Eine Vielzahl an Situationen kann zur Notwendigkeit führen, eine Intraokularlinse(IOL) andernorts als im Kapselsack zu fixieren. Je nach Ausgangssituation stehen sulcusfixierte IOL, irisfixierte IOL (IFIOL) und sklerafixierte (SFIOL) zur Verfügung. Bei den SFIOL werden nahtfixierte von nahtlos fixierten Techniken unterschieden. Diese Arbeit soll einen Überblick über die Vor- und Nachteile der Methoden, einschließlich der neueren Methoden der nahtlosen SFIOL, geben. Welches Verfahren im jeweiligen Fall angewendet wird, hängt sowohl von den individuellen Gegebenheiten des Patienten als auch von der Erfahrung des Operateurs ab.
Begleitmaterial
Supplementales Video 1: Implantation einer sulcusfixierten IOL, wie auch in Abb. 1 dargestellt. In diesem Fall bestand eine IOL-Luxation in den Glaskörperraum. Es erfolgten eine ausgiebige Vitrektomie über die Pars plana und Bergung der 1‑stückigen IOL. Die Inspektion des vorderen Kapselsackes hatte eine ausreichende Stabilität für die Implantation einer 3‑stückigen IOL in den Sulcus ciliaris gezeigt. Daher wird diese in den Injektor geladen und über die Clear-Cornea-Inzision zunächst in die Vorderkammer implantiert. Dann werden die Haptiken nacheinander in den Sulcus ciliaris mobilisiert. Zum Ende der Operation zeigt sich eine zentrierte IOL mit runder Pupille.
Supplementales Video 2: Implantation einer Carlevale-IOL, wie auch in Abb. 5 dargestellt. Es handelt sich um einen Fall mit IOL-Kalzifikation. Nach Eröffnen der Bindehaut werden zunächst die Fixationsstellen bei 3 und 9 Uhr markiert. Dann wird jeweils eine Skleratasche an dieser Lokalisation präpariert. Nach Setzen der Vitrektomieports wird die kalzifizierte IOL über einen kornealen Tunnel explantiert. Dann erfolgt eine vordere und Pars-plana-Vitrektomie. Die Carlevale-IOL wird in den Injektor geladen, und die Haptiken werden zur leichteren Überprüfung der Orientierung markiert. Es erfolgt jeweils eine Sklerotomie im Bereich der zuvor präparierten Sklerataschen bei 3 und 9 Uhr. Die führende Haptik wird implantiert und mit einer Krokodilpinzette gegriffen und über die Sklerotomie externalisiert. Die zweite Haptik wird in gleicher Weise externalisiert. Die Enden der Haptiken werden in den Sklerataschen versenkt, und diese werden vernäht.
Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
Eine Intraokularlinsen (IOL)-Implantation in einer anderen anatomischen Lokalisation als dem Kapselsack kann aufgrund verschiedener Ursachen erforderlich werden.
Eine unzureichende Stabilität des Kapselsackes und der Zonulafasern kann aufgrund verschiedener Ursachen auftreten. Neben einer traumatischen Ursache kann auch eine iatrogene Verletzung des Kapselsacks, z. B. durch eine intraoperative Ruptur des Kapselsacks, abhängig von der Größe des Defekts zur Notwendigkeit einer alternativen Technik der IOL-Fixierung führen [1]. Auch eine Luxation der kristallinen Linse, die im Rahmen von systemischen Erkrankungen, wie z. B. dem Marfan-Syndrom, auftreten kann, zählt zu den möglichen Ätiologien einer Kapselsackinstabilität. Im Rahmen eines IOL-Tauschs muss ebenfalls oftmals auf eine alternative Technik der IOL-Implantation zurückgegriffen werden. Ein IOL-Tausch wiederum kann aufgrund verschiedener Ursachen notwendig werden, Hierzu zählen die Eintrübung der IOL z. B. bei primärer oder sekundärer IOL-Kalzifikation, eine IOL-Luxation und auch die Intoleranz gegenüber Nebenwirkungen bei multifokalen IOL [2‐6]. In all diesen Situationen ist eine alternative Fixierung einer Intraokularlinse zur Aphakiekorrektur erforderlich. In dieser Arbeit sollen die verschiedenen Optionen zur Aphakiekorrektur bei unzureichender Stabilität des Kapselsackes dargestellt und die Vor- und Nachteile des jeweiligen Verfahrens beleuchtet werden.
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Überblick über die verschiedenen Ansätze
Prinzipiell stehen 4 verschiedene Ansätze zur Aphakiekorrektur bei fehlender Möglichkeit der Implantation in den Kapselsack zur Verfügung:
A.
sulcusfixierte IOL,
B.
kammerwinkelgestützte Vorderkammerlinsen (engl. anterior chamber IOL, ACIOL),
C.
präpupillär oder retropupillär irisfixierte IOL (IFIOL),
D.
sklerafixierte IOL (SFIOL).
Ein Bericht der American Academy of Ophthalmology [7] verglich die verschiedenen Ansätze und kam zu dem Schluss, dass keines der genannten Verfahren den anderen eindeutig überlegen ist. Große prospektive Studien, die die verschiedenen Ansätze vergleichen, fehlen, sodass die Evidenz für die Wahl eines Verfahrens begrenzt ist. Jede Technik hat ihr eigenes Risikoprofil, und daher sind langfristige Nachkontrollen unabhängig vom gewählten Verfahren erforderlich [7].
Ein Problem, das alle Techniken gemeinsam haben, ist, dass die effektive Linsenposition weniger genau vorausgesagt werden kann als bei einer kapselsackfixierten IOL. Dies führt dazu, dass das Risiko einer Abweichung von der gewählten Zielrefraktion erhöht ist. Wird die IOL weiter posterior positioniert, so ist die Wirkung schwächer, und es kommt zu einem hyperopen Refraktionsfehler. Ein möglicher Ansatz zur Reduktion dieses Risikos ist die Wahl einer myopen Zielrefraktion [8].
Eine vordere oder Pars-plana-Vitrektomie ist in der Regel vor der Implantation einer IFIOL oder SFIOL erforderlich, um einer späteren Inkarzeration von Glaskörper mit entsprechenden Komplikationen vorzubeugen. Insbesondere der vordere Glaskörper im Bereich der Iris sollte sorgfältig entfernt werden, um das Risiko für eine Amotio retinae im Verlauf zu minimieren. Auch bei der sulcusfixierten IOL muss ggf. eine Vitrektomie vor der Implantation erfolgen, falls ein Glaskörperprolaps besteht. Ob eine vordere Vitrektomie ausreichend ist, muss je nach Situation entschieden werden, jedoch bietet der Zugang über die Pars plana den Vorteil, dass ggf. besser auf intraoperative Komplikationen reagiert werden kann.
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Yamada et al. verglichen die Komplikationsraten mit vorderer Vitrektomie und Pars-plana-Vitrektomie im Rahmen einer intraskleralen IOL-Fixierung. In der retrospektiven Untersuchung, die 235 Augen einschloss, konnte kein Unterschied zwischen beiden Gruppen festgestellt werden. Auch wenn der Unterschied nicht statistisch signifikant war, ist zu bemerken, dass nur in der Gruppe mit vorderer Vitrektomie postoperative Netzhautablösungen beobachtet wurden (1,5 %, 2 Augen) [9]. Cho et al. berichten über 83 Augen nach sklerafixierter IOL, bei denen entweder eine vordere oder Pars-plana-Vitrektomie durchgeführt wurde. Sie fanden keinen Unterschied in den Komplikationsraten, empfehlen jedoch die Pars-plana-Vitrektomie auch bei Augen ohne bestehende vitreoretinale Komplikationen [10]. Choi et al. fanden in einer Studie mit 39 Augen keinen Unterschied zwischen beiden Ansätzen [11]. Naderi et al. untersuchten das Risiko für eine rhegmatogene Netzhautablösung nach komplizierter Kataraktoperation und stellten fest, dass das Risiko bei alleiniger vorderer Vitrektomie im Vergleich zur vorderen und Pars-plana-Vitrektomie erhöht ist [12]. Diese Studien legen nahe, dass, falls eine Vitrektomie erforderlich ist, die Pars-plana-Vitrektomie zur Reduktion des Risikos einer Ablatio retinae zu bevorzugen ist.
Sulcusfixierte IOL
Die Implantation einer IOL in den Sulcus ciliaris ist die am zweithäufigsten angewendete Technik der IOL-Fixierung. Die Abb. 1 zeigt die Implantation einer sulcusfixierten IOL, wobei der Eingriff in Bereitschaft zur Implantation einer sklerafixierten IOL durchgeführt wurde. Das supplementale Video 1 zeigt die wichtigsten Schritte der Implantation einer sulcusfixierten IOL.
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Die sulcusfixierte IOL kommt häufig bei iatrogener Kapselruptur im Rahmen einer Kataraktoperation zum Einsatz. Für die Implantation in dieser Lokalisation eignen sich 3‑stückige IOL, wohingegen der Einsatz von 1‑stückigen Acrylat-IOL (engl. „single piece acrylic“[SPA]-IOL) kontraindiziert ist [13‐15]. Die Implantation von SPA-IOL in den Sulcus ist mit zahlreichen Komplikationen verbunden: Pigmentdispersion, Iristransillumination, Dysphotopsien, erhöhter intraokularer Druck, zystoides Makulaödem, Uveitis-Glaukom-Hyphäma-Syndrom und rezidivierende Glaskörperblutungen [13, 14]. Die Implantation von 3‑stückigen IOL gilt aufgrund des Designs mit angulierten Haptiken als sicher [14]. Ein Manöver, das die Komplikationsrate weiter reduzieren soll, ist das sog. „optic capture“. Dabei wird die Optik der IOL hinter die intakte Kapsulorhexis platziert, wobei die Haptiken im Sulcus ciliaris verbleiben. So kann der Kontakt der Optik mit dem uvealen Gewebe minimiert werden [14]. Außerdem verbessert das „optic capture“ die Zentrierung der IOL-Optik [16]. Das sog. „reverse optic capture“ bezeichnet die Implantation der Haptiken in den (defekten) Kapselsack und das Einklemmen der Linsenoptik in die vordere Kapsulorhexis. Die Technik erlaubt auch die Implantation einer SPA-IOL bei intraoperativem Hinterkapseldefekt, da die scharfen Kanten der Haptiken nicht im Sulcus, sondern im (defekten) Kapselsack zum Liegen kommen [17].
Die Platzierung der IOL in den Sulcus, also weiter anterior als bei einer Kapselsackfixierung, spielt bei der Berechnung der benötigten IOL-Stärke eine Rolle. Wird eine Standardformel zur Berechnung von kapselsackfixierten IOL ohne Korrekturfaktor verwendet, so resultiert ein myoper Refraktionsfehler. Daher wird eine Reduktion der IOL-Stärke um 0,5–1,0 dpt für sulcusfixierte IOL empfohlen, wobei dies von der Achslänge abhängt. Bei kürzeren Augen sollte die IOL mindestens 1,0 dpt schwächer gewählt werden, bei längeren Augen reicht eine Korrektur von 0,5 dpt aus [18, 19]. Die Website von Dr. Warren Hill (https://doctor-hill.com/iol-power-calculations/bag-vs-sulcus/) listet die erforderliche Korrektur in Abhängigkeit der IOL-Stärke auf und kann als Entscheidungshilfe bei der IOL-Auswahl dienen. Eine Ausnahme ist im Falle eines „optic capture“ gegeben, da dann die Position der Optik der IOL der einer kapselsackfixierten IOL entspricht [20].
Bei ausreichender Stabilität des Iris-Linsen-Diaphragmas, z. B. bei kleinen Defekten der hinteren Linsenkapsel, ist die Platzierung einer 3‑stückigen IOL in den Sulcus eine sehr gute Option. Auch bei Rissen der vorderen Linsenkapsel oder Defekten, die sowohl die hintere als auch vordere Linsenkapsel umfassen, und Zonulolysen über weniger als 3 Uhrzeiten sind Implantation der IOL in den Sulcus ciliaris beschrieben [19].
Für die Sulcusfixierung ohne „optic capture“ berichteten Brunin et al. einen mittleren korrigierten Visus von 0,15 logMAR und für die Sulcusimplantation mit „optic capture“ einen korrigierten Visus von 0,09 logMAR [21].
Zu den häufigsten postoperativen Komplikationen zählt das zystoide Makulaödem, das in bis zu 11 % der Fälle auftrat [21]. Ein sog. „pupillary capture“ oder „iris capture“, also die teilweise Luxation der Optik der sulcusfixierten IOL in die Vorderkammer, gehört ebenfalls zu den bekannten Komplikationen [22].
Kammerwinkelgestützte Vorderkammerlinse
Vorderkammer-IOL haben den Vorteil, dass sie ohne Naht fixiert werden und kurzfristig ähnliche Visusergebnisse wie die anderen Verfahren ermöglichen [7], sie können jedoch zu einer Vielzahl an Komplikationen führen, die durch die anatomische Lokalisation in der Nähe der Hornhaut und Strukturen des Kammerwinkels begründet sind. Obwohl die ACIOL in einer Übersichtsarbeit der AAO als gleichwertig zu den anderen Methoden bewertet wurden, muss erwähnt werden, dass in dieser Arbeit wichtige Komplikationen wie der Endothelzellverlust unberücksichtigt blieben [7].
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Insbesondere starre IOL mit sog Closed-loop-Haptik-Design sind mit intraokularer Inflammation, pseudophaker bullöser Keratopathie, zystoidem Makulaödem [23] und dem Uveitis-Glaukom-Hyphäma-Syndrom assoziiert. Die Haptiken dieser IOL führen zu einer mechanischen Erosion uvealen Gewebes und zu einer chronischen Inflammation [23]. Aber auch neuere ACIOL sind mit Komplikationen wie dem CMÖ, Sekundärglaukom und bullöser Keratopathie assoziiert, auch wenn sich durch geänderte Materialien und Designs die Häufigkeit dieser Komplikationen reduzieren ließ [24]. Ein Problem liegt auch in der Bestimmung der passenden Größe, die meist anhand des Weiß-zu-Weiß-Wertes geschätzt wird [25]. Ist die implantierte IOL zu klein und rotiert oder zu groß und verkippt dadurch, so kommt es zu einem schnellen Verlust der Endothelzellzahl und zur Dekompensation der Hornhaut. Die Abstützung im Kammerwinkel kann zur Kammerwinkelrezession und folglich zu einem Sekundärglaukom führen [25].
Aufgrund dieser assoziierten Komplikationen waren vorübergehend ACIOL der am häufigsten explantierte IOL-Typ [26]. Heute werden die ACIOL immer seltener eingesetzt [23, 27], und viele Modelle wurden vom Markt genommen.
Irisfixierte IOL (IFIOL)
Das am häufigsten eingesetzte und am besten untersuchte Implantat ist die Artisan Aphakia Model 205 (Ophtec, Groningen, Niederlande), auch bekannt unter dem Namen Verisyse (AMO, Santa Ana), mit konvex-konkavem Design [28]. Irisfixierte IOL können zur Aphakiekorrektur entweder in der Vorderkammer (präpupillär) oder in der Hinterkammer (retropupillär) fixiert werden. Aufgrund der Nähe zum Endothel der Hornhaut kann die präpupilläre Fixierung einen Endothelzellverlust begünstigen [29, 30].
Für die retropupilläre Fixierung wird ein Endothelzellverlust als mögliche Komplikation diskutiert, scheint jedoch aufgrund der Position der IOL hinter der Iris eher unwahrscheinlich. Ähnlich wie bei anderen intraokularen Eingriffen kommt es zwar zu einem Verlust von Endothelzellen durch das Trauma der Operation, jedoch zeigen verschiedene Studien eine langfristig stabile Endothelzellzahl [31, 32].
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Die Abb. 2 zeigt die wichtigsten Schritte bei der Implantation einer retropupillär fixierten IOL. Falls die Pupille bei vorhergehenden Schritten der Operation erweitert wurde, muss sie vor der retropupillären Implantation mit einem Miotikum wieder verengt werden. Für die präpupilläre Implantation sollte immer ein Miotikum intrakameral appliziert werden. Die Implantation erfolgt meist über eine sklerokorneale Inzision von ca. 5,2–5,3 mm, da dieses Vorgehen im Vergleich zu einer kornealen Inzision weniger Astigmatismus induziert. Vor der Implantation werden eventuell vorhandene Reste des Kapselsacks entfernt. Sowohl für die prä- als auch retropupilläre Fixierung der IOL wird mittelperipheres Irisgewebe in den Klauen der IOL enklaviert. Hierfür muss das Gewebe ausreichend stabil sein. Ist dies z. B. aufgrund größerer Irisdefekte oder Atrophien nicht gegeben, muss auf ein alternatives Verfahren ausgewichen werden. Auch bei bestehender Rubeosis iridis oder aktiver Uveitis ist die IFIOL nicht geeignet [33]. Kleinere Atrophieareale können bei der Enklavation ausgespart werden. Bei traumatischer Mydriasis ist die Enklavation zwar technisch schwieriger zu bewerkstelligen, aber prinzipiell möglich. Ist die Pupille sehr eng, besteht bei der retropupillären Enklavation ein erhöhtes Risiko für ein Trauma des Irissphinkter, sodass in diesen Fällen eine präpupilläre Enklavation vorteilhafter sein kann [33].
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Da die Implantation ohne Naht möglich ist und vergleichsweise einfach durchzuführen, kommt es in der Regel zu kürzere Operationszeiten als beispielsweise bei den SFIOL. Wird die IOL retropupillär fixiert, besteht das Risiko für eine intraoperative Luxation des Pseudophakos in den Glaskörper [30], wobei dieses durch die Verwendung spezieller Implantationspinzetten minimiert werden kann. Während bei den Vorgängern der heute verwendeten konvex-konkaven Irisklauenlinsen eine Iridektomie zur Prävention eines Pupillarblocks erforderlich war, ist dies bei den modernen Modellen nicht mehr der Fall [30, 32, 34]. Auch für die modernen irisfixierten IOL ist in der Literatur ein vorübergehender Augendruckanstieg beschrieben, der aber nicht durch einen Pupillarblock, sondern eine postoperative Inflammation oder verbliebenes Viskoelastikum verursacht wird [33]. Je nach Lokalisation vor oder hinter der Iris unterscheidet sich die Ausrichtung der IOL. Bei der präpupillären Fixation zeigt die konvexe Seite der IOL Richtung Hornhaut, bei der retropupillären Fixation hingegen zeigt die konkave Seite Richtung Hornhaut. Dies soll einen Kontakt mit dem Irisgewebe und assoziierte Komplikationen wie eine Pigmentdispersion verhindern.
Eine der häufigsten Komplikationen nach IFIOL-Implantation ist eine horizontale Ovalisierung der Pupille. Sie entsteht, wenn die IOL beispielsweise asymmetrisch oder sehr nah am Pupillarsaum enklaviert wird oder wenn sehr viel Irisgewebe enklaviert wird. Die Häufigkeit wird mit 0–44 % angegeben [33] und ist auch von der Erfahrung des Operateurs abhängig. Häufig ist die Ovalisierung nur vorübergehend, und die Dilatation der Pupille ist in der Regel nicht beeinträchtigt [33]. Daher ist meist keine chirurgische Intervention erforderlich.
Eine weitere häufig berichtete Komplikation ist die spontane oder traumatische Deenklavation der IOL [35]. Ähnlich wie bei der Ovalisierung der Pupille spielt hierbei die Erfahrung des Operateurs eine Rolle, da bei inkorrekter primärer Enklavation eine frühe Deenklavation auftreten kann. In Studien, die Patienten nach IFIOL-Implantation über mehrere Jahre nachverfolgten, zeigte sich eine Deenklavationsrate von 1–2 %, die auf eine Irisatrophie im Bereich der Haptiken zurückzuführen ist [32, 34]. Junges Patientenalter und eine Traumaanamnese wurden hier als begünstigende Faktoren identifiziert. Obwohl eine Reenklavation an anderer Stelle meist gut möglich ist, wird von manchen Operateuren ein Austausch der IOL bevorzugt, da insbesondere bei traumatischer Deenklavation von einem Materialschaden an den Haptiken der IOL ausgegangen werden muss. Der Einsatz einer intakten IOL soll dann ein verlässlicheres Ergebnis als die erneute Fixierung der deenklavierten IOL bringen [32, 33, 35].
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Die funktionellen Ergebnisse mit IFIOL hängen entscheidend von den vorhandenen Komorbiditäten ab und unterscheiden sich deshalb abhängig von der Indikation zur Implantation einer IFIOL. Der bestkorrigierte Visus für die retropupilläre IFIOL wird zwischen 0,09 [36] und 0,64 logMAR [28] angegeben. In beiden Studien wurden unter anderem Patienten untersucht, die entweder aufgrund einer komplizierten Kataraktoperation, IOL-Tausch oder okulärem Trauma mit einer IFIOL versorgt wurden. Bei Patienten mit Komorbiditäten, bei denen beispielsweise zusätzlich eine perforierende Keratoplastik durchgeführt wurde, können die Ergebnisse entsprechend abweichen [33].
Sklerafixierte IOL (SFIOL)
Im Vergleich zur Irisfixation sind die verschiedenen Techniken der Sklerafixation anspruchsvoller in der Umsetzung und gehen mit einer längeren Operationszeit einher. SFIOL können entweder mit Naht oder nahtlos fixiert werden, wobei mittlerweile zahlreiche verschiedene Techniken beschrieben wurden.
Folgende Überlegungen sind prinzipiell bei den SFIOL anzustellen:
Die anatomische Position der SFIOL ist entweder der Sulcus ciliaris oder die Pars plana. Ein erhöhtes Risiko für eine Amotio retinae oder eine suprachoroidale Blutung bei der Fixierung in der Pars plana wurde diskutiert, konnte jedoch in einer Studie mit insgesamt 94 Augen, davon 56 mit IOL-Fixation in der Pars plana nicht bestätigt werden [37]. Auch bezüglich der weiteren untersuchten Komplikationen, Tilt und Dezentrierung der IOL, zystoidem Makulaödem und Sekundärglaukom zeigte sich kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Die Position im Sulcus entspricht einer Fixationsstelle ca. 1,5 mm posterior des Limbus und die der Pars plana einer Fixationsstelle ca. 3,0 mm posterior des Limbus. Zur Vermeidung eines sog. „iris capture“/„pupillary capture“ wird von manchen Chirurgen eine Position ca. 2,0 mm posterior des Limbus bevorzugt, jedoch geht diese Position mit einem erhöhten Blutungsrisiko verglichen mit der Position 3,0 mm hinter dem Limbus einher [37]. Auch ein Abstand von 2,5 mm vom Limbus ist in der Literatur beschrieben und wird von manchen Chirurgen verwendet [38]. Sugiura et al. untersuchten mittels Endoskopie und UBM die Abmessungen des Sulcus ciliaris und der gut vaskularisierten Pars plicata des Ziliarkörpers. Die Abmessung ergab, dass die Pars plicata ca. 2,41 mm hinter dem Limbus endet. Die Autoren empfehlen daher aufgrund der anatomischen Verhältnisse eine Punktionsstelle 3,0 mm posterior des Limbus, um das Blutungsrisiko möglichst gering zu halten. Aufgrund der variablen anatomischen Verhältnisse des Sulcus ciliaris und der unterschiedlichen Austrittsstellen je nach verwendeter Nadel empfehlen Sugiura et al., einer Ab-interno-Fixierung im Sulcus den Vorzug zu geben und auf eine Ab-externo-Fixierung im Sulcus zu verzichten [39].
Eine optimale Ausrichtung der IOL ohne Verkippung oder Dezentrierung gelingt nur, wenn die Fixierpunkte genau 180° voneinander entfernt liegen und keine übermäßige Spannung auf die IOL ausgeübt wird [37]. Eine Verkippung kann insbesondere in Kombination mit einer anterior positionierten IOL ein „iris capture“ begünstigen [7, 37].
Nachfolgend sollen die gängigsten Techniken der SFIOL einschließlich der neueren Ansätze zur nahtlosen Fixierung dargestellt werden.
Nahtfixierte SFIOL
Die Erstbeschreibung der nahtfixierten SFIOL gelang Malbran et al. [40] 1986 mit einer Technik, bei der eine Hinterkammerlinse mittels Polypropylene-Naht im Sulcus fixiert wurde [40]. Es wurden zahlreiche Modifikationen der Technik beschrieben, bei denen verschiedene Lösungen vorgeschlagen wurden, um ein Erodieren der Bindehaut z. B. durch Deckung mit Sklerataschen über den Nähten zu verhindern [41, 42]. Auch das Versenken der Knoten in der Sklera oder spezielle Nahttechniken, die ohne Knoten auskommen, wurden vorgeschlagen [8].
Szurman et al. publizierten 2010 eine minimal-invasive Nahttechnik, mit der 3‑stückige IOL mit einer Prolene-Naht fixiert werden können. Bei dieser Technik wird eine im Injektor geladene IOL verwendet. Eine doppelt-armierte Prolene-Naht wird zunächst 2 mm posterior des Limbus in das Auge eingebracht und 180° von der Einstichstelle wieder mithilfe einer zweiten Kanüle externalisiert. Die Naht wird dann über eine Clear-Cornea-Inzision externalisiert und halbiert, sodass zunächst die führende Haptik an einem Ende fixiert werden kann. Nach Implantation der IOL über die Clear-Cornea-Inzision in die Vorderkammer soll die zweite Haptik im Wundspalt zum Liegen kommen, um mit dem anderen Ende der Naht fixiert zu werden. Dann wird die IOL über Zug an den Nähten in die finale Position im Sulcus gebracht. Die Technik verwendet zur Fixierung in der Sklera eine Z‑förmige Naht ohne Knoten, um Komplikationen wie einer Atrophie der Skleradeckel, Erosion der Nähte und Infektionen vorzubeugen [43, 44].
Bei allen Techniken der Nahtfixation kann es zum Bruch des Nahtmaterials kommen. Vote et al. geben die Häufigkeit einer weiteren chirurgischen Intervention nach nahtfixierten SFIOL mit 49 % an, wobei die häufigste Indikation der Bruch des Nahtmaterials war [45]. Mögliche Ansätze zur Umgehung dieses Problems sind die Verwendung von stärkerem Nahtmaterial oder besonders bruchsicherer Materialien, wie z. B. Gore-Tex [7, 46].
Auch weitere schwere Komplikationen wie suprachoroidale Blutungen und Endophthalmitiden sind nach Nahtfixierung von SFIOL beschrieben, wobei die Häufigkeit je nach verwendeter Technik variiert [7, 8, 47].
Nahtlos fixierte SFIOL
Da die Nahtfixierung von SFIOL technisch anspruchsvoll und mit Komplikationen wie dem Bruch des Nahtmaterials assoziiert ist, wurden verschiedene Techniken zur nahtlosen Fixierung entwickelt.
Scharioth-Technik
Scharioth beschrieb erstmals eine Möglichkeit der nahtlosen Fixierung von SFIOL. Bei dieser Technik werden, ausgehend von zwei 180° voneinander entfernt liegenden Sklerotomien, jeweils ein 2–3 mm langer Skleratunnel, der sog. „Scharioth Tunnel“ oder „Scharioth pocket“, angelegt. Diese dienen der Fixierung der Haptiken einer 3‑stückigen IOL [48]. Die Scharioth-Technik ermöglicht eine stabile Fixierung und gute Zentrierung der IOL in 96,8 % der Fälle, [49], jedoch ist sie nicht immer leicht umzusetzen. Die Abb. 3 illustriert die wichtigsten Schritte dieser komplexen Technik.
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Ursprünglich wurde diese Technik, als „geklebte IOL“ entwickelt, die zusätzlich noch Skleradeckel verwendet, die mit Fibrinkleber versiegelt werden, um die Haptik komplett mit Skleragewebe zu bedecken. Der Klebstoff dient hierbei nicht zur Verbesserung der Stabilität, sondern nur zur besseren Abdeckung der Sklerotomien [50, 51]. Auch für diese Technik zeigte sich eine stabile Position der IOL im Nachbeobachtungszeitraum über 5 Jahre [52].
Die funktionellen Ergebnisse der beiden Techniken sind sehr ähnlich und werden mit einem Fernvisus von 0,4 logMAR für die Scharioth-Technik [49] bzw. einem korrigierten Dezimalvisus von 0,38 für die geklebten SFIOL angegeben [53].
Yamane-Technik
Für die Yamane-Technik eignen sich 3‑stückige IOL, die zunächst in die Vorderkammer implantiert wird. Die Haptiken werden dann, ähnlich wie bei den anderen Techniken, in der 3‑ und 9‑Uhr-Position fixiert, indem sie über Sklerotomien externalisiert werden. Die Abb. 4 zeigt die wichtigsten Schritte anhand einer Schemazeichnung. Dazu wird jeweils mit einer zuvor entsprechend zurechtgebogenen 30-G-Kanüle in 1,5–2,0 mm Abstand vom Limbus über eine intrasklerale limbusparallele Tunnelung in den Glaskörperraum eingegangen, und mittels des sog. Handshake-Manövers werden die Haptiken der IOL aufgefangen und externalisiert. Um die Haptik sicher zu verankern, wird mittels eines Glühkauters eine Knopfkonfiguration am Ende der Haptiken erzeugt (sog. „flange“) mit einem Durchmesser von 0,3 mm. Die Enden werden dann in den zuvor angelegten Skleratunneln versenkt, und die IOL wird im Bereich des Sulcus ciliaris zentriert. Um ein sog. „iris capture“ zu verhindern, wird nach Engstellen der Pupille eine periphere Iridotomie mit dem Vitrektor angelegt. Die Yamane-Technik gilt als minimal-invasiv, und die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend. Der bestkorrigierte Visus 36 Monate postoperativ lag im Mittel bei 0,04 logMAR [54].
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Mögliche Komplikationen der Technik sind eine Verkippung der IOL durch eine asymmetrische Kürzung beim Kautern und eine inadäquate Größe des Flange, die zur Instabilität oder unzureichend versenkten Haptikenden führen kann [51]. Eine Erosion der Haptik ist – analog zur Erosion einer Naht bei den nahtfixierten SFIOL – mit einem erhöhten Risiko einer Endophthalmitis verbunden [55, 56].
Die Technik wurde seit der Erstbeschreibung weiter modifiziert: Es wurde die Verwendung verschieden dicker Nadeln oder Trokaren anstelle von Nadeln beschrieben [57, 58], und ein spezielles Instrument zur Stabilisierung der Nadel („double-needle-stabilizer“) wurde entwickelt. Dieses ermöglicht eine symmetrischere und reproduzierbare Anlage der Skleratunnel, was sich günstig auf eine mögliche Verkippung der IOL auszuwirken scheint [59]. Da das Andocken der Haptik an die Nadel technisch schwierig sein kann, wurden Modifikationen der Technik beschrieben, die diesen Schritt vereinfachen sollen. So kann beispielsweise die führende Haptik zunächst über eine korneale Inzision externalisiert und erst nach der zweiten Haptik über die Sklerotomie externalisiert werden [60] Speziell entwickelte Nadeln, die eine einfachere Manipulation ermöglichen sollen, stehen mittlerweile zur Verfügung. Auch ein Einfädeln der zweiten Haptik weiter posterior im Glaskörperraum unter Zuhilfenahme eines Chandelier-Lichts wurde beschrieben [61, 62]. Eine Modifikation der Form des sog. „flange“ wurde beschrieben, um eine flachere Knopfform zu erhalten, die eine bessere Langzeitstabilität ermöglichen soll [63].
Carlevale-Technik
Die Carlevale-Linse (FIL SSF, Soleko, Italien) ist eine faltbare hydrophile Single-piece-Linse mit T‑förmigen Haptiken (Weite 2 mm, Länge 1 mm), welche in der Hinterkammer positioniert wird. Eine Besonderheit im Linsendesign ist insbesondere eine Abwinkelung der Haptiken um 5° zur Optik, um die Position zu optimieren und das Risiko eines Pupillarblocks zur verringern [64]. Die Linse kann über einen kleinen kornealen oder korneoskleralen Tunnel (2,2 mm oder 2,7 mm) mit einem Einweginjektor (Medicel Viscoject) implantiert werden.
Für die Implantation einer Carlevale-IOL wird zunächst eine Inzision der nasalen und temporalen bulbären Bindehaut durchgeführt, um die Sklera darzustellen, gefolgt von episkleraler Elektrokoagulation zur Blutstillung. Im nächsten Schritt wird ein Trokar für die Infusionskanüle im temporal inferioren Quadranten im Limbusabstand 3,5 mm gesetzt. Anschließend werden 2 Sklerainzisionen mit einer scharfen Klinge bei 0 und 180° im Abstand von 1,75–2,0 mm vom Limbus angelegt [64]. Dann werden die Skleraschnitte nach inferior und superior zur Skleratasche eröffnet, die Größe der dadurch angelegten Sklerataschen sollte etwa 2,5 × 2,5 mm betragen. Über 2 weitere Trokare können nun eine anteriore und posteriore Vitrektomie erfolgen [65, 66]. Mittels 23-G- oder 25-G-Trokar wird durch die Mitte der gebildeten Sklerataschen jeweils eine Sklerotomie angelegt.
Dann wird die Carlevale-IOL über einen kornealen Tunnel implantiert. Dabei wird zunächst die führende Haptik in die Hinterkammer implantiert, die Optik und zweite Haptik verbleiben noch in der Vorderkammer. Die T‑förmigen Haptiken werden mit einer Krokodilpinzette mittels Handshake-Manövers über die Sklerotomien externalisiert. Die Enden werden jeweils in den vorpräparierten Sklerataschen versenkt. Zur Naht der Skleratasche und der Bindehaut wird Nylon 10/0 oder Vicryl 8/0 verwendet.
Die Abb. 5 zeigt die wichtigsten Schritte bei der Implantation einer Carlevale-IOL. Das supplementale Video 2 zeigt die Implantation einer Carlevale-IOL im Rahmen eines IOL-Tauschs.
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Es wurde die Möglichkeit der Externalisierung nach subkonjunktival beschrieben, hier muss jedoch das postoperative Risiko für eine Endophthalmitis bei Erosio der Haptiken bedacht werden [65, 67]. Dies wurde auch für andere Techniken beschrieben, bei denen Haptiken subkonjunktival positioniert werden [54]. Der bestkorrigierte postoperative Visus wurde von verschiedenen Autoren zwischen 0,08 ± 0,08 und 0,42 ± 0,33 angegeben [65, 68].
Vergleich der Methoden
Eine Arbeit von Brunin et al., die die Fixierung im Sulcus (mit oder ohne „optic capture“) mit der IFIOL, ACIOL und SFIOL (nahtfixiert) verglich, zeigte, dass die Visusergebnisse mit der sulcusfixierten IOL am besten waren. Insbesondere in Fällen, bei denen ein „optic capture“ möglich war, war diese Methode auch mit der geringsten Komplikationsrate verbunden [21].
Ein Vergleich einer SFIOL-Technik mit Nahtfixierung und einer geklebten SFIOL, die 50 Augen einschloss, zeigte vergleichbare Visusergebnisse in beiden Gruppen, jedoch war die Nahtfixation mit einer höheren Komplikationsrate verbunden [69]. Eine andere Arbeit, die ebenfalls eine Nahtfixierung mit einer Technik zur geklebten SFIOL verglich, kam auch zu dem Ergebnis, dass die Komplikationsrate mit der nahtlos fixierten SFIOL geringer war [70]. Sowohl die funktionellen Ergebnisse als auch die Stabilität der IOL waren bei der geklebten IOL überlegen [70]. Eine retrospektive Fallserie, die Patienten einschloss, die mit der Scharioth-Technik oder einer nahtfixierten IOL versorgt wurden, zeigte keinen Unterschied zwischen den funktionellen Ergebnissen. Bei den nahtlos fixierten IOL kam es zu 2 Dislokationen (17 %), wohingegen bei den nahtfixierten IOL keine Dislokation beobachtet wurde [71].
Die nahtlos fixierten SFIOL wurden der IFIOL in mehreren Studien gegenübergestellt. Die funktionellen Ergebnisse mit beiden Ansätzen sind vergleichbar [72‐76]. Der Vorteil der IFIOL liegt in der deutlich kürzeren Operationszeit und der Einfachheit des Verfahrens, das dadurch auch mit einer kürzeren Lernkurve verbunden ist [73, 75, 77]. Nachteilig ist die häufiger berichtete Ovalisierung der Pupille [72, 74, 75], die jedoch meist keiner Intervention bedarf. Zudem wurde eine höhere Rate an postoperativer Iritis mit der IFIOL berichtet [72, 75]. Auch das Risiko einer Deenklavation der IFIOL sollte bei der Auswahl der Methode insbesondere bei jüngeren Patienten berücksichtigt werden [73]. Eine Metaanalyse kam zu dem Schluss, dass kein Unterschied in Sicherheit und Ergebnissen zwischen den IFIOL und nahtfixierten SFIOL besteht und dass beide geeignet sind, eine Aphakie bei fehlender Möglichkeit der Kapselsackimplantation zu korrigieren [77].
Li et al. verglichen in einer Metaanalyse die Verfahren der IFIOL, nahtfixierte und nahtlos fixierte SFIOL. Die funktionellen Ergebnisse waren mit allen Methoden vergleichbar. Die Risikoprofile unterschieden sich jedoch je nach Verfahren: Die IFIOL waren mit einem geringeren Blutungsrisiko und geringerem Risiko der Verschlechterung eines Glaukoms oder Auftreten eines Makulaödems verbunden. Die Operationszeit war mit der IFIOL kürzer, der Endothelzellverlust jedoch in dieser Gruppe höher als bei den anderen Verfahren [78]. Da für die IFIOL ein sklerokornealer Tunnel von 5,2–5,3 mm angelegt werden muss, eignet sich dieses Verfahren insbesondere bei Patienten, bei denen dieser Zugang ohnehin bereits besteht.
Ein Vorteil der Carlevale-IOL im Vergleich zur Yamane-Technik scheint das verringerte Risiko zur Verkippung nach Implantation zu sein. Barca et al. [67] beschreiben eine mittlere Verkippung der Carlevale-IOL von 2,08 ± 1,19°, wohingegen bei der Yamane-Technik eine mittlere Verkippung von 2,53 ± 1,43 und 5,62 ± 3,86° beschrieben wurde [66].
Fazit
In Fällen, in denen eine Fixierung der IOL im Kapselsack nicht möglich ist, ist die sulcusfixierte IOL die Methode der Wahl, die jedoch ebenfalls eine gewisse Stabilität des Halteapparates erfordert. Ist auch dies nicht möglich, kommen die IFIOL und SFIOL in Betracht. Die beiden Ansätze unterscheiden sich in ihren Risikoprofilen. Während die IFIOL technisch einfacher ist und mit einer kürzeren Operationszeit einhergeht, jedoch einen großen sklerokornealen Tunnel voraussetzt, hat die SFIOL ein breiteres Anwendungsspektrum. Die Entscheidung für eine Methode hängt nicht nur von den individuellen Gegebenheiten beim jeweiligen Patienten, sondern auch von der Erfahrung des Operateurs mit den unterschiedlichen Techniken ab.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt
R. Khoramnia gibt Forschungsförderung von Alcon, Hoya, Physiol, Rayner, Johnson&Johnson und 1stQ, Vortragshonorare von Alcon, Kowa, Hoya, Ophtec, Physiol, Rayner, Johnson&Johnson, Teleon, Santen, Acufocus, Bausch&Lomb und 1stQ sowie Reisekostenunterstützung von Alcon, Teleon, Johnson&Johnson, Rayner und 1stQ an. G.U. Auffarth gibt Forschungsförderung durch die Klaus Tschira Stiftung, Santen, Alcon, Zeiss, Physiol, Johnson&Johnson, Kowa, Hoya, SIFI und Acufocus, Vortragshonorare von Santen, Alcon, Johnson&Johnson, Kowa, Hoya, SIFI und Reisekostenunterstützung von Alcon, Kowa, Hoya und SIFI an. I.D. Baur, I. Winkelmann, M. Albrecht und Y. Botros geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien. Für Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts, über die Patient/-innen zu identifizieren sind, liegt von ihnen und/oder ihren gesetzlichen Vertretern/Vertreterinnen eine schriftliche Einwilligung vor.
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Supplementales Video 1: Implantation einer sulcusfixierten IOL, wie auch in Abb. 1 dargestellt. In diesem Fall bestand eine IOL-Luxation in den Glaskörperraum. Es erfolgten eine ausgiebige Vitrektomie über die Pars plana und Bergung der 1‑stückigen IOL. Die Inspektion des vorderen Kapselsackes hatte eine ausreichende Stabilität für die Implantation einer 3‑stückigen IOL in den Sulcus ciliaris gezeigt. Daher wird diese in den Injektor geladen und über die Clear-Cornea-Inzision zunächst in die Vorderkammer implantiert. Dann werden die Haptiken nacheinander in den Sulcus ciliaris mobilisiert. Zum Ende der Operation zeigt sich eine zentrierte IOL mit runder Pupille.
Supplementales Video 2: Implantation einer Carlevale-IOL, wie auch in Abb. 5 dargestellt. Es handelt sich um einen Fall mit IOL-Kalzifikation. Nach Eröffnen der Bindehaut werden zunächst die Fixationsstellen bei 3 und 9 Uhr markiert. Dann wird jeweils eine Skleratasche an dieser Lokalisation präpariert. Nach Setzen der Vitrektomieports wird die kalzifizierte IOL über einen kornealen Tunnel explantiert. Dann erfolgt eine vordere und Pars-plana-Vitrektomie. Die Carlevale-IOL wird in den Injektor geladen, und die Haptiken werden zur leichteren Überprüfung der Orientierung markiert. Es erfolgt jeweils eine Sklerotomie im Bereich der zuvor präparierten Sklerataschen bei 3 und 9 Uhr. Die führende Haptik wird implantiert und mit einer Krokodilpinzette gegriffen und über die Sklerotomie externalisiert. Die zweite Haptik wird in gleicher Weise externalisiert. Die Enden der Haptiken werden in den Sklerataschen versenkt, und diese werden vernäht.
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