Zusammenfassung
Die meisten von uns haben im privaten Kontext oder in der beruflichen Praxis wohl schon das eine oder andere Mal den Eindruck gewonnen, dass ältere Menschen von einer Behandlung vor Ort in ihrem gewohnten Umfeld mehr profitieren würden als von einem Transport ins Krankenhaus. In der Tat birgt ein Krankenhausaufenthalt Gefahren für die Gesundheit des älteren Menschen. Diese „hazards of hospitalization“ umfassen v. a. iatrogene Komplikationen, Funktionseinbußen, Delir und Inkontinenz [1]. Die Bewältigungsfähigkeit von Pflegeheimbewohnern wird durch Wechsel des Versorgungssettings stark gefordert oder gar überfordert, die Wiedereingewöhnung im Pflegeheim fällt schwer. Diese Problematik wird in der Literatur unter Termini wie „relocation stress“ oder „transfer trauma“ diskutiert (für einen Überblick siehe [2]). Trotz dieser Gefahren sind die Krankenhaustransportraten aus Pflegeheimen hoch [3], da die Pflegeheime mit den gegebenen Ressourcen und Rahmenbedingungen dem wachsenden Betreuungsbedarf der multimorbiden Bewohner nicht immer gewachsen sind. Die geringe fachärztliche Versorgung [4], die lückenhafte Erreichbarkeit von Hausärzten [5] und der Mangel an Pflegefachpersonal sind dabei besonders problematisch. Die retrospektive Analyse von Routinedaten erbrachte, dass Pflegeheimbewohner in Kärnten (Österreich) im Schnitt 3- bis 4‑mal pro Jahr zu ambulanten oder stationären Behandlungen ins Krankenhaus gebracht werden [6]. Eine rezente Studie zeigt, dass Pflegeheimbewohner doppelt so häufig hospitalisiert werden wie nicht institutionalisierte Gleichaltrige [7]. Aber sind all diese, für die Bewohner belastenden Transporte wirklich nötig? Dieser Frage wird im folgenden Abschnitt nachgegangen.