Zusammenfassung
Hintergrund
Pro Jahr erleiden 3,1 % der erwachsenen Deutschen beim Sport einen Unfall; 75 % der Verletzten sind männliche Sportler mit einem Alter von 20–29 Jahren. Die obere Extremität ist in knapp über 20 % der Fälle betroffen. Ein Drittel dieser Verletzungen betreffen die Hand und die Finger.
Fragestellung
In Deutschland sind über eine halbe Million Sportler, mit steigender Tendenz, in Kampfsportverbänden organisiert. Kampfsportarten wird gemeinhin eine hohe Verletzungsgefahr für die Hand zugesprochen. Ziele dieser Arbeit waren die Überprüfung dieser Hypothese sowie die Beschreibung der typischen kampfsportassoziierten Handverletzungen.
Material und Methoden
Systematische Literaturrecherche (bis Januar 2015) in PubMed/Medline und der Cochrane Library sowie Ermittlung von Sekundärliteratur über die Literaturverzeichnisse.
Schlussfolgerung
Aussagekräftige vergleichende Studien zu Häufigkeit und Schwere von Handverletzungen, welche isoliert auf Kampfsporthandlungen zurückzuführen sind, können der aktuellen Literatur nicht entnommen werden. Das allgemeine Risiko für Sportverletzungen scheint beim Kampfsport im Vergleich zu anderen Sportarten eher gering zu sein. Boxen scheint für die obere Extremität und speziell die Hand aber die gefährlichste Sportart zu sein. Das Verletzungsmuster nach Faustschlägen (Notfallpatienten und Profiboxer) zeigt, dass über die Hälfte der schlaginduzierten Frakturen den 5. Mittelhandknochen betreffen, davon liegt in 25 % der Fälle die klassische „boxer’s fracture“ vor. Dies weicht deutlich von der Frakturverteilung nach allgemeinen sportassoziierten Handfrakturen ab, wo die Phalangen am Häufigsten betroffen sind. Zwei seltenere Krankheitsbilder, die als Folge wiederholter Faustschläge auftreten können, werden als „carpal bossing“ und „boxer’s knuckle“ bezeichnet. Bei beiden Krankheitsbildern sind exzellente Ergebnisse nach operativer Therapie beschrieben.