Erschienen in:
31.07.2017 | EKG | Originalien
CAVE – Ein Checklistensystem zur präoperativen Risikoevaluation
Leitliniengerechte kardiopulmonale Diagnostik vor allgemein- und viszeralchirurgischen Eingriffen
verfasst von:
Prof. Dr. med. W. Schwenk, FACS, P. C. Hoffmann
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 12/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die präoperative Risikoevaluation ist wesentlicher Bestandteil der Indikationsstellung zur Operation. Leitlinien beschreiben evidenzbasierte Algorithmen zur präoperativen Einschätzung des kardialen Risikos. Die Umsetzung der Leitlinienvorgaben im klinischen Alltag gelingt auch erfahrenen Ärzten nur in <50 % der Fälle.
Fragestellung
In einer prospektiven Untersuchung sollte festgestellt werden, ob ein Checklistensystem vor elektiven Allgemein- und Viszeralchirurgischen Eingriffen bei Erwachsenen (CAVE) die leitliniengerechte präoperative kardiopulmonale Diagnostik vor elektiven viszeralchirurgischen Operationen erlaubt.
Material und Methode
Nach den Empfehlungen wissenschaftlicher Fachgesellschaften wurde ein Checklistensystem formuliert und in einer Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie eingesetzt. Es wurde geprüft, ob die tatsächlich durchgeführten Voruntersuchungen (Elektrokardiographie [EKG], Thoraxröntgenuntersuchung, Lungenfunktionsprüfung und kardiologisches Konsil) den Empfehlungen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften entsprachen. Zielkriterien waren die Häufigkeiten der korrekten Durchführung der o. g. apparativen Untersuchungen sowie der überflüssigen und versäumten Untersuchungen.
Ergebnisse
Insgesamt 541 Patienten im medianen Alter von 64,5 (25. bis 75. Perzentile: 52–73) Jahren wurden mithilfe der Checklisten untersucht. 90,4 % der Patienten erhielten das empfohlene EKG, 98,5 % die empfohlene Thoraxröntgenuntersuchung. Die Lungenfunktionsprüfung wurde keinem Patienten empfohlen und 45,5 % der Patienten erhielten das empfohlene kardiologische Konsil. 69,4 %, 99,6 %, 99,3 % und 99,8 % der Patienten ohne Empfehlung erhielten EKG, Thoraxröntgenuntersuchung, Lungenfunktionsprüfung und kardiologisches Konsil tatsächlich nicht. Insgesamt wurde 2,8 % aller Patienten eine empfohlene Untersuchung vorenthalten: 1,5 % das EKG, 0,2 % die Thoraxröntgenuntersuchung und 1,1 % das kardiologische Konsil. Keiner der Patienten mit versäumter Untersuchung erlitt eine postoperative kardiopulmonale Komplikation.
Diskussion
Die Checklisten zur präoperativen kardiopulmonalen Risikoevaluation sind einfach anzuwenden und gewährleisten in höherem Ausmaß als bisher bekannt die evidenzbasierte präoperative kardiale Risikoevaluation. Die Anpassung der Checklisten bei Veränderungen der Empfehlungen ist leicht möglich. Ob durch derartige Checklisten Komplikationen vermieden und Kosten gespart werden können, muss weiter untersucht werden