Erschienen in:
01.11.2010 | Leitthema
Ungeeignete Testverfahren in der Allergologie
verfasst von:
PD Dr. J. Kleine-Tebbe, D.A. Herold
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 11/2010
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Zusammenfassung
Zur Allergiediagnostik werden zunehmend ungeeignete Methoden eingesetzt, die sich in 2 Kategorien einteilen lassen: 1. Tests mit wissenschaftlich nicht gesicherter theoretischer Basis, fehlender Validität und ohne Reproduzierbarkeit: Dazu gehören Bioresonanz, Elektroakupunktur, Kinesiologie und der ALCAT-Test. Diese Methoden sind weder technisch noch klinisch erfolgreich validiert worden, um ihren Einsatz zu rechtfertigen. 2. Tests mit realen Messdaten, aber irreführender Interpretation: Bestimmung von IgG- oder IgG4-Antikörpern gegen Nahrungsmittel bzw. Lymphozytentransformationstests mit Nahrungsmitteln erlauben keine Unterscheidung von Gesunden und Erkrankten weder bei Nahrungsmittelunverträglichkeit, -allergie oder anderen Diagnosen. Die mangelnde diagnostische Spezifität bedingt viele falsch-positive Befunde bei Gesunden. Als Folge können unbegründete Diäten die Lebensqualität einschränken und zu Mangelernährung führen. Die Proliferation von Lymphozyten auf Nahrungsmittel kann bei Allergikern erhöhte Werte liefern. Sie eignen sich wegen ihrer Streuung nicht zur individuellen Diagnostik einer Überempfindlichkeit. Erfolgreiches Marketing im Internet, Infiltration in akademische Ausbildungsgänge und oberflächliche Berichterstattung fördern die Popularisierung ungeeigneter Tests – auch bei Allergien. Eine kritische Beobachtung, rasche Analyse und klare Kommentierung wissenschaftlich nicht gesicherter Methoden durch die wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften ist daher mehr gefragt denn je.