Erschienen in:
20.08.2019 | Urolithiasis | Leitthema
Aktuelle Konzepte zur Pathogenese von Harnsteinen
verfasst von:
Dr. med. R. Mager, A. Neisius
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 11/2019
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Zusammenfassung
Die Entstehung von Nierensteinen ist ein multifaktorieller Prozess. Während für Harnsäure‑, Zystin- und Xanthinsteine ätiopathogenetisch die Übersättigung und Kristallisation ausschlaggebend sind, wird die Formation calciumbasierter Steine, die die Mehrheit aller Steinarten darstellen, durch dieses physikochemische Konzept nicht ausreichend erklärt. Aktuelle Konzepte gehen von einer nidusassoziierten Steinbildung der calciumbasierten Nephrolithiasis an Randall-Plaques oder an Ductus-Bellini-Plugs aus. Während Randall-Plaques infolge eines nicht vollständig geklärten Zusammenspiels aus interstitieller Calciumübersättigung in der Papille, vaskulären und interstitiellen Inflammationsprozessen und mineralischen Ablagerungen von „calcifying nanoparticles“ an der Basalmembran des dünnen aufsteigenden Asts der Henle-Schleife entstehen, sind Ductus-Bellini-Plugs auf mineralische Ablagerungen am Rand des Sammelrohrlumens zurückzuführen. Für das weitere Steinwachstum im Kelchurin ist die Interaktion von Matrixproteinen mit calciumübersättigtem Urin unter ungünstigem Verhältnis von Promotoren gegenüber Inhibitoren der Lithogenese verantwortlich, wobei diese Vorgänge ebenfalls noch nicht abschließend ergründet sind. Obwohl die bisherige Forschung mit der Aufklärung über die Physiologie von Nephron und Papille, der Analyse medullärer vaskulärer, inflammatorischer und kalzifizierender Prozesse und der Untersuchung des Proteoms, des Mikrobioms, der Promotoren und Inhibitoren der Steinbildung im Urin sowie erste genomweite Assoziationsstudien viele Faktoren der Steinbildung aufgedeckt haben, sind weitere Forschungsbemühungen erforderlich, um die Lücken im Verständnis der komplexen Zusammenhänge schließen zu können und über den aktuellen Wissensstand hinausgehende prophylaktische, therapeutische oder metaphylaktische Werkzeuge zu erhalten.