Erschienen in:
02.11.2021 | Vordere Kreuzbandruptur | Operative Techniken
Anterolaterale Stabilisierung mittels modifizierter Ellison-Technik – Behandlung anterolateraler Instabilitäten und Verminderung des VKB-Rerupturrisikos
verfasst von:
Prof. Dr. med. Mirco Herbort, Dr. Elisabeth Abermann, Dr. Julian A. Feller, AO-Prof. Dr. Christian Fink
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 3/2022
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Zusammenfassung
Operationsziel
Ziel der modifizierten Operation nach Ellison als Ergänzung einer konventionellen VKB-Rekonstruktion ist die gezielte Erhöhung der anterolateralen Rotationsstabilität eines Kniegelenks nach VKB-Ruptur zur Verbesserung der Stabilität und Verminderung des Rerupturrisikos.
Indikationen
VKB-Ruptur mit erhöhtem Rerupturrisiko (junges Alter <25 Jahre, Rückkehr zu Risikosportarten, Hyperlaxität, kontralaterale VKB-Ruptur in der Anamnese), erhöhte subjektive und objektive anterolaterale Rotationsinstabilität des Kniegelenks nach VKB-Ruptur, Rerupturen des VKB.
Kontraindikationen
Relative: Gonarthrose, additive Instabilitäten (z. B. posterolateral, medial), nichtanatomische VKB-Rekonstruktion mit persistierender Instabilität. Absolute: Allgemeine Kontraindikationen gegen eine Operation (z. B. Infektionen etc.), Reizzustand des Kniegelenks.
Operationstechnik
Durchführung in Rückenlagerung. Anzeichnen der typischen Landmarken. Schnittführung des Hautschnitts vom Tuberculum Gerdyi nach proximal im Verlauf des Tractus iliotibialis bis zur Kreuzungsstelle des lateralen Kollateralbands (ca. 5 cm). Darstellung des Tractus iliotibialis im Bereich des Tuberculum Gerdyi bis etwa 10 mm oberhalb der Kreuzungsstelle mit dem LCL. Anzeichnen der Breite (10–12 mm) des Transplantats über dem Tuberculum Gerdyi. Scharfes periostales Ablösen des 10–12 mm breiten Traktusstreifens am Tuberculum Gerdyi mit dem Skalpell. Verlängerung des Traktusstreifens mit 10–12 mm Breite bis 8 mm proximal der Kreuzungsstelle mit dem LCL mit Hilfe einer Schere. Armieren des distalen Endes des Traktusstreifens mit Hilfe eines nichtresorbierbaren Fadens (z. B. FiberWire No2, Arthrex, Naples, USA). Unterminieren des lateralen Kollateralbands. Der Traktusstreifen wird dann anschließend von proximal unter dem LCL durchgeshuttelt und wieder zum Tuberculum Gerdyi geführt. Am Tuberculum Gerdyi wird der Traktus in ursprünglicher Position mit Hilfe eines Knochenankers refixiert. Der Entnahmedefekt des Traktus wird mittels Vicrylnaht im proximalen Teil verschlossen. Schichtweiser Verschluss.
Weiterbehandlung
Hartrahmen Kniegelenkorthese mindestens 6 Wochen, Bewegungslimitierung von 0‑0-90° für 6 Wochen, 2 Wochen 20 kg Teilbelastung.
Ergebnisse
Insgesamt 36 Patienten (mittleres Alter: 18,9 Jahre) mit erhöhtem Rerupturrisiko wurden neben der VKB-Rekonstruktion mit einer modifizierten Ellison-Rekonstruktion versorgt. Follow-up von 2 Jahren.; 35 Patienten erreichten das vorherige Sportlevel. Ein Patient mit Reruptur, 2 Zyklopsresektionen und 3 kontralaterale VKB-Rupturen.