Erschienen in:
02.10.2019 | Intoxikationen | Leitthema
Vergiftungsregister und Toxikovigilanz in anderen Ländern als Vorbild für Deutschland
verfasst von:
Dr. Dr. Axel Hahn, Esther Feistkorn
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 11/2019
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Zusammenfassung
In Deutschland fehlen auch im Jahr 2019 ein nationales Vergiftungsregister und ein leistungsfähiges Toxikovigilanzsystem zur Identifizierung und Bewertung toxischer Risiken für die Bevölkerung. Als besonderes Vorbild gelten die USA, aber auch in Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz und Schweden sind leistungsfähige Systeme etabliert und liefern repräsentative Daten zu Humanexpositionen, die auch als Frühwarnsystem zur Risikominimierung und Prävention dienen. Dieser Beitrag gibt eine Übersicht über nationale Vergiftungsregister und Toxikovigilanzsysteme in anderen Ländern und beschreibt die aktuelle Situation in Deutschland, wo gesundheitspolitisch bisher zu wenig in die Entwicklung dieses Bereichs investiert wird.
Die Datengrundlagen zur Analyse des Vergiftungsgeschehens in Deutschland sind bisher noch unzureichend, auch weil Vergiftungen als bedeutsame medizinische Entität bisher keine genügende medizinisch-statistische Entsprechung in der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-Code) finden. In der Zusammenarbeit zwischen dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und den Giftinformationszentren (GIZ) sind schon bedeutende Fortschritte und Präventionserfolge zur Risikominimierung im Vergiftungsgeschehen erzielt worden, aber ohne ein nationales Monitoring und ein Toxikovigilanzsystem sind auch gravierende Fehleinschätzungen möglich.
Über die Daten zu Humanexpositionen in den deutschen Giftinformationszentren (GIZ) und die ärztlichen Meldungen bei Vergiftungen am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) könnten akute, ggf. auch chronische Vergiftungen zukünftig wirksam abgeschätzt werden. Dazu bedarf es der Einrichtung eines nationalen Monitorings von Vergiftungen und einer Toxikovigilanz mit dauerhafter Finanzierung durch die Politik und über Bundesländergrenzen hinweg.