Urolithiasis: Mehr komplizierte Verläufe bei Frauen

Von Harnsteinleiden sind Männer zwar häufiger betroffen als Frauen. Doch wenn es um das Komplikationsrisiko geht, sind Frauen im Hintertreffen. Bei ihnen sind akute Nierenkoliken öfter mit Infektionen bis hin zur Urosepsis assoziiert als bei ihren männlichen Leidensgenossen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Müssen Frauen wegen einer akuten Nierenkolik stationär behandelt werden, ist ein komplikationsträchtiger Verlauf wahrscheinlicher als bei Männern. Ein Unterschied, den es bei der Therapieentscheidung unbedingt zu berücksichtigen gilt, wie der Urologe Chris Down von den Brighton and Sussex University Hospitals und seine Kollegen mit Verweis auf ihre kürzlich erschienene Analyse betonen. Die Urologen hatten die Krankenakten von 231 klinikeigenen Patienten – 82 Frauen und 149 Männer – ausgewertet, die zwischen Oktober 2015 und März 2018 wegen einer Urolithiasis-bedingten akuten Nierenkolik stationär behandelt werden mussten. Hinsichtlich Alter, Diabeteserkrankung und ASA-Klassifikation gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Als Grund für die stationäre Aufnahme war bei 66 Patienten eine Urosepsis vermerkt, bei 50 eine akute Niereninsuffizienz und bei 115 unkontrollierbare Schmerzen. Frauen sind stärker infektgeplagt Bei Frauen war die Nierenkolik weitaus häufiger mit einem akuten Infektionsgeschehen assoziiert als bei Männern, wie die CRP-Werte (89,3 mg/l vs. 32,9 mg/l) und Neutrophilenzahlen (10,0 x109/l vs. 8,8 x109/l) zum Zeitpunkt der Aufnahme ebenso bestätigen wie der Anteil positiver Urinkulturen (34,1% vs. 6,0%). Zudem mussten im Vergleich zu Männern anteilsmäßig mehr Frauen perkutan nephrostomiert (9,8% vs. 0,7%) sowie intensivmedizinisch (12,2% vs. 0,6%) betreut werden. Der stationäre Aufenthalt der Frauen dauerte im Durchschnitt fast drei Tage länger als der der Männer (4,4 Tage vs. 1,8 Tage). Die Raten stationärer Wiederaufnahmen unterschieden sich nicht. Todesfälle gab es keine. Empfehlung der Redaktion Themenseite Urolithiasis Ob Nierenstein, Harnleiterstein, Blasenstein oder Harnröhrenstein: Aktuelles Wissen rund um Harnsteine & Co. finden Sie auf dieser Themenseite. Die Größe der Steine war mit durchschnittlich 7,1 mm bei Männern und 7,3 mm bei Frauen vergleichbar. Bei Frauen steckten die Steine jedoch häufiger im oberen Abschnitt der Ureteren fest (50,0% vs. 35,6%). Frauen sind die vulnerableren Patienten Bei Patienten, die aufgrund einer akuten Nierenkolik stationär behandelt werden müssen, lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug auf das Komplikationsrisiko ausmachen, so das Resümee des britischen Urologenteams. Frauen haben eher assoziierte Infektionen, müssen häufiger intensivmedizinisch sowie insgesamt länger stationär behandelt werden. Bei fast der Hälfte der eingelieferten Patientinnen (n = 39) lag eine Urosepsis vor, hingegen nur bei 17% der Patienten. Ein Unterschied, der bei der Entscheidung für oder gegen konservative Therapiemaßnahmen unbedingt berücksichtigt werden muss, wie die Studienautoren betonen. Die Kriterien, ab wann eine invasive Therapie erforderlich ist, seien zwar für alle Patienten gleich, doch müssten sich alle Kliniker bewusst sein, dass bei Frauen diese Kriterien sehr viel häufiger erfüllt sind. Das Wichtigste in Kürze Frage: Lassen sich bei Patienten, die aufgrund akuter Nierenkoliken stationär behandelt werden müssen, geschlechtsspezifische Unterschiede ausmachen? Antwort: Frauen hatten häufiger assoziierte Infektionen bis hin zur Urosepsis. Der Anteil mit perkutaner Nephrostomie war ebenso höher wie der mit intensivmedizinischer Betreuung. Bedeutung: Frauen mit akuter Nierenkolik sollten als Risikopatienten für einen komplizierten Verlauf eingestuft werden. Einschränkung: Monozentrische Studie; wichtige infektbezogene Parameter wie Körpertemperatur, Herzfrequenz und Blutdruck wurden nicht berücksichtigt.

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