Erschienen in:
25.05.2016 | Gastroösophageale Refluxkrankheit
Unzureichende Symptomkontrolle unter Langzeittherapie mit PPI bei GERD — Fakt oder Fiktion?
verfasst von:
Prof. Dr. med. Joachim Labenz, Dr. med. Gisela Labenz, Dr. med. Dietmar Stephan, Prof. Dr. med. Frank Willeke, LOPA-Studiengruppe
Erschienen in:
MMW - Fortschritte der Medizin
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Sonderheft 4/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund:
Randomisierte, kontrollierte Studien zeigen, dass Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) trotz Einnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) in ca. 30% der Fälle weiterhin an Refluxsymptomen (Sodbrennen, Regurgitation) leiden. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit einer PPI-Langzeittherapie bei Diagnose einer GERD in der hausärztlichen Praxis zu evaluieren.
Methode:
An der prospektiven, multizentrischen Observationsstudie nahmen Patienten mit GERD und einer PPI-Therapie von mindestens einem Jahr teil. Wenn ein neues PPI-Rezept ausgestellt wurde, erhielten die Patienten einen Fragebogen. Darin wurde nach Intensität und Häufigkeit von Sodbrennen, Regurgitation und Schlafstörungen aufgrund der Refluxbeschwerden gefragt, außerdem nach der Zufriedenheit mit der PPI-Therapie, nach bisher durchgeführter Diagnostik (Endoskopie, pH-Metrie, Manometrie) und chirurgischer Konsultation. Der Fragebogen enthielt ein validiertes Instrument zur Diagnose einer GERD (GerdQ). Als „lost patients“ (LOPA) wurden diejenigen definiert, die aufgrund des Fragebogens an einer GERD litten und mit der PPI-Therapie sehr unzufrieden waren (Score 1 oder 2 auf einer 5-stufigen Likert-Skala) .
Ergebnisse:
39% der Patienten litten weiterhin an mindestens zwei Tagen pro Woche an Sodbrennen, 30% an Regurgitation. Bei 22% führten die Refluxsymptome an mindestens zwei Tagen pro Woche zu Schlafstörungen. 20% der Patienten waren mit der aktuellen PPI-Therapie sehr unzufrieden, 70% von ihnen (= 14% der gesamten Patientengruppe) waren laut Definition „lost patients“. Eine Endoskopie wurde bei insgesamt 86% der Patienten durchgeführt und eine Funktionsdiagnostik (pH-Metrie ± Manometrie) bei 8%. Ein chirurgisches Konsil erfolgte bei 8% der Patienten, von denen ein Drittel im Vorfeld eine Funktionsdiagnostik erhalten hatte.
Schlussfolgerungen:
Eine mangelhafte Symptomkontrolle ist bei GERD-Patienten mit PPI-Langzeittherapie häufig, fällt aber in der täglichen Routine nicht auf. So wird in der Regel nicht weiter diagnostiziert und nach Behandlungsalternativen gesucht. Die Qualität der Therapie dieser Patienten sollte zukünftig z. B. durch Fragebögen überprüft werden.