Erschienen in:
19.05.2020 | Verhaltenstherapie | Schwerpunkt: Gruppenpsychotherapie – Originalien
Spezifisches Angebot zur stationären Gruppenpsychotherapie mit jungen Erwachsenen
Ein Erfahrungsbericht
verfasst von:
Dr. Anette Liebler, Dr. Martina Henkel
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Die gestiegene Nachfrage nach stationären psychotherapeutischen Behandlungsplätzen für junge Erwachsene veranlasste die Verantwortlichen einer psychiatrischen Versorgungsklinik zur Erweiterung des bestehenden Therapiekonzepts um ein spezifisches Angebot für Patienten im Alter von 18 bis 30 Jahren. Die 8 bis 9 jungen Patienten der psychotherapeutischen Station nehmen seither die Gruppenangebote des multimodalen Therapieprogramms gemeinsam, als annähernd altershomogene Gruppe wahr, darunter auch die Gruppenpsychotherapie. Den Stationsalltag und einige wenige Therapieangebote teilen die jungen Erwachsenen mit den älteren Patienten (>30 Jahre) der Station, die ihrerseits eine Therapiegruppe bilden. Diese Modifikationen stehen im Einklang mit den in jüngster Zeit im Kontext der Transitionspsychiatrie geforderten Anstrengungen zur Schaffung von Angeboten im Übergangsbereich zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie einerseits und Erwachsenenpsychiatrie andererseits. Das modifizierte Konzept wurde in der klinischen Praxis sowohl von Patienten als auch von Mitarbeitern als positiver bewertet als das vorherige. In der altershomogenen Gruppe können die persönlichen Belange der jungen Erwachsenen stärker fokussiert werden. Die höhere Kohärenz der Gruppe begünstigt in der Gruppenpsychotherapie einen intensiven Austausch der jungen Patienten über persönliche Problemlagen und erleichtert neue, positive Interaktionserfahrungen. Unsicherheit, Beschämungsangst und Konformitätsdruck können junge Patienten im Verlauf des gruppenpsychotherapeutischen Prozesses alterstypisch blockieren und bedürfen des besonderen Augenmerks.