Mit Mitomycin-Gel gegen Urothelkarzinome im oberen Harntrakt

Ein Mitomycin-C-haltiges Hydrogel soll es ermöglichen, niedriggradige kleine Urothelkarzinome des oberen Harntrakts unter Erhalt der Nieren zu behandeln. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat die Therapie bereits zugelassen. Wie die derzeitige Praxis aussieht, ist in einer Studie untersucht worden. Urothelkarzinome des oberen Harntrakts sind seltene Malignome. Viele Handlungsmöglichkeiten bestehen dabei abseits der radikalen Nephroureterektomie nicht. Vor allem für niedriggradige, nichtinvasive Tumoren von Patienten, deren Nierenfunktion durch eine Nephroureterektomie schwer beeinträchtigt würde, wird daher nach nierenerhaltenden Alternativen gesucht. Eine solche Option ist in den USA bereits seit gut zwei Jahren zugelassen. Es handelt sich um UGN-101 (Jelmyto), ein Gel, das zytostatisch wirkendes Mitomycin C (4 mg/ml) enthält und in die oberen Harnwege eingebracht wird. Basis der Zulassung waren die Ergebnisse der Studie OLYMPUS, in der niedriggradige Urothelkarzinome einer Größe von 5–15 mm oberhalb des pyeloureteralen Übergangs auf diese Weise behandelt worden waren, gegebenenfalls nach vorheriger endoskopischer Verkleinerung des Tumors. Nach sechswöchiger Induktionstherapie mit wöchentlichen retrograden Instillationen von maximal 15 ml UGN-101 über einen Ureterkatheter hatten 59% der Patienten (42 von 71) weitere vier bis sechs Wochen später ein vollständiges Therapieansprechen gezeigt. In der abschließenden Analyse von OLYMPUS wurde die Dauerhaftigkeit des Ansprechens auf 82% nach einem Jahr geschätzt, teils allerdings unter einer Erhaltungstherapie. Solomon Woldu vom University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas hat sich zusammen mit Kollegen angesehen, wie die Therapie mit UGN-101 im klinischen Alltag praktiziert wird. 15 Zentren waren beteiligt, auswertbar waren Daten von 132 Patientinnen (30%) und Patienten (70%) mit 136 betroffenen Nieren. Instilliert wird häufig antegrad Die Instillation von UGN-101 erfolgte bei 43% der Patienten antegrad über einen Nephrostomietubus. In 36% der Fälle wurde retrograd in der Klinik, in 21% sogar retrograd im OP instilliert. Zum Zeitpunkt der ersten Nachuntersuchung – im Median nach knapp drei Monaten – waren 69% der nach vollständiger Ablation adjuvant mit UGN-101 behandelten Patienten endoskopisch tumorfrei. Von den chemoablativ therapierten Patienten mit Residualtumoren waren es 37%. Handelte es sich um kleine Residualtumoren von weniger als 10 mm, lag die Rate des Komplettansprechens bei 70%. Eine Erhaltungstherapie, meist monatlich, erhielten 27%. Rezidive erlitten im weiteren Verlauf 14% der Patienten, median dauerte das rezidivfreie Überleben 17,1 Monate. Bei 23% der Patienten kam es zu Ureterstenosen, weitere häufige unerwünschte Effekte waren Harnwegsinfektionen (15%) und stationär zu behandelnde Pyelonephritis (8%). Alle anderen Komplikationen traten seltener auf, am ehesten noch Anämien (1,5%). Woldu und Kollegen halten ihre Befunde für bemerkenswert. Denn offenbar wird UGN-101 im klinischen Alltag in Szenarien eingesetzt, die in der Zulassungsstudie nicht evaluiert worden sind. Beispielsweise lagen nur 65% der Tumoren oberhalb des pyeloureteralen Übergangs, 26% sowohl dort wie im Ureter und 9% nur im Ureter. In 43% waren die Karzinome vollständig abladiert worden bzw. nicht sichtbar. Auch wurden größere Tumoren behandelt, 15% waren sogar größer als 30 mm. 9% der Karzinome waren als hochgradig eingestuft worden. Empfehlung der Redaktion Tumoren des Urogenitalsystems – Themenseite Von Prostatakarzinom über Blasenkrebs bis zu Nierentumoren: Diese Themenseite deckt das gesamte Spektrum der urologischen Onkologie ab. „Die Studie repräsentiert die bis dato größte Übersicht über Patienten, die mit UGN-101 behandelt wurden“, schreiben Woldu et al. Sie könne als Ausgangspunkt für die Bildung von Hypothesen dienen, mit denen sich die UGN-101-Therapie von Patienten mit Urothelkarzinomen überprüfen lasse. Die Autoren selbst sind dabei, ein prospektives Register mit dem Ziel einer standardisierten Erfassung der Ergebnisse im longitudinalen Follow-up aufzubauen.

Springer Medizin

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