20.12.2022 | Volumenersatz | Leitthema
Flüssigkeitsmanagement auf der Intensivstation
Kochsalz- vs. balancierte Lösung
verfasst von:
Adrian Doevelaar, Timm H. Westhoff
Erschienen in:
Die Nephrologie
|
Ausgabe 1/2023
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Zusammenfassung
Das Volumenmanagement ist ein wesentlicher Bestandteil der intensivmedizinischen Versorgung. Neben der Einschätzung des Flüssigkeitsbedarfs eines kritisch kranken Patienten mit den Möglichkeiten des medikamentösen und apparativen Volumenmanagements löste die Frage der geeigneten Substitutionslösung zur Volumentherapie in der vergangenen Dekade eine lebhafte Diskussion aus. Es stehen kristalloide und kolloidale Substitutionslösungen zur Verfügung. Die Verwendung kolloidaler Lösungen ist mit einem erhöhten Risiko für akute Nierenschädigungen und mit einer erhöhten Mortalität assoziiert, sodass sich die Substitution kristalloider Lösungen als klinischer Standard etabliert hat. Hierzu stehen unterschiedliche isotone Formulierungen zur Verfügung. Im Jahr 2012 lieferte eine australische Open-label-Studie Hinweise darauf, dass die intensivmedizinische Substitution einer balancierten, chloridreduzierten kristalloiden Lösung der einer physiologischen Kochsalzlösung hinsichtlich der Inzidenz einer akuten Nierenschädigung überlegen ist. Als potenzielle Ursachen wurden die Entstehung einer hyperchlorämischen Azidose und eine Vasokonstriktion des Vas afferens durch die supraphysiologische Chloridkonzentration in 0,9%iger NaCl-Lösung vermutet. Neuere hochrangig publizierte Daten stellen diese Befunde nun in Frage und bieten Gelegenheit, die vorliegende Evidenz neu zu bewerten.