Erschienen in:
02.11.2017 | Knochendefekte | Leitthema
Ellenbogentotalendoprothetik bei traumatischen und posttraumatischen Knochendefekten
verfasst von:
Dr. M. Hackl, L. P. Müller, T. Leschinger, K. Wegmann
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 12/2017
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Zusammenfassung
Die meisten Ellenbogentotalendoprothesen werden heutzutage primär aufgrund traumatischer oder posttraumatischer Zustände implantiert. Knochendefekte sind dabei häufig und müssen in die (prä‑)operative Planung einbezogen werden. Der Erhalt des Streckapparats unter Durchführung eines Trizeps-on-Zugangs, eine systematische Zementiertechnik und die Verwendung von Semi-constrained-Prothesen führen zu zufriedenstellenden Ergebnissen, wenngleich das klinische Outcome insgesamt schlechter ist als bei Rheumapatienten.
Die primäre Implantation einer Ellenbogenprothese bei komplexen distalen Humerusfrakturen des geriatrischen Patienten oder die sekundäre Implantation nach gescheiterter konservativer Therapie sowie Osteosyntheseversagen stellen potenzielle Indikationen für einen (post)traumatischen Gelenkersatz dar. Die Kondylen müssen hierbei nicht rekonstruiert werden und der Humerus kann um 2–3 cm verkürzt werden, ohne dadurch die Funktionalität des Streckapparats zu gefährden. Bei posttraumatischer Gelenkdestruktion und chronischer Instabilität nach komplexen Frakturen des proximalen Unterarms – insbesondere nach Terrible-Triad- und Monteggia-like-Verletzungen – stellt die Ellenbogenprothese eine Therapieoption dar. Der Streckapparat muss rekonstruiert werden und die Prothesenimplantation so – wenn nötig – mit einer Plattenosteosynthese kombiniert werden. Chronische Fehlstellungen sollten nur soweit nötig korrigiert werden, um frühzeitige aseptische Lockerungen durch vermehrte Scherkräfte und Polyethylenabrieb zu vermeiden.
Langstreckige Knochendefekte sind problematisch und können beispielsweise durch Allografts oder Tumorprothesen kompensiert werden. Die Ergebnisse dieser Salvage-Verfahren sind allerdings wenig kalkulierbar und die Komplikationsraten deutlich erhöht.