Erschienen in:
24.04.2017 | Asthma bronchiale | Leitthema
Umweltmikrobiom
Rolle bei der Entwicklung von Allergie und Asthma
verfasst von:
E. von Mutius
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 5/2017
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Zusammenfassung
Es gibt immer mehr Hinweise aus epidemiologischen und tierexperimentellen Studien, dass das Mikrobiom ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Asthma bronchiale und Allergien sein könnte. Diese Studien beruhen auf neuen DNA-basierten Sequenzierungstechniken, die einen tiefen Einblick in die mikrobielle Vielfalt in unserer Umwelt und auf bzw. in unseren Körperoberflächen erlauben. Das Umweltmikrobiom in Innenräumen wird zu einem großen Teil aus der äußeren Umwelt definiert, aber zu einem wesentlichen Teil auch durch das Mikrobiom seiner humanen und tierischen Einwohner bestimmt. Dass das Umweltmikrobiom eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Asthma und Allergien spielen kann, geht am deutlichsten aus den Bauernstudien hervor. Diese haben wiederholt einen erheblichen Schutz vor der Entstehung dieser Krankheiten bei den Kindern gezeigt, die eine hohe mikrobielle Exposition aufweisen. Dabei hat es den Anschein, dass es nicht einzelne Keime sind, die dies bewirken, sondern vielmehr ein mikrobieller Cocktail aus Umweltbakterien und -schimmelpilzen. Der stärkste Schutz findet sich bei Kindern der Amischen, die eine sehr traditionelle Landwirtschaft betreiben. In dieser Bevölkerungsgruppe ist der Heuschnupfen eine Rarität, die allergische Sensibilisierung etwa 6‑mal seltener als bei Stadtkindern in Deutschland, und virusinduzierte obstruktive Bronchitiden ohne Progression in ein allergisches Asthma herrschen vor.