Erschienen in:
29.08.2017 | Wunddebridement | Leitthema
Unfallchirurgie mit eingeschränkten Ressourcen nach Katastrophen und während bewaffneter Konflikte
Erste internationale Leitlinien zur Versorgung von Extremitätenverletzungen und die Erfahrung von „Ärzte ohne Grenzen“
verfasst von:
Dr. Inga Osmers, MA
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 10/2017
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Zusammenfassung
Katastrophen und bewaffnete Konflikte sind häufig der traurige Hintergrund der Hilfsprogramme der Organisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF). Es liegt in der Natur von Krieg und Katastrophe, dass Chirurgie ein wesentlicher Aspekt dieser medizinischen Nothilfe ist. In Kriegssituationen oder nach Erdbeben sind die Mittel, die der chirurgischen Versorgung zur Verfügung stehen, oft sehr beschränkt. Die Arbeit unterscheidet sich ganz wesentlich von der täglichen Arbeit eines Chirurgen in den Industrienationen. Zwar ändern sich nicht die grundsätzlichen Gesetze der Chirurgie, aber als Chirurg ist man gefragt, sein taktisches Vorgehen bei der Versorgung den veränderten Verhältnissen anzupassen. Man läuft sonst Gefahr, die Gesundheit der Patienten nicht nur
nicht zu verbessern, sondern häufig auch dramatisch zu verschlechtern. Jeder erfahrene Kriegschirurg hat diese oft sehr leidvolle Erfahrung machen müssen. Um die Lernkurve aller neuen Chirurgen auf dem Gebiet der Katastrophen- und Kriegschirurgie zu optimieren und den Patienten Leid zu ersparen, sind die ersten internationalen Leitlinien zur Versorgung von Extremitätenverletzungen in Krisensituationen herausgegeben worden (
https://icrc.aoeducation.org). Unter Federführung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie finanziert durch die AO-Stiftung haben Experten unterschiedlicher Organisationen (u. a. MSF) ihre Erfahrungen in diesen Leitlinien zusammengefasst und daraus Behandlungsempfehlungen formuliert. Der folgende Beitrag gibt eine kurze Übersicht der speziellen Herausforderungen der Chirurgie mit eingeschränkten Ressourcen und geht auf einige Besonderheiten der sog. Kriegschirurgie ein.