinder computertomografisch untersucht wie in der Kontrollgruppe (52,4% vs. 54,6%; Differenz: -2,2%, 95%-KI -8,7−4,2%). Auch in puncto Behandlungsdauer in der Notaufnahme (FAST 6,03 Stunden vs. Standard 6,07 Stunden) und Krankenhauskosten (FAST 46.415 US-Dollar vs. Standard 47.759 US-Dollar) waren beide Gruppen gleichauf. Ergebnisse mit Bedacht interpretieren Angesichts dieser Ergebnisse sehen die Studienautoren den routinemäßigen Einsatz der FAST-Sonografie bei der Versorgung von kreislaufstabilen Kindern mit stumpfem thorakoabdominalem Trauma nicht als angezeigt. Gleichzeitig mahnen die Mediziner aus Sacramento, die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren. Denn gerade Hochrisikopatienten wie hypotensive Kinder sind in der Analyse nicht berücksichtig worden. Doch gerade in dieser Konstellation hat sich die FAST-Sonografie als besonders sensitiv hinsichtlich der Hämoperitoneum-Diagnostik mit Werten bis zu 100% herausgestellt. Der Ausschluss dieses Patientenkollektivs könnte die Ergebnisse entsprechend verzerrt haben, so die Studienautoren. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen! Ähnlich vorsichtig äußert sich auch der Chirurg David O. Kessler von der Columbia-Universität in New York in seinem Editorial. Auch er sieht einige Fragezeichen, was die Validität der Ergebnisse angeht. So verweist er etwa auf die im Vergleich zu anderen Untersuchungen mit gerade mal 33% (95%-KI 12%−62%) sehr geringe Sensitivität der FAST-Sonografie und mahnt dabei nicht nur das „überalterte“ Ultraschallgerät an, das von Holmes et al. in ihrer Untersuchung genutzt wurde, sondern betont auch die bekanntermaßen lange Lernkurve der FAST-Technik. „Es braucht im Durchschnitt 183 Scans, ehe ein Anfänger etwa annähernd die Bildqualität zustande bringt wie ein FAST-Ultraschall-Experte.“ Auffallend sei zudem, wie Kessler weiter ausführt, dass ein negatives Ergebnis in der FAST-Sonografie in der Studie nicht dazu führte, auf eine abdominale Computertomografie zu verzichten. „Bei keinem Patienten, der nach der FAST-Sonografie in die niedrigste Risikokategorie eingestuft wurde, fanden sich im Nachhinein innere Verletzungen. Dennoch wurde bei immerhin 28% der Patienten dieses Niedrigrisikokollektivs eine CT angeordnet.“ Nach Kesslers Ansicht sollte die Studie von Holmes et al. nun nicht Anlass dazu geben, die FAST-Sonografie vorschnell aus dem Trauma-Algorithmus in der Pädiatrie zu verbannen, vielmehr sollten sich Traumatologen, Pädiater und Ultraschallexperten zusammentun und sich daran machen, die vielen ungelösten Fragen nach und nach zu beantworten.

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