Oberes Urothelkarzinom: Adjuvante Chemo nützt Patienten

Adjuvante Chemotherapie mit einer Platin-Gemcitabin-Kombination hat in einer Studie das krankheitsfreie Überleben von Patienten mit Urothelkarzinomen der oberen Harnwege verlängert. Damit könnte sich ein neuer Therapiestandard andeuten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Urotheliale Karzinome des oberen Harntraktes, also der Ureter oder des Nierenbeckens, haben gemeinhin eine schlechtere Prognose als Urothelkarzinome der Blase. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind die Tumoren oft schon in die Muskelschicht eingedrungen, mehr als die Hälfte der Patienten sterben an der Erkrankung – trotz platinbasierter Chemotherapie nach lokalem Rezidiv oder dem Auftreten von Metastasen. Offensichtlich wäre es daher von Vorteil, die Behandlung früher Stadien zu verbessern. Allerdings existiert kein Konsens darüber, ob eine kurativ intendierte Nephroureterektomie durch eine adjuvante Chemotherapie unterstützt werden sollte. Eine Forschergruppe um Alison Birtle von der Universität Manchester ist dieser Frage im Zuge der randomisierten und kontrollierten POUT(Peri-operative chemotherapy versus surveillance in upper tract urothelial cancer)-Studie der Phase 3 im Open-Label-Design nachgegangen. 261 Patienten von 57 Kliniken waren beteiligt. Die Tumoren der Probanden befanden sich im Stadium pT2–4pN0–3M0 oder pT(beliebig)N1–3M0. 132 Patienten wurden einer Chemotherapie mit Cisplatin oder Carboplatin, kombiniert mit Gemcitabin zugeteilt, 129 wurden lediglich überwacht. Die Therapie begann innerhalb von 90 Tagen nach der Nephroureterektomie. Ereignisrate sinkt deutlich Das mediane Follow-up betrug 30,3 Monate. Die Schätzungen für das krankheitsfreie Überleben beliefen sich für die Chemotherapiegruppe auf 71% für die ersten drei Jahre. Für die Gruppe unter Überwachung betrug die Rate 46%. Nach dem Abgleich gegen den Typ der Chemotherapie, den Lymphknotenstatus, den Status der Resektionsränder und das pathologische Tumorstadium lag die Wahrscheinlichkeit, ein Rezidiv zu erleiden oder zu sterben, für die Chemotherapiepatienten um hochsignifikante 55% niedriger (Hazard Ratio 0,45, Konfidenzintervall 0,30–0,68; p = 0,0001). 44% der Patienten, die eine Chemotherapie erhielten, entwickelten Nebenwirkungen vom Grad 3 oder höher. Im Vordergrund standen hier Rückgänge der Neutrophilen- (36%) und der Plättchenzahlen (10%). Krankheitsfreies Überleben ist kein voll validiertes Surrogat für das Gesamtüberleben nach Nephroureterektomie aufgrund von Urothelkarzinomen der oberen Harnwege. Doch eine Studie, deren Teststärke dem primären Endpunkt Gesamtüberleben gerecht geworden wäre, hatten Birtle und Kollegen angesichts der Rarität der Tumorentität – die Erkrankungsrate wird mit 2/100.000 angegeben – nicht für machbar gehalten. In ihrem Fazit legen sie sich dennoch fest: „Platinbasierte adjuvante Chemotherapie sollte für Patienten mit lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom des oberen Harntraktes als neuer Standard der Versorgung nach Nephroureterektomie betrachtet werden.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Sollten sich Patienten mit lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom der oberen Harnwege einer adjuvanten Chemotherapie unterziehen? Antwort: Eine mit Gemcitabin kombinierte, platinbasierte adjuvante Chemotherapie nach Nephroureterektomie hat das krankheitsfreie Überleben von Patienten mit lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom hochsignifikant verlängert. Bedeutung: Adjuvante Chemotherapie mit Platin und Gemcitabin könnte einen neuen Therapiestandard für Patienten mit lokal fortgeschrittenem Urothelkarzinom nach Nephroureterektomie markieren. Einschränkung: Daten zum Gesamtüberleben fehlen noch.

Springer Medizin

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