Beste Therapiestrategie beim Vestibularis-Schwannom gesucht

Ob Patienten mit einem kleinen einseitigen Vestibularis-Schwannom operiert, bestrahlt oder nur beobachtet werden, hat offenbar keinen unterschiedlichen Einfluss auf die Lebensqualität. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Für kleine, aber auch mittelgroße Vestibularis-Schwannome gibt es nach Ansicht von Dr. Sarah Deberge und ihren Kollegen an der Universitätsklinik von Rennes in Frankreich keine einheitliche Auffassung über die beste Therapiestrategie. Deshalb prüften sie anhand der an ihrer Klinik gewonnenen Daten, ob der Parameter „Lebensqualität“ als Entscheidungskriterium für die Vorgehensweise bei diesem häufigsten gutartigen Tumor im Kleinhirnbrückenwinkel taugt. Für diese Studie standen Befunde von 168 Patienten mit einem Schwannom des 8. Hirnnerven (N. vestibulocochlearis) im Stadium 1 oder 2 nach der Koos-Klassifikation (maximal 20 mm Längendurchmesser) zur Verfügung: 64 Patienten blieben nur unter Beobachtung, 53 erhielten eine Bestrahlung mit dem Gamma- oder Cyberknife, und 51 Patienten wurden einer mikrochirurgischen Behandlung unterzogen, und zwar mit translabyrinthärem Zugang oder über die mittlere Schädelgrube. Die Studienteilnehmer waren zwischen Januar 2004 und Dezember 2015 an der Klinik versorgt worden. Vier verschiedene Tests Die Lebensqualität ermittelten die Ärzte mithilfe von vier Fragebögen mit unterschiedlicher Anzahl von Fragen und Themenbereichen, die damit erfasst werden: SF-36 (Short-Form Health Survey), HHI (Hearing Handicap Inventory), THI (Tinnitus Handicap Inventory) und die Kurzform des DHI (Dizziness Handicap Inventory Short-Form). Zwischen Behandlung und Befragung vergingen durchschnittlich 66 Monate. Von 43 Patienten der Op.-Gruppe, von 46 Patienten mit Strahlentherapie und von 53 Patienten der Beobachtungsgruppe lagen komplett auswertbare Fragebögen vor. Wie Deberge und ihre Kollegen berichten, war die Lebensqualität im Zusammenhang mit dem Ausmaß des Hörverlustes, des Tinnitus und Schwindels bei allen Studienteilnehmern unabhängig von der gewählten Therapiestrategie im Wesentlichen gleich. Das die Patienten am meisten belastende Symptom war in allen drei Gruppe ein Schwindelgefühl. In der Gruppe der operierten Patienten beeinflusste Tinnitus die im SF-36 ermittelten physischen und psychischen Scores. Der allgemeingültige Prognosefaktor für eine langfristig verringerte Lebensqualität war die Vertigo. Hörverlust habe in allen drei Gruppen die Lebensqualität nicht beeinflusst, so die Ärzte. Allerdings spreche die Tatsache, dass in ihrer Studie der Anteil der Patienten mit einer Fazialislähmung in der Op.-Gruppe bei fast 14% gelegen habe, dafür, bei kleinen Schwannomen eher auf Nichtintervention zu setzen, auch wenn beim Parameter Lebensqualität kein Unterschied zwischen der Op.-Gruppe und den anderen Patienten bestanden habe, so die Ärzte. Die mikrochirurgische Option solle nur gewählt werden, wenn es keine andere Therapiemöglichkeit mehr gibt. Bei Älteren und bei Patienten im Koos-Stadium 1 solle nicht operiert werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Gibt es bei Patienten mit einem kleinen einseitigen Vestibularis-Schwannom einen Unterschied in der Lebensqualität in Abhängigkeit davon, ob sie operiert oder bestrahlt oder nur beobachtet wurden? Antwort: Auf der Basis von vier speziellen Fragebogen ließen sich in der retrospektiven Studie keine Unterschiede bei der Lebensqualität feststellen. Bedeutung: Für kleine Schwannome sind alle drei Strategien im Allgemeinen – von Einzelfällen abgesehen – gleichermaßen geeignet. Einschränkung: Bei der Studie handelt es sich um eine retrospektive Untersuchung mit Patienten nur einer einzigen Klinik.

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