Hintergrund und Fragestellung
Zielgruppen in der Kinderunfallprävention
Multiplikatorenansatz
Forschungsfragen
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FF 1: Welche interpersonalen Informationsquellen nennen die Betreuungspersonen?
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FF 2: Was sind für die Betreuungspersonen Anlässe, sich über Kinderunfallprävention zu informieren?
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FF 3: Welche interpersonalen Informationsquellen nennen die Intermediäre?
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FF 4: Was sind für die Intermediäre Anlässe, sich über Kinderunfallprävention zu informieren?
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FF 5: An wen geben Intermediäre ihre Informationen weiter? Was sind für sie die relevanten Zielgruppen?
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FF 6: Welche Anlässe gibt es aus Sicht der Intermediäre, um Betreuungspersonen über das Thema Kinderunfälle zu informieren?
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Nennung durch … | … Eltern | … medizinisches Personal | … pädagogisches Personal |
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Medizinisches Personal | |||
(Kinder-)ärzt*innen/Krankenhaus/Pflegeeinrichtungen | x | x | x |
Hebammen | x | x | – |
Apotheke | x | – | – |
Staatliche/Öffentliche Institutionen | |||
Staatliche Institutionen allgemein | x | x | x |
Giftnotruf | x | x | x |
Stadtverwaltung | x | x | x |
Polizei/Feuerwehr | – | x | x |
Jugendamt, Gesundheitsamt, BfR | x | – | x |
BZgA, BMG | – | x | – |
Sonstige Institutionen | |||
Kursanbieter und Vereine allgemein | x | x | x |
Kinderschutzbund, Johanniter, DRK | – | x | x |
Arbeiter-Samariter-Bund, ADAC | x | – | – |
Krankenkasse, Unfallkasse | x | – | – |
Pädagogische Einrichtungen/Personal | x | x | x |
Drogeriemärkte und andere Geschäfte | x | – | x |
Sicherheitsbeauftragte*r in Einrichtungen | – | x | x |
Informelle Quellen | |||
Freund*innen | x | – | x |
Kolleg*innen | x | x | x |
Familienmitglieder (inkl. eigene Eltern und Partner*in) und Bekannte | x | – | – |
Andere Eltern | x | – | x |
Ergebnisse
Betreuungspersonen (Eltern und professionelles Betreuungspersonal)
Anlass | Ankerbeispiele | Eltern | Medizinisches Personal | Pädagogisches Personal |
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Berufsbedingt (z. B. Fortbildungen/Erste-Hilfe-Kurse) | „Wir als Tagespflegepersonen müssen alle 2 Jahre einen aktuellen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder, Kleinkinder und Säuglinge nachweisen“ (P54) | x | x | xx |
Unfallereignisse: Vorfälle/Unfälle beim eigenen/betreuten Kind | „Aktiv beschäftigt man sich eigentlich damit, wenn gerade etwas vorgefallen ist, wenn es eine Aktualität hat. Wenn das Kind sich irgendwo verletzt hat, gestürzt ist oder so etwas, dann hat man einen anderen Blick“ (T52) | xx | x | x |
Unfallereignisse: Vorfälle/Unfälle im Umfeld/Medienberichte | „Ich würde sagen, aktiv würde ich mich erst damit befassen, wenn im näheren Umfeld, wenn ich gehört habe, dass dort ein Kind aus dem Freundeskreis einen Unfall hatte, dann würde ich mich darüber informieren“ (T40) | x | – | – |
(neue) Unfallrisiken: Entwicklungsschritte des Kindes | „Aktiv informieren: […] Wenn sie größer werden, welche Gefahren neu dazu kommen können, zum Beispiel beim Fahrradfahren oder beim Sport. Immer altersabhängig, dass ich mich dann informiere.“ (T66) | xx | – | – |
(neue) Unfallrisiken: Situative Risiken | „Dann gibt es zu Weihnachten oftmals das Thema Feuer: Feueralarm, spezielle Dinge, wenn die Adventszeit kommt mit Kerzen immer wieder Hinweise.“ (P65) | x | – | x |
(neue) Unfallrisiken: Kinder mit besonderen Bedürfnissen | „Ich finde auch, dass es auch auf die Kinder ankommt, die man gerade betreut. Es gibt welche, die haben besondere Bedürfnisse und brauchen besondere Aufmerksamkeit und nicht jedes Kind ist immer gleich. Dann muss man sich bei speziellen Kindern mehr damit auseinandersetzten als bei Kindern die etwas weiter sind für ihr Alter.“ (P56) | – | – | x |
Schwangerschaft/Geburt | „Ich muss sagen, aktiv haben wir uns noch vor der Geburt damit beschäftigt.“ (T73) | x | x | – |
Wahrgenommenes Wissensdefizit | „Wo man sich denkt: da müsste ich vielleicht auch nochmal nachlesen und mal gucken, falls es mal uns passiert oder mir passiert, dass man da vielleicht schneller eingreifen kann“ (T53) | x | x | x |
Intermediäre
Anzahl der Kodierungen | |
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Medizinisches Personal | 6 |
Staatliche/Öffentliche Institutionen | |
Staatliche Institutionen allgemein | 6 |
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) | 7 |
Nationales Zentrum Frühe Hilfe | 4 |
Kinder- und Jugendgesundheitsdienst | 2 |
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) | 1 |
Giftnotruf | 1 |
Sonstige Institutionen | |
Verbände unbestimmt | 6 |
Bundesarbeitsgemeinschaft mehr Sicherheit für Kinder e. V. (BAG) | 12 |
DGUV und Unfallversicherungsträger | 9 |
Johanniter | 5 |
Pädagogische Einrichtungen/Personal | 4 |
TÜV | 3 |
ADAC | 2 |
Krankenkassen | 2 |
Verband Kinderärzte, Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen, Stiftung Kindergesundheit, Rettungsdienste, Bundesverband für Kindertagespflege | Je 1 |
Sonstige Quellen | |
Kolleg*innen, Fachkräfte | 6 |
Kursteilnehmer*innen | 3 |
Anzahl der Kodierungen | |
---|---|
Eltern allgemein (davon spezifisch Väter n = 3, Großeltern n = 4) | 34 |
Pädagogisches Personal | 15 |
Medizinisches Personal | 6 |
Leitung pädagogischer Einrichtungen | 5 |
Kolleg*innen | 5 |
Breite Öffentlichkeit | 5 |
Versicherte | 3 |
DGUV und Versicherungsträger | 2 |
Jugendämter, BAG, Mitglieder Dabei e. V., Nationales Zentrum Frühe Hilfen, Hebammenverband | Je 1 |
Diskussion
Implikationen für den Multiplikatorenansatz in Kommunikationskonzepten
Limitationen
Fazit für die Praxis
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Zusammengefasst sollten evidenzbasierte Multiplikatorenkonzepte in der Prävention multiperspektivisch und differenziert sein, damit sie die Bandbreite möglicher Multiplikatoren erfassen und die Kommunikation mit der Zielgruppe effektiv unterstützen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Kommunikation allein nicht ausreicht. Es ist auch nötig, die strukturellen Rahmenbedingungen (Finanzierung von Schulungen, Informationsmaterialien u. ä.) zu optimieren.
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Aus der Tatsache, dass sich nur an „staatliche Institutionen oder Kursanbieter“ erinnert wurde, lassen sich verschiedene Implikationen ableiten. Zum einen zeigt sich daran die Quellenvergesslichkeit der Menschen, zum anderen der Wunsch nach verlässlichen/vertrauenswürdigen (d. h. nicht-kommerziellen) Quellen. Die Implikation für die Kommunikationsarbeit ist es, den nicht-kommerziellen Hintergrund von Informationsangeboten zu verdeutlichen, aber gleichzeitig nicht zu erwarten, dass Menschen diese konkret benennen oder auffinden können.