Urothelkarzinom: Wie viele Chemotherapiezyklen sind optimal?

Die klassische platinbasierte Chemotherapie wird beim Urothelkarzinom in unterschiedlicher Zyklenzahl eingesetzt. Ein Autorenteam aus Japan fand nun heraus, welche Anzahl an Zyklen das höchste Gesamtüberleben verspricht. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Beim nicht operablen fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinom (UC) gibt es seit Jahrzehnten nur begrenzte Therapieoptionen. Goldstandard bei der Erstlinientherapie ist die platinhaltige Chemotherapie. Durch neueste Studien kommen aber nun kombinierte Chemo-Immuntherapien oder sequenzielle Chemo-Immun-Erhaltungstherapien wie mit dem PD-L1-Antikörper Avelumab für Patienten mit UC ins Spiel, die nach vier bis sechs Zyklen Chemotherapie keine Tumorprogression zeigen. Auch deshalb ist es dringend erforderlich, die optimale Anzahl von Chemotherapiezyklen zu bestimmen. Japanische Urologen vom Osaka City University Hospital haben in einer retrospektiven Studie das Gesamtüberleben („overall survival“, OS) nach unterschiedlich vielen Zyklen untersucht. Sie analysierten die Daten von 115 Patienten mit UC, die zwischen April 2009 und Januar 2020 in ihrer Klinik behandelt worden waren. Dabei kamen vor allem Gemcitabin plus Cisplatin und Gemcitabin plus Carboplatin zum Einsatz, bei einigen wenigen Patienten auch eine Mischung aus den vorherigen Regimen mit Methotrexat/Vinblastin/Doxorubicin/Cisplatin (MVAC). Es wurde zwischen einem bis drei Zyklen (n = 61), vier Zyklen (n = 25) und fünf bis acht Zyklen (n = 29) unterschieden. Patienten, die ≤ drei Zyklen einer Erstlinien-Chemotherapie verabreicht bekamen, hatten ein kürzeres OS als Patienten, die ≥ vier Zyklen erhielten. Keinen signifikanten Unterschied im OS gab es jedoch bei den Patienten, die vier im Gegensatz zu ≥ fünf Zyklen durchliefen. Somit wurde mit fünf oder mehr Zyklen einer platinbasierten Chemotherapie das OS von Patienten mit nicht operablen fortgeschrittenen oder metastasierten UC im Vergleich zu vier Zyklen nicht verlängert. Empfehlung der Redaktion Tumoren des Urogenitalsystems – Themenseite Von Prostatakarzinom über Blasenkrebs bis zu Nierentumoren: Diese Themenseite deckt das gesamte Spektrum der urologischen Onkologie ab. Zwischen den beiden Therapieregimen Gemcitabin plus Cisplatin und Gemcitabin plus Carboplatin gab es hinsichtlich des OS keinen signifikanten Unterschied. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug sechs Monate, das mediane OS 14 Monate. Der Prozentsatz der Patienten, die die Chemotherapie aufgrund des Fortschreitens der Erkrankung abbrachen, betrug 80,3%, 64,0% beziehungsweise 86,4% bei den Patienten, die ≤ drei, vier beziehungsweise ≥ fünf Zyklen verordnet bekamen. Die Autoren geben zu bedenken, dass ihre Untersuchung retrospektiv war und die Anzahl der Patienten mit 115 eher klein. Sie vermuten, dass die Gruppe mit weniger als vier Zyklen mehr Patienten beinhaltet, die die Chemotherapie aufgrund einer starken Toxizität, einer frühen Tumorprogression oder auch selbst gewählt beendeten. Diejenigen mit vier und mehr Zyklen hatten vermutlich besser auf die Zytostatika-basierte Therapie reagiert und die Nebenwirkungen besser vertragen. Eine große prospektive Studie sei nun erforderlich, um die optimale Anzahl an Zyklen der platinhaltigen Erstlinien-Chemotherapie zu bestimmen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie viele Zyklen einer platinbasierten Erstlinien-Chemotherapie erzielen das höchste Gesamtüberleben bei Patienten mit nicht operablem fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom? Antwort: Mit vier Zyklen war das Gesamtüberleben am höchsten. Mit fünf oder mehr Zyklen einer platinhaltigen Chemotherapie wurde das Gesamtüberleben der Patienten nicht verlängert. Bedeutung: Bei der klassischen platinbasierten Chemotherapie sollte ein Regime über fünf oder mehr Zyklen kritisch betrachtet werden. Einschränkung: Lediglich eine kleine Anzahl von Patienten an einem Zentrum wurden in die Studie aufgenommen.

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