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01.11.2021 | Vorhofflimmern | Nachrichten

Vorhofflimmern

Kardioversion im Alter: Das Risiko für Bradyarrhythmien steigt!

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Vor allem bei betagten Patienten ist eine elektrische Kardioversion bei Vorhofflimmern möglicherweise riskanter als gedacht. In einer dänischen Bevölkerungsstudie stieg das Risiko behandlungsbedürftiger Bradyarrhythmien altersabhängig auf bis zu 5%.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Die elektrische Kardioversion (ECV) zur Behandlung von Vorhofflimmern ist bei Patienten höheren Alters offenbar riskanter als gedacht, und zwar nicht unbedingt in Bezug auf Thromboembolien und ischämische Schlaganfälle, die generell zu wichtigsten Komplikationen zählen. Wie dänische Forscher herausgefunden haben, steigt nach einer ECV das Risiko einer Bradyarrhythmie mit zunehmendem Alter deutlich, von lediglich 0,5% bei 40-Jährigen über 1,2% bei 65-Jährigen bis auf 5,1% bei Patienten im Alter von 90 Jahren.

Die Studie beruht auf dänischen Registerdaten. Erfasst wurden 290 bradyarrhythmische Ereignisse innerhalb von 30 Tagen nach der Prozedur bei insgesamt 20.725 Patientinnen und Patienten mit Vorhofflimmern. Ein solches Ereignis konnte ein fortgeschrittener atrioventrikulärer Block, ein sinuatrialer Block oder eine unspezifische Bradykardie im Entlassungsbericht sein oder auch eine dokumentierte Schrittmacherimplantation (temporär oder permanent) bzw. die Implantation eines Defibrillators.

Risikofaktor strukturelle Herzerkrankung

In der Studie traten derartige Ereignisse deutlich häufiger auf, wenn die Patienten eine strukturelle Herzerkrankung wie KHK oder Kardiomyopathie aufwiesen oder schon vorher Synkopen berichtet hatten. In diesen Fällen war das Risiko einer Bradyarrhythmie nach ECV rund zweieinhalbfach erhöht, bei Klappenfehlern sogar dreifach. Eine Herzinsuffizienz erhöhte das Risiko etwa um den Faktor 1,5, ebenso ein Diabetes mellitus in der Vorgeschichte.

Das Sterberisiko, ebenfalls bezogen auf die ersten 30 Tage, war zwar insgesamt mit 0,08% sehr niedrig, es stieg aber bei den 80-Jährigen auf 0,6% und ab 90 Jahren sogar auf fast 3%.

Angesichts des weitverbreiteten Einsatzes der ECV seien diese Daten äußerst relevant für Ärzte, die Patienten mit Vorhofflimmern behandeln, insbesondere da es sich bei der Mehrzahl um eine ältere Klientel handle, so das Forscherteam um Dr. Peter Rasmussen von der Universitätsklinik Kopenhagen. In der Studie lag das Durchschnittsalter bei 66 Jahren, dabei hatten viele mindestens einen der genannten Risikofaktoren: Bei 17% lag eine Herzinsuffizienz vor, bei 15% eine KHK und bei 10% ein Diabetes mellitus.

Antiarrhythmika sicher

Ein Antiarrhythmikum nahmen bei Studieneinschluss 11% ein, dabei handelte es sich meist um Amiodaron. Viel häufiger war allerdings der Einsatz eines oder mehrerer frequenzsenkender Medikamente ohne Antiarrhythmikum, 75% der Teilnehmer waren vor der ECV so behandelt worden. Zwischen diesen beiden Strategien gab es im Hinblick auf Bradyarrhythmien jedoch keinen nennenswerten Unterschied, betonen Rasmussen und sein Team. Dieses Ergebnis ist für die Forscher beruhigend, vor allem, da „die Vorbehandlung mit einem Antiarrhythmikum die Wahrscheinlichkeit, nach einer ECV einen Sinusrhythmus wiederzuerlangen und beizubehalten, deutlich erhöht“.

Das Fazit von Rasmussen und Kollege: Es sei wichtig, an das Bradyarrhythmie-Risiko im Zusammenhang mit einer elektrischen Kardioversion zu denken und die Patienten, vor allem ältere, im Vorfeld darüber aufzuklären.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie hoch ist das Risiko einer behandlungsbedürftigen Bradyarrhythmie nach elektrischer Kardioversion, abhängig vom Alter?

Antwort: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter deutlich und erreicht bei Hochbetagten bis zu 5%.

Bedeutung: Vor allem bei älteren Patienten sollte man dieses Risiko bedenken und entsprechend aufklären.

Einschränkung: Retrospektive Beobachtungsstudie; keine Informationen über Art und Dauer des Vorhofflimmerns und periprozedurale Medikation; keine Daten zu BMI und Blutdruck. Eine Schrittmacherimplantation steht nicht unbedingt im Zusammenhang mit der Kardioversion.

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Literatur

Rasmussen PV et al. Electrical cardioversion of atrial fibrillation and the risk of brady-arrhythmic events. American Heart Journal 2021; https://doi.org/10.1016/j.ahj.2021.10.182

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