Erschienen in:
07.07.2020 | Uterus myomatosus | Leitthema
GnRH-Antagonisten in der Behandlung des Uterus myomatosus
verfasst von:
Prof. Dr. Ricardo E. Felberbaum, Wolfgang Küpker, Balint Balogh, Klaus Diedrich
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 8/2020
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Zusammenfassung
GnRH(Gonadotropin-releasing Hormon)-Agonisten haben sich zu etablierten Medikamenten für die Behandlung der sexualsteroidabhängigen Erkrankungen Endometriose und Uterus myomatosus entwickelt. Während bei letzteren ihre Verwendung im Laufe der Jahre an Bedeutung verloren hat und ihre Anwendung sich mittlerweile weitestgehend auf Fälle von schwerer Anämie oder sehr großen Myomen als primär-systemische Therapie vor einer Operation beschränkt, wurden sie bei der Endometriose als postoperative Behandlungsoption teilweise durch Gestagene ersetzt. In beiden Fällen machten die schwerwiegenden Nebenwirkungen des Sexualsteroidentzugs eine Langzeitbehandlung unmöglich. Peptidische GnRH-Antagonisten, die aufgrund der durch sie induzierten klassisch kompetitiven Rezeptorblockade dosisabhängig wirken, machten es möglich, eine verbleibende Östradiolsekretion zu erhalten. Diese antagonistisch wirkenden GnRH-Analoga erlauben also eine Titration der Östradiolserumkonzentrationen im Rahmen eines sog. therapeutischen Fensters. Basierend auf diesen älteren Ergebnissen eröffnet nun das Auftreten nichtpeptidischer, oral aktiver GnRH-Antagonisten völlig neue Wege bei der Behandlung von benignen sexualsteroidabhängigen Erkrankungen. Offensichtlich bestehen große Erwartungen an die Verwendung dieser neuen Arzneimittel auch bei der Behandlung von Uterusmyomen, sowie bei ihrer Verwendung in Protokollen zur kontrollierten Stimulation der Eierstöcke im Rahmen der assistierten Reproduktion. Bei all diesen Indikationen sind die Flexibilität und die Möglichkeit der dosisabhängigen Beeinflussung der von den GnRH-Antagonisten verursachten therapeutischen Wirkung von größter Bedeutung. Langfristige Erfahrungen, auch hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen und Komplikationen, müssen jedoch abgewartet werden.