Erschienen in:
01.09.2004 | Originalien
Visuelle Funktionen bei Legasthenie
Ophthalmologische und neuropsychologische Befunde
verfasst von:
Dr. M. Pache, P. Weber, S. Klumpp, P. Gutzwiller, H. J. Kaiser
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 9/2004
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Zusammenfassung
Hintergrund
Ziel der Studie war die Überprüfung von Aspekten der zentral-visuellen Verarbeitung bei Kindern mit Legasthenie.
Methode
Bei 31 Kindern mit Legasthenie wurde ein ophthalmologischer und orthoptischer Status erhoben. Zur Testung der zentral-visuellen Verarbeitung wurden die „Testbatterie für visuelle Objekt- und Raumwahrnehmung“ (VOSP) und der Testordner 1, „Gestaltschließen“ der „Kaufman Assessment Battery for Children“ verwendet. Da Normdaten für Kinder nicht vorlagen, wurde der VOSP auch bei einer Kontrollgruppe durchgeführt. Weiterhin beantworteten die Eltern den „CBCL/4–18-Elternfragebogen über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen“.
Ergebnisse
Bei allen Kindern zeigte sich ein unauffälliger ophthalmologischer und orthoptischer Befund. In den Subtests „Zunehmende Silhouetten“ und „Zahlen lokalisieren“ des VOSP schnitten Kinder mit Legasthenie signifikant schlechter ab als die Kontrollgruppe (p<0,0003 bzw. p<0,046). Im Subtest „Positionen unterscheiden“ zeigten die Kinder mit Legasthenie ebenfalls niedrigere Leistungen als die Kontrollgruppe (p=0,07). Beim Subtest „Gestaltschließen“ des K-ABC und beim CBCL/4–18-Elternfragebogen schnitten die Kinder altersgerecht ab.
Schlussfolgerung
Unsere Daten unterstreichen, dass es sich bei der Legasthenie nicht um ein okuläres, sondern um ein visuelles Teilleistungsproblem handelt. Das schlechtere Abschneiden der Kinder in 3 Subtests des VOSP deutet auf mögliche Störungen der räumlich-kognitiven und der räumlich-perzeptiven Leistung hin.