Erschienen in:
08.04.2016 | Opioide | Originalien
Versorgung von Patienten mit Tumorschmerzen in hausärztlichen Praxen in Deutschland
verfasst von:
P. Engeser, E. Kuate Fokan, G. Laux, J. Szecsenyi, K. Krug, R. Leutgeb
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Mit der steigenden Lebenserwartung in Deutschland nimmt die Anzahl der Menschen mit einem bösartigen Tumorleiden ständig zu. Jährlich erkranken ungefähr 480.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs. Ein wichtiges Symptom bei diesen Erkrankungen ist Schmerz. Bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen haben zwischen 40–100 % der Erkrankten manifeste Schmerzen.
Fragestellung
Ziel dieser Untersuchung ist die Klärung der Frage, wie diese Patienten schmerztherapeutisch in deutschen Hausarztpraxen versorgt werden.
Material und Methoden
Die Daten stammen aus dem elektronischen Register CONTENT (CONTinuous morbidity registration Epidemiologic NeTwork) der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Uniklinikum Heidelberg. Das Register hat pseudonymisierte Daten von über 200.000 Patienten und mehr als 3 Mio. Arzt-Patienten-Kontakte. Die Verordnungen werden auf Basis der pharmakologischen Hauptgruppe der ATC- (Anatomisch-Therapeutisch-Chemischen) Klassifikation ermittelt. Aufgrund der Pharmazentralnummer der verordneten Präparate kann eindeutig der ATC-Code der Präparate ermittelt werden.
Ergebnisse
Für die Schmerzbehandlung von Tumorpatienten wurden alle gängigen Analgetika und Koanalgetika eingesetzt. Die Gesamtstichprobe umfasste 9752 hausärztliche Verordnungen bei 1362 Patienten. Analgetika der WHO-Stufe 1 wurden 4975-mal (51,1 %) verordnet, Opioide der WHO-Stufe 2 wurden 929-mal (9,5 %) verordnet und Opioide der WHO-Stufe 3 1918-mal (19,7 %). Koanalgetika wurden insgesamt 1930-mal (19,7 %) verordnet. Von den 1362 betroffenen Patienten wurden 1167 (85,7 %) entsprechend den Vorgaben der strukturierten WHO-Stufentherapie behandelt und 195 (14,3 %) nicht.
Schlussfolgerungen
Die Prinzipien der WHO-Stufentherapie werden bei den meisten Patienten eingehalten. Durch weitere Aufklärungsarbeit in der Breite der Anwender könnten allerdings noch bessere Ergebnisse erzielt werden. Eine noch bessere Orientierung an den einzelnen Empfehlungen der WHO wäre wünschenswert.