Erschienen in:
28.06.2017 | Originalien
Was bedeutet Schmerzintensität aus Sicht der Patienten?
Eine qualitative Studie zur Patientenperspektive auf Schmerzstärke als Konstrukt in der Therapieevaluation und die Interpretierbarkeit der Schmerzstärkemessung
verfasst von:
Dipl. Psych. K. Neustadt, S. Deckert, C. Kopkow, A. Preißler, B. Bosse, C. Funke, L. Jacobi, P. Mattenklodt, B. Nagel, P. Seidel, R. Sittl, E. Steffen, R. Sabatowski, J. Schmitt, U. Kaiser
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 6/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das Konstrukt der Schmerzstärke wird häufig in Effektivitätsstudien der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) als Ergebnisparameter erhoben. Fraglich ist jedoch zum einen, ob dieses Kriterium, gerade in der IMST, welche als Ziel eher den Umgang mit chronischen Schmerzen als die Reduzierung dieser hat, ein geeignetes Bewertungskriterium darstellt. Zum anderen wird die Frage, inwieweit dieses Konstrukt mit den gängigen Verfahren überhaupt reliabel und valide gemessen werden kann, kritisch diskutiert. Um die Relevanz der Schmerzstärke als Kriterium des Therapieerfolgs sowie die Interpretierbarkeit und Handhabbarkeit gängiger Erhebungsverfahren zu bewerten, ist eine Partizipation der Patienten unabdingbar.
Methodik
In einer qualitativen, multizentrischen Studie wurden im Rahmen von Fokusgruppen festgelegte Fragestellungen zum Konstrukt sowie der Erhebung der Schmerzstärke mit IMST-Patienten (N = 69; 18–77 Jahre; 80 % weiblich) in vier deutschen Einrichtungen diskutiert.
Ergebnisse
Es zeigte sich, dass das Konstrukt der Schmerzstärke von den Patienten als relevantes, aber nicht primäres Therapieoutcome gesehen wird. Hinsichtlich der Messung der Schmerzstärke merkten die Patienten deutliche Probleme an, beispielsweise bei der Erhebung von Attackenschmerz oder auch bei der Abgrenzung der körperlichen Schmerzkomponente von den affektiven und sozialen Aspekten des Schmerzerlebens.
Diskussion
Die Äußerungen der Patienten legen nahe, dass eine Messung der Schmerzstärke aufgrund der hohen Subjektivität, der multidimensionalen Natur des Schmerzerlebens, aber auch wegen (sprachlicher) Ungenauigkeiten und fehlender Standardisierung der Messinstrumente problematisch ist. Dies sollte in zukünftigen Messungen der Schmerzstärke Berücksichtigung finden.