Erschienen in:
14.02.2020 | Tachykarde Herzrhythmusstörungen | Schwerpunkt
Elektrischer Sturm
Erkennung und Beherrschung
verfasst von:
Prof. Dr. Markus Zarse, Fuad Hasan, Atisha Khan, Zana Karosiene, Bernd Lemke, Harilaos Bogossian
Erschienen in:
Herzschrittmachertherapie + Elektrophysiologie
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Der elektrische Sturm („electrical storm“, ES) subsummiert in seiner Definition von ≥3 anhaltenden ventrikulären Tachykardien/24 h ein weites klinisches Spektrum an Krankheitsbildern. Im Regelfall sind es jedoch schwer herzkranke Patienten mit erheblicher Komorbidität, weshalb bei ES eine sofortige Verlegung in ein kardiologisches Zentrum mit multidisziplinärer Expertise notwendig ist. Eine initiale psychische und kardiale Abschirmung dieser durch Tachykardien und multiple Kardioversion traumatisierten Patienten mit Anxiolyse und Analgosedierung sowie β‑Blocker-Gabe ist zwingend erforderlich, um den Teufelskreis der sympathikoadrenergen Überaktivierung zu durchbrechen. Multiple ICD-Entladungen als Surrogatparamter für den ES sind in etwa einem Drittel der Fälle inadäquat, was am häufigsten durch pharmakologische oder ablative Therapien von supraventrikulären Tachykardien (SVT) oder Optimierung der Programmierung bei Oversensing behoben werden kann. Doch auch nicht alle adäquaten ICD-Entladungen sind notwendig. Jede Entladung verschlechtert die Prognose des Patienten und sollte, soweit hämodynamisch möglich, vermieden werden. Nach initialer hämodynamischer Stabilisierung des Patienten mit EKG-Schreibung und paralleler Diagnostik reversibler Ursachen des ES erfolgt die erneute Terminierung durch externe oder interne Defibrillation mit spezifischer frühelektiver Therapie. In einigen Fällen ist auch eine sofortige Ablation oder Revaskularisation mit hämodynamischen Unterstützungssystemen oder als weitere Eskalationsstufe eine kardiale sympathische Denervierung durch Ganglion-stellatum-Blockade notwendig. Aufgrund der schlechten Prognose nach ES ist eine weitere dauerhafte engmaschige Überwachung des Patienten vorzugsweise mittels Telemedizin wünschenswert.