Erschienen in:
26.09.2020 | Hauttransplantation | Leitthema
Geschlechtsangleichung von Mann zu Frau
verfasst von:
Prof. Dr. J. Heß, Prof. Dr. M. Sohn, Prof. Dr. M. Küntscher, Dr. J. Bohr
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 11/2020
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Zusammenfassung
Für viele Transfrauen ist die chirurgische Angleichung des männlichen Genitals in ein weibliches ein fundamentaler Bestandteil der Transition. Der Erhalt der Sensibilität und des erogenen Empfindens wird durch Präparation der Eichel mit dem neurovaskulären Bündel zur Schaffung einer Klitoris erreicht. Für die Bildung einer Neovagina stehen mehrere Techniken zur Verfügung, wobei die von Burou in den 1950er-Jahren entwickelte penile Inversionstechnik den Goldstandard darstellt. Hierbei wird die Haut des Penisschafts als gestielter Lappen in den Scheidenkanal invertiert und kleidet den Raum aus. Alternativ werden freie Hauttransplantate verwendet, welche man meist bei sekundären Eingriffen nutzt. Eine weitere Technik stellt die Verwendung von Darmsegmenten dar, bei der ein ausgeschaltetes Segment durch den Scheidenkanal gezogen wird. Diese Methode kommt ebenfalls bei sekundären Eingriffen zur Anwendung, kann aber auch genutzt werden, wenn primär zu wenig Haut am Genitale vorhanden ist. Aufgrund der zahlreichen Schritte bei der Präparation der Strukturen muss mit verschiedensten Komplikationen gerechnet werden, wobei die Verletzung des Rektums bei der Dissektion des Neovaginalraums mit einer Inzidenz von 4,5 % die größte Herausforderung darstellt. Am häufigsten treten harnröhrenassoziierte Komplikationen auf, wobei sowohl Harnstrahldeviationen als auch Strikturen der Urethra möglich sind. Die subjektive Zufriedenheit der Transfrauen mit dem Ergebnis ist hoch und wird in verschiedenen Studien mit 72–92 % angegeben. Anhand validierter Fragebögen konnte außerdem gezeigt werden, dass die geschlechtsangleichende Operation zu einem Anstieg der transspezifischen Lebensqualität führt und sowohl das subjektiv empfundene Wohlbefinden als auch die sexuelle Zufriedenheit fördert.