Jumper's Knee: So wird die Patellasehne wieder belastbar

Eine progressive sehnenbelastende Bewegungstherapie erwies sich bei Patienten mit Patellaspitzensyndrom in einer niederländischen Studie als effektiver als das Standardprogramm eines exzentrischen Trainings. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. 45% der Spitzensportler, die Sprungsportarten wie Basketball oder Volleyball betreiben, leiden unter einem Jumper's Knee bzw. einem Patellaspitzensyndrom (PT). Von Seiten der Physiotherapie wird seit langem ein exzentrisches Training (eccentric exercise therapy, EET) empfohlen, das allerdings schmerzauslösend und nicht unumstritten ist. Kürzlich wurde eine Alternative hierzu vorgeschlagen, die sich nun in einer Vergleichsstudie (JUMPER) beweisen sollte. Stephan Breda vom Erasmus MC in Rotterdam und Kollegen haben an 76 Patienten mit klinisch und sonografisch gesicherter Diagnose eines Patellaspitzensyndroms die Wirksamkeit einer progressiven sehenenbelastenden Bewegungstherapie (progressive tendon-loading exercises, PTLE) mit der EET verglichen. Die schmerzprovozierende zweistufige EET umfasste einseitige Kniebeugen und sportspezifische Übungen, die vierstufige PTLE mit akzeptablem Schmerz isometrische (statische), isotonische (dynamische) Übungen, Einheiten zum Auffüllen der Energiespeicher sowie sportspezifischen Übungen. Die Patienten führten die Übungen nach vorheriger Einweisung selbstständig durch und begannen dann, falls möglich, wieder mit ihrem gewohnten Training. Die durchschnittlich 24-jährigen Studienteilnehmer, die mindestens dreimal pro Woche in ihrer jeweiligen Sportart trainiert hatten, wurden zwischen Januar 2017 und Juli 2019 zu gleichen Teilen in die beiden Studiengruppen randomisiert. Die Kniebeschwerden bestanden bei den Patienten im Schnitt bereits über zwei Jahre, bei 42% traten sie beidseitig auf. 82% der Studienteilnehmer hatten Vorbehandlungen hinter sich, von denen aber keine zu einem vollständig befriedigenden Ergebnis geführt hatte. Mithilfe des Victorian Institute of Sports Assessment for Patellar tendons(VISA-P)-Fragebogens wurden Daten im Hinblick auf Schmerz, Funktion und Sporttauglichkeit erhoben. Eine Punktzahl von 100 bedeutet dabei: kein Schmerz, maximale Funktionsfähigkeit und die uneingeschränkte Fähigkeit, Sport auszuüben. Der Fragebogen wurde von den Studienteilnehmern nach kurzer Einweisung selbstständig ausgefüllt. Darüber hinaus definierten Breda und Kollegen 13 Punkte auf der VISA-P-Skala als minimal klinisch bedeutsamen Unterschied (minimum clinically important difference, MCID). Signifikant bessere Ergebnisse für PTLE In der PTLE-Gruppe hatte sich der VISA-P-Score nach 24 Wochen von anfangs 56 auf 84 Punkte verbessert, in der EET-Gruppe von 57 auf 75 Punkte. Der adjustierte mittlere Unterschied zwischen Beginn und Ende der Studie erreichte einen signifikanten Vorteil für die PTLE-Gruppe. Nach zwölf Wochen hatten 49% der PTLE-Gruppe und 55% der EET-Gruppe eine MCID von mindestens 13 Punkten erreicht. Nach 24 Wochen lag der Anteil bei 87% bzw. 77%. Auch auf der VAS-Skala (0–10 Punkte), mit der die Schmerzintensität gemessen wurde, zeigten sich nach 24 Wochen signifikante Unterschiede (2 vs. 4 Score-Punkte). Teilnehmer der PTLE-Gruppe konnten durchschnittlich früher zu ihrem gewohnten Trainingsniveau zurückkehren. Nach zwölf Wochen trainierten in der PTLE-Gruppe bereits 21% und nach 24 Wochen 43% auf dem ursprünglichen Level, während dies in der EET-Gruppe nur 7% bzw. 27% gelang. Allerdings war dieser Unterschied nicht signifikant. Die Patientenzufriedenheit und die Zuverlässigkeit, mit der die Studienteilnehmer die Übungen durchführten, waren in beiden Gruppen etwa gleich hoch. Auf der Basis der hier gesehenen Vorteile empfehlen Breda und Kollegen das PTLE-Programm als initiale Standardversorgung für körperlich aktive Patienten mit PT. Die Vorteile gegenüber der EET-Gruppe zeigten sich vor allem in der zweiten Hälfte des Übungsprogramms. Dies weist Breda und Kollegen zufolge darauf hin, dass vor Wiederaufnahme sportspezifischer Übungen insbesondere die Beladung der Energiespeicher wichtig sei. Trotz der hier gesehenen Erfolge sei allerdings Raum für Verbesserungen der aktuellen PTLE-Programmversion, so Breda und Kollegen, beispielsweise indem ein Physiotherapeut direkte Anleitung gebe. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie verbessert sich der klinische Befund von Patienten mit Patellatendinopathie (PT) durch ein progressives sehnenbelastendes Bewegungstraining (PTLE) gegenüber einem exzentrischen Training (EET)? Antwort: Nach 24 Wochen zeigte sich in der PTLE-Gruppe ein klinisch relevanter Vorteil gegenüber der EET-Gruppe. Bedeutung: Die Autoren empfehlen PTLE als initiales Standardprogramm zur Behandlung von Patienten mit PT. Einschränkung: Die vollständige Verblindung der Studie war nicht möglich.

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