Knackende Fingergelenke: Rätsel gelöst mit Ultraschall

Etliche Menschen können ihre Fingergelenke knacken lassen, wenn sie daran ziehen. Doch was löst dieses Knacken aus – und ist das krankhaft? Eine Ultraschall-Studie gibt die Antwort. US-amerikanische Radiologen um Professor Robert D. Boutin von der University of California in Davis wollten es endlich genau wissen: Was verursacht eigentlich das Gelenkknacken bei machen Menschen, die an ihren Fingern ziehen? Wird dabei ein Gasbläschen durch den entstehenden Unterdruck erzeugt – oder platzt beim Fingerziehen ein vorhandenes Gasbläschen im Gelenk? Zum Thema Fingergelenkknacken gab es in der Vergangenheit nicht nur Diskussionen, sondern auch Untersuchungen (Röntgenaufnahmen während des Fingerzugs und des Knackens; etwa Unsworth A., Ann Rheum Dis 1971; 30:348). Außerdem gab es Theorien, dass beispielsweise das Lösen von Adhäsionen im Gelenkbereich das Knacken erzeuge, nach Boutins Aussage vor allem von Osteopathen favorisiert. Also untersuchten die Kollegen insgesamt 400 Fingergrundgelenke bei 40 Gesunden (17 Frauen, 23 Männer; mittleres Alter 33 Jahre, 18 bis 63 Jahre). Bei 30 von ihnen war bekannt, dass sie Gelenkknacken produzieren konnten; die anderen zehn Probanden konnten es nicht. Von der Untersuchung ausgeschlossen war, wer Schmerzen, ein Trauma oder eine bekannte Arthritis in den Händen hatte. Zunächst wurden die Probanden von Orthopäden untersucht, unter anderem ging es dabei um Griffstärke und Gelenkelastizität (Beighton Score). Hierbei gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Teilnehmern; allerdings einen Trend, wonach die Gelenker bei den "Knackern" biegsamer waren. Dann wurden die Metacarpophalangealgelenke sonographiert, und zwar vor, während und nachdem die Probanden selbst an ihren Fingern zogen bzw. gezogen hatten. Die dynamischen Ultraschalluntersuchungen wurden von zwei Radiologen daraufhin untersucht, ob es während des Zugs an den Gelenken einen echoreichen Fokus im Gelenkraum während und nach der Fingerdistraktion gab, der vorher nicht vorhanden war. Ob es während der Fingerdistraktion ein hörbares Knacken gegeben hatte, wussten die Befunder nicht. Echoreiches Gebilde verrät knackendes Gelenk Das Ergebnis stellte Boutin beim internationalen Röntgenkongress RSNA in Chicago vor. Bei insgesamt 62 der untersuchten 400 Gelenke konnten die Probanden ein hörbares Gelenkknacken erzeugen. Und bei jedem dieser Gelenke gab es jeweils einen echoreichen Bereich mit echoreichen Streifen im Gelenkraum während des Knackens (etwa 10 Millisekunden nach dem hörbaren Knacken), den die Forscher als hoch charakteristisch einstuften. Allein anhand dieses echoreichen Gebildes konnten die befundenden Radiologen viele der hörbar knackenden Gelenke identifizieren, obwohl sie nur die Untersuchungsbilder sahen, das Knacken selbst aber nicht hörten (Spezifität 94 Prozent; diagnostische Sicherheit: p<0.0005). Offenbar ist die Ursache für das Knacken von Fingergelenken ein Gasbläschen, dass während des Unterdrucks im Gelenkspalt entsteht, und nicht das Platzen eines solchen Bläschens, wie Boutin beim Kongress sagte. Solange das Gasbläschen im Ultraschall sichtbar war, konnten die Probanden das Gelenk nicht erneut knacken lassen. Das Knackenlassen der Gelenke bzw. der Zug an den Fingern verursachte übrigens weder Schmerzen noch sichtbare Schwellungen oder anschließende Bewegungseinschränkungen. Gut oder schädlich – das bleibt die Frage Und die klinische Relevanz? Es gibt etliche klinische Konstellationen im Gelenkbereich der Finger (intra- oder extraartikulär), die bei Bewegungen mit hörbaren Geräuschen einhergehen, wie Boutin sagte. Aber das klassische Fingerknacken-Lassen zeige eben diesen charakteristischen echoreichen "Blitz" im Gelenk während des Knackenlassens. Auch liefere die Untersuchung eventuell einige Hinweise darauf, wie die Gelenke versorgt würden – Unterdruck und Gasbildung etwa könne sich auf die Blutzufuhr auswirken, wobei es sowohl positive als auch negative Effekte geben könne, sagte Boutin. Ob das Knackenlassen auf Dauer für die Gelenke gut oder schädlich sei – immerhin ließen einige der Probanden ihre Gelenke bis zu 40 Mal täglich knacken – konnte Boutin nicht sagen. Dazu bedürfe es weiterer Studien.

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